„… Etwas packte ihn von hinten und wickelte sich um sein Bein. Er stieß einen Schrei aus, und es stürzte sich auf ihn, riss an ihm, und ihm war klar, dass Gott die Gebete eines Verbrechers nicht erhören würde. …“ (Seite 13)
»Der Gesang begann bei Einbruch der Dunkelheit, das Sterben kurz danach.«
Fernab üblicher Schifffahrtsrouten in den unerforschten Gewässern der Karibik liegt eine geheimnisvolle Insel, umgeben von einem Friedhof gesunkener Schiffe. Die Insel ist so abgelegen, dass sie zum perfekten Treffpunkt für eine Handvoll mittelamerikanischer Schmuggler wird, darunter die Antoinette, ein mit Waffen beladener Frachter aus Miami. Zwischen den unzähligen Wracks betritt die Besatzung der Antoinette – und der verdeckt ermittelnde FBI-Agent an Bord – das vermeintliche Refugium moderner Piraten, nur um festzustellen, dass sich dort etwas viel Schrecklicheres verbirgt.
In Washington könnten zwei Wissenschaftler Licht ins Dunkel der Ereignisse bringen. Und an Bord eines FBI-Schiffes, das die Antoinette überwacht, könnte eine bewaffnete Spezialeinheit eingreifen. Aber das setzt voraus, dass die Besatzung der Antoinette ihre erste Begegnung mit Kreaturen überlebt, die den Menschen so gut wie unbekannt sind, deren unheimlicher Gesang jedoch durch die Korridore der dunkelsten Legenden der Menschheit hallt.
Tori geht als eine Art Mädchen für alles der Besatzung an Bord des Containerschiffes „Antoinette“ zur Hand. Eigentlich heißt sie auch gar nicht Tori, doch als sie die Chance auf ein neues Leben bekam, hat sie zugegriffen. Jetzt fährt sie zur See und hilft Josh nicht nur in der Küche aus. Doch auch Josh ist nicht der, der er vorgibt zu sein. Als das Schiff eine abgelegene Insel ansteuert, beginnt für die Besatzung ein Albtraum, denn das Eiland ist nicht unbewohnt und keiner hat es bisher wieder verlassen, davon zeugen eine Menge Wracks.
„The Ocean Dark“ von Christopher Golden hat einiges zu bieten: ein Containerschiff etwas abseits der eigentlichen Route, dessen Kapitän zusammen mit seinem Bruder auf See illegale Geschäfte abwickelt und dabei von einem FBI Agent undercover beobachtet wird, der sich sich in eine Affäre mit einer Frau stürzt, die nicht ist, was sie vorgibt zu sein. Außerdem spielt eine abgelegene Insel mit ihren geheimnisvollen Bewohnern eine wichtige Rolle.
Aber fangen wir von vorne an. Tori hat auf der „Antoinette“ angeheuert, wo sie unter Befehl des Kapitäns Gabe und dessen Bruder Miguel der Besatzung zur Hand geht. Während sie in der Küche aushilft, flirtet sie immer wieder mit dem Koch Josh und schließlich landen die beiden im Bett. Doch Josh hat ein Geheimnis und auch der Kapitän spielt nicht nach den Regeln, denn auf einer kleinen Karibikinsel will er ein Waffengeschäft abschließen. Das andere Schiff taucht nicht auf, dafür jedoch mysteriöse und blutrünstige Kreaturen, die nicht vorhaben, die Mannschaft der „Antoinett“ wieder gehen zu lassen.
Ein Mix aus Action, Thriller, Liebesgeschichte und schließlich Monsterhorror, eigentlich entspricht „The Ocean Dark“ ganz meinem Beuteschema, aber so wirklich vom Hocker gehauen hat mich das Buch dann leider doch nicht. Ich mag Christopher Goldens Schreibstil und auch seine Figuren, von denen die wichtigsten auch mit tiefgründigen Hintergrundgeschichten punkten können. Ich verstehe sowohl Gabe, den Kapitän, der alles tut, um seinem Bruder zu helfen und es dabei mit Recht und Gesetz nicht so eng sieht, als auch Tori, die aus ihrem alten Leben geflohen ist und sich ein neues aufgebaut hat. Dann trifft sie auf Josh und eigentlich fangen die Probleme schon da an, nicht erst mit den Monstern auf der Insel. Von denen hätte ich übrigens gern mehr gelesen, denn bis sie auftauchen, vergeht erstmal eine ganze Weile. Wobei man auch sagen muss, die Geschichte braucht Zeit, um sich aufzubauen und die Hintergründe verständlich zu machen. Das ist keineswegs langweilig, wenn es dann ums pure Überleben geht allerdings ziemlich egal. Versteht mich nicht falsch, das Buch war spannend und ich mochte die Charaktere und auch die Entscheidungen, vor die sie gestellt wurden, aber irgendwie fehlt mir hier der letzte Kick, etwas, das dafür sorgt, dass mir die Geschichte im Gedächtnis bleibt.
„The Ocean Dark“ ist als wunderschön aufgemachte illustrierte und signierte Ausgabe in der Cemetery Dance Germany Reihe des Buchheim Verlages erschienen.
Ein Schiff, dessen Besatzung in krumme Geschäfte verwickelt ist und eine abgelegene Insel, auf der seltsame Kreaturen ihr Unwesen treiben. Christopher Goldens Ausflug in die Karibik ist durchaus spannend, auch die Figuren sind gut gezeichnet, insgesamt ist das Buch für mich aber nichts, was im Gedächtnis bleibt, deshalb vergebe ich 3,5 von 5 Miezekatzen.