„Blut-TV“ – Edward Lee

“ … Der Fernseher hatte funktioniert  und er hatte die abscheulichsten Bilder zu sehen bekommen. Als sich der Nebel um seine Erinnerung lichtete, musste er heftig schlucken. Unfaßbar scheußliche Bilder, wie er sie sich nie hätte ausdenken können: Mord, Verstümmelung – ihm wurde ganz schwindelig davon. …“ (Seite 83)

Farthing ist ein gewöhnlicher Typ und er hat gerade ein ganz normales Wohnmobil in einem ganz normalen Trailerpark geerbt. In diesem Wohnwagen steht jedoch ein alter Fernseher, der alles andere als gewöhnlich ist. Er sendet keine Filme oder Nachrichten. Und er wird auch nicht einfach eingeschaltet.
Nein. Das Gerät wird durch Blut aktiviert. Und dann zeigt es die grausamsten Szenen der Menschheitsgeschichte, wie sie der Teufel gesehen hat.
Eine Gruppe Satanisten zwingt Farthing regelmäßig, Blut zu trinken und den Fernseher für sie »einzuschalten«, damit sie sich an dem Grauen ergötzen können.
Für Farthing beginnt ein verzweifelter Kampf …

Farthing, ein schon ziemlich alter Knacker ist gerade dabei in seinem heruntergekommenen Triler die nackte Barbara Steele auf dem Monitor zu bewundern, als er einen Anruf vom Anwalt seines Onkels bekommt. Der teilt ihm mit, dass Eldred bereits vor 2 Monaten verstorben ist und ihm sein Haus in England und außerdem eine monatliche Zahlung von 3.000 Pfund vermacht hat. Allerdings bekommt er das Geld nur, wenn er im Haus, dass sich als luxuriöser Wohnwagen entpuppt, lebt. Doch das Erbe wird schon bald zum Albtraum, denn in seinem neuen Heim steht ein ganz besonderer Fernseher.

Willkommen zu einem besinnlichen Lesetipp in der Vorweihnachtszeit, diesmal mit Edward Lees „Blut-TV.^^
Das vermeintlich schöne Leben beginnt für Farthing mit dem Tod seines Onkels Eldred, der ihm sein Haus in England, sowie einen monatlichen Unterhalt vermacht hat und so verlässt er Amerika und landet in East Suffolk, wo man sich vor allem die Damenwelt gut um ihn kümmert. Das Ganze klingt erstmal nach einem Hauptgewinn, bis Farthing zufällig den altertümlichen Fernseher, der in seinem neuen Heim steht, zum Laufen bringt und grausame aneinandergereihte Filmchen zu sehen bekommt, die er anfangs noch für nachgestellt hält. Doch was ihn zum Kotzen bringt, begeistert eine Gruppe von Satanisten, die die Grausamkeiten feiert und die schon lange regelmäßig für gemütliche Fernsehabende vorbeischauen und dafür haben sie jetzt einen neuen Gastgeber, Farthing, ob er nun will oder nicht.
Ein heruntergekommener dauergeiler alter Knacker in den 60ern, Farthing ist ein typischer Lee Charakter, mit dem er sich mal wieder selbst ein wenig auf die Schippe nimmt und der mich an den Schriftsteller aus „White Trash Gothic“ erinnert, denn auch er ist dem körperlichen Kontakt mit den Frauen, die sich natürlich auf ihn stürzen, nicht abgeneigt, ganz im Gegenteil. Doch im Gegensatz zur „WTG“ Reihe hält sich „Blut-TV“ in Sachen schwarzem Humor zurück, dabei ist es für Edward Lee eigentlich typisch, dass sich die Brutalität oder die Ekelszenen in seinen Büchern so übertrieben sind, dass man darüber einfach grinsen muss. Und auch wenn Farthing selbst eine Karikatur ist, die Gewaltszenen hier sind hart, hammerhart, und zeigen, zu welchen abartigen Taten wir Menschen fähig sind. Die werden in jeweils kurzen Abschnitten aneinandergereiht und erfordern einen wirklich stabilen Magen, vor allem bei Lesern mit ausgeprägtem Kopfkino. Wer mit solchen Dingen nicht umgehen kann, sollte einen riesengroßen Bogen um dieses Buch machen, am Besten gleich um Edward Lee selbst.
Ich muss gestehen, die letzten Lee Werke, die bei Festa erschienen, fand ich für seine Verhältnisse fast schon soft, hier zeigt der gute Edward aber endlich wieder, dass ihm in Sachen Brutalität und Ekel keiner so schnell das Wasser reichen kann.
Natürlich will auch „Blut-TV“ keine anspruchsvolle Literatur sein, trotzdem bleibt am Ende eine Frage: Wie weit beeinflussen oder verändern uns die Dinge, die wir – nicht nur in der Glotze – zu sehen bekommen wirklich? Ein interessantes Thema, über das es sich durchaus lohnt nachzudenken.

Ein typischer Lee, wobei, „Blut-TV“ ist eigentlich noch ein bisschen böser als seine anderen Werke. Blutig, brutal und nichts für Leute mit schwachem Magen, Probleme mit Gewaltdarstellungen sollte man auch nicht haben. Aber hey, die Hölle ist nun mal kein Ponyhof, 4 von 5 Miezekatzen.

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