„Finster“ – Ivar Leon Menger

“ … Er hatte es immer geahnt. Und nicht nur das, er hatte sie alle gewarnt. Die Kollegen, den Bürgermeister, die Gemeinde. Doch niemand wollte es hören. Nun ist es wieder passiert, zehn Jahre später. …“ (Seite 20) 

Im Dorf der Verlorenen
Mai 1986. Ein 13-jähriger Junge verschwindet spurlos vom Jahrmarkt in Katzenbrunn. Das passiert nicht zum ersten Mal. Seit Jahren werden in dem kleinen Dorf im Odenwald immer wieder Kinder als vermisst gemeldet. Hans J. Stahl, Kriminalkommissar a. D., beschließt daraufhin, die Ermittlungen an den seither ungelösten Fällen wieder aufzunehmen und auf eigene Faust weiterzuführen. Er kehrt zurück nach Katzenbrunn, das vor allem für seine psychiatrische Klinik bekannt ist. Dabei stößt er auf verstörende Geheimnisse. Während er den wenigen Spuren nachgeht, verschwindet ein weiterer Junge. Stahl läuft die Zeit davon.

Ein kleines Dorf, in dem immer wieder Kinder verschwinden und ein Kommissar a.D., den der Fall einfach nicht loslässt. Vor 10 Jahren hat er einer Mutter versprochen, dass er ihren Sohn findet. Nun ist er wieder zurück, denn erneut ist ein Junge verschwunden und da ist ja noch dieses alte Versprechen.

Was soll ich sagen, ich mochte „Finster“ wirklich gern. Schon allein, weil das Buch zeigt, dass man die ältere Generation nicht einfach an die Seite schieben sollte, denn sie gehören nicht automatisch zum alten Eisen, nein, manchmal sind sie hart wie Stahl. Sorry für das miese Wortspiel, aber es musste einfach raus, denn der pensionierte Ermittler, der hier einen alten Fall lösen will, der ihm auch nach Jahren keine Ruhe lässt, heißt Stahl.
Katzenbrunn ist ein kleines Dorf im Odenwald mit 50 Einwohnern und einer psychiatrischen Klinik in den anliegenden Wälder. Vor zehn Jahren hat Hans Jörg Stahl hier nach einem verschwundenen Jungen gesucht und der Mutter versprochen, ihr Kind zu finden, doch er ist gescheitert. Inzwischen ist er 72 und in Rente , als er an den Ort seiner größten Niederlage zurückkehrt, wo bereits 1969, 1973, 1975 und 1976 Jungs verschwanden. Und jetzt, im Mai 1986 wird wieder nach einem Kind gesucht.
Die Dorfbevölkerung ist schrullig, verschlossen und nicht begeistert über die Rückkehr des ehemaligen Kommissars. Dabei sollten doch gerade sie Interesse daran haben, zu erfahren, was den verschwundenen Kindern passiert ist. Doch nur Geli, die Wirtin der Pension, in der er sich eingemietet hat, ist bereit ihm zu helfen. Das Ermittlerduo in „Finster“ besteht also aus einem verdammt cleveren Rentnerpärchen und das finde ich genial. Geli und Stahl ergänzen sich perfekt und sind liebenswerte Figuren, mit denen man sich identifiziert und mitfiebert, auch wenn sie eben nicht mehr die jüngsten sind.
Das kleine Örtchen mit seinen ganz eigenen Einwohnern ist ein faszinierter Schauplatz, der für düstere Stimmung sorgt. Wobei man hier auch sagen muss, dass das 80er Jahre Feeling großartig eingefangen wurde. Damals musste man noch ganz anders recherchieren, es gab keine Handys, man hatte keinen PC oder Laptop zu Hause, auf dem man mal schnell etwas googlen konnte. Und so schwingt trotz all der Finsterniss eben auch eine gewisse Nostalgie mit.
Ivar Leon Menger lässt in seinem Buch nicht nur Geli und Stahl, sondern auch andere Dorfbewohner zu Wort kommen, so ist man als Leser zwar immer ein bisschen schlauer als der ehemalige Kommissar, weiß aber dennoch nicht, was gespielt wird, ein verdammt cleverer Schachzug.
Ihr seht, mich hat „Finster“ begeistert, so sehr, dass ich mir unbedingt die anderen beiden Bücher des Autors zulegen muss, ich bin jetzt schon gespannt, was mich da erwartet.

„Finster“ macht seinem Titel alle Ehre, ein düsteres Buch, das den Leser tief in menschliche Abgründe blicken lässt und einmal mehr zeigt, dass das Böse mitten unter uns lebt und viele Masken trägt. Hinzu kommen überzeugende Charaktere und Ort, der einem Schauer über den Rücken jagt und so gibt es für „Finster“ von mir wohlverdiente 4,5 von 5 Miezekatzen und eine unbedingte Leseempfehlung für alle Thrillers Fans.

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