“ … Da sagte er ihr, sie sei ein Wechselbalg, und wie Findelkind drang das Wort in ihr Herz.
Er war freundlich und wollte ihr nichts Böses. Wie hätte er ahnen können, dass dieses Wort einen Keil zwischen sie und ihre geliebten Monster trieb? … “ (Seite 43)
Dornenhecke erzählt von einer krötigen Heldin mit einem Herz aus Gold, einem liebenswerten Ritter und einer Mission, die komplett in die Hose geht … Es war einmal eine Prinzessin, die in einem Turm festsaß. Diese Geschichte handelt nicht von ihr. Kurz nach ihrer Geburt wird Krötling von den Feen entführt. So wächst sie zwar fern von ihrer Familie, doch geliebt und geborgen in den warmen Wassern des Feenlandes auf. Eines Tages wenden sich die Feen mit einer Bitte an sie: Sie soll in die Menschenwelt zurückkehren, um ein Neugeborenes mit einem schützenden Segensspruch zu bedenken. Klingt einfach, oder? Doch bei den Feen ist nichts jemals einfach. Jahrhunderte später nähert sich ein Ritter einer hohen Dornenhecke, deren Stacheln so scharf wie Schwerter und dick wie Unterarme sind. Wie er gehört hat, gibt es hier einen Fluch zu brechen – einen Fluch, den Krötling mit aller Macht aufrechterhalten will …
Krötling, die kurz nach ihrer Geburt von den Feen entführt wurde, bekommt den Auftrag, in ihre alte Heimat zurückzukehren und dort der Prinzessin zur Taufe ein ganz besonderes Geschenk zu machen. Doch der Zauber läuft schief und so tut Krötling alles, um ihren Fehler zu korrigieren. Eine Dornenhecke schottet das Schloss von der Außenwelt ab, bis ein neugieriger Ritter auftaucht.
Fantasy ist bei mir immer so eine Sache, ich brauch da keine Lovestory und wenn es dann noch die übliche Dreierkonstellation ist, bin ich eigentlich schon raus. Und genau deswegen mag ich T. Kingfisher, denn ihre Geschichten sind anders, dass habe ich schon bei „Wie man einen Prinzen tötet“, meinem ersten Buch der Autorin gemerkt. Ihre Figuren sind keine Helden im eigentlichen Sinne, sie sind wunderbar „unperfekt“ und genau darum schließe ich sie immer sofort ins Herz, so wie hier Krötling, die in dieser Dornröschen Hommage die Rolle der bösen Fee einnimmt.
Krötling ist eigentlich eine Prinzessin, doch schon kurz nach ihrer Geburt wird sie ins Elfenreich entführt, durch einen Wechselbalg ersetzt und wächst bei den Grünzähnen, seltsamen Wasser wesen auf. Dort lernt sie auch, sich in eine Kröte zu verwandeln und bekommt den Namen Krötling. Sie fühlt sich wohl in ihrer Familie, bis sie an den Feenhof geholt und dort ausgebildet wird. Denn sie hat eine Aufgabe: ausgerechnet bei ihrer richtigen Familie im Menschenreich soll sie das mit ihr vertauschten Wechselbalg bei seiner Taufe mit einer Gabe segnen.
Doch etwas läuft schief und das Unglück nimmt seinen Lauf. Das Schloss ihrer Eltern versteckt sie hinter einer riesigen Dornenhecke, um so andere Menschen fernzuhalten und nach 200 Jahren ist es fast in Vergessenheit geraten. Doch dann taucht ein Ritter auf.
Eigentlich ist „Dornenhecke“ eine recht düstere Märchenadaption, aber die beiden liebenswerten Protagonisten nehmen dem Geschehen ein bisschen an Schärfe. Krötling, die alles andere als eine bezaubernde Fee ist, fühlt sich in keiner der beiden Welten so wirklich zu Hause, gehört nirgendwo richtig dazu und lebt seit Jahrhunderten ein einsames Leben an der Dornenhecke, um ihre Pflicht zu erfüllen. Sie ist überrascht, als nach all der Zeit ein Ritter auftaucht, der ins Schloss vordringen will. Und auch Halim ist kein typischer Ritter, weder ein Schönling, noch steht ihm der Sinn nach kämpfen, dafür ist er neugierig und entschuldigt er jedes Mal, wenn er flucht, denn das hat seine Mutter ihm so beigebracht. Kurz gesagt, die beiden entsprechen jetzt nicht unbedingt dem Ideal, aber genau das macht die beiden völlig unterschiedlichen Individuen und ihren Umgang miteinander so liebenswert, dass sie der Hintergrundgeschichte ein bisschen ihrer Düsternis nimmt.
Dass die Autorin sich hier dem Dornröschen-Stoff annimmt, ist nicht zu übersehen, aber sie vertauscht die Rollen und sorgt so dafür, dass man das bekannte Märchen aus einem völlig anderen Blickwinkel betrachtet. Dazu kommen die ganz eigenen Figuren und Kingfishers Schreibstil und all das macht T. Kingfishers Novelle für mich zu einer ganz besonderen Geschichte.
Wer Märchen mag und ein Herz für Außenseiter hat, sollte hier unbedingt einen Blick riskieren, sonst verpasst er eine wunderbar warmherzige und humorvolle Geschichte vor einem düstern Hintergrund. Krötling und Halim haben sich in mein Herz geschlichen und dafür gibt es von mir 4,5 von 5 Miezekatzen.