„Deine Hölle brennt in mir: Ich war wie er“ – Anais C. Miller

„… Durch die Wucht der Agressionen meines Vaters, knalle ich empfindlich gegen den Türrahmen. Eine Platzwunde am Kopf lässt Blut über meine Stirn rinnen. Eines Tages schlägt mein Vater entweder mir oder meiner Mutter im Rausch den Schädel ein. …“ (Seite 15-16) 

Vom eigenen Vater zum Sexsklaven und Drogenkurier abgerichtet, geht der erst achtjährige Martin durch eine unvorstellbar- grausame Kindheitshölle. Erniedrigungen, brutale Folter, Nahrungsentzug und Schläge, sind nur ein geringer Teil seiner entsetzlichen Qualen. Wer glaubt, Martin sei im Erwachsenenalter seinem Martyrium entkommen, der irrt. Die psychische Erkrankung seiner über all die Jahre geschundenen Seele holt ihn gnadenlos ein. Er misshandelt und demütigt seine eigenen Kinder und Beziehungspartnerinnen auf eine abartig grauenvolle Weise, für die man als Leser nur Entsetzen und Fassungslosigkeit übrig hat. Für Martin und seine Opfer scheint es keinen Ausweg zu geben…Wenn aus Menschen Bestien werden, aus Kindern Opfer, aus Opfern Erwachsene – und aus ihnen wiederum Täter …Wenn sich Sexualtrieb, Sadismus und Gewalt miteinander unheilvoll zu verbinden beginnen…Sämtliche Personen, Handlungsorte und Handlungsstränge sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit noch lebenden oder bereits verstorbenen Personen, sind rein zufällig.

In Deine Hölle brennt in mir begleiten wir Martin, von Kindesbeinen an, sozusagen.
Zu Hause ist er der Jüngste, seine Geschwister sehen in ihm den Störenfried, sein Vater macht ihm das Leben zur Hölle und seine Mutter protestiert nur selten, weil sie genau weiß, dass sie dann verprügelt wird, ihre Kinder stört das nicht wirklich.
Martin wird älter, sein Leben aber nicht wirklich besser …

Eine harte Geschichte, anders kann man das nicht sagen.
Am Anfang hat man einfach nur Mitleid mit dem armen kleinen Jungen, der durch die Hölle geht. Missbrauch und Misshandlungen sind nahezu an der Tagesordnung, Liebe gibt es in dieser Familie nicht, zumindest nicht für ihn. Hier möchte man ihn einfach nur ganz fest in den Arm nehmen und drücken.
Trotzdem frage ich mich schon zu Beginn, ob das nicht alles ein bisschen zu viel des Guten ist, denn fast alles, was man einem Kind antun kann, wird abgehakt. Für mich ist das so ein bisschen wie der Unfall, bei dem man ja eigentlich gar nicht hinschauen will, es aber natürlich dennoch tut.
Im Gegensatz zu vielen seiner Leidensgenossen bekommt Martin die Chance auf ein besseres Leben, sogar mehrmals, er nutzt sie jedoch nicht.
Der schutzlose kleine Junge wird zum verabscheuungswürdigen Erwachsenen. Und genau da hört mein Mitleid auf. Viele werden jetzt sagen, er hatte eine schwere Kindheit, das hat ihn geprägt. Das ist richtig, für mich rechtfertigt das seine Taten jedoch keinesfalls. Er trifft seine Entscheidungen ganz bewusst, alle anderen sind ihm egal und das macht ihn für mich zum Täter und nicht zum Opfer, da ist kein Zwang, der ihn antreibt, er will es einfach.
Und da kommen wir zurück zum Ausgangspunkt, nur die Rollen haben sich geändert.
Der Schreibstil von Anais C. Miller ist hart und ehrlich, passt zur Story, für weichgespülte Worte ist hier kein Platz. Es fällt mir schwer, die Story genretechnisch einzuordnen, da sie jedoch ein Rückblick auf Martins Leben ist, habe ich sie unter Biografien gepackt, auch nicht ganz passend, aber das bereitet mir am wenigsten Bauchschmerzen.
Am Ende bleibt mir nochmal der Vergleich mit dem Unfall, ich hab mir das ganze einmal angeschaut, das reicht mir dann allerdings auch. Der Weg vom missbrauchten Kind hin zum sadistischen Erwachsenen ist erschreckend, doch nicht vorgezeichnet, es gab so viele Abzweigungen, die einfach völlig ignoriert wurden …
Nein, das Buch war nicht schlecht, das will ich damit überhaupt nicht sagen, aber für mich war das alles ein wenig over the top. Kinder, die Opfer von Gewalt sind oder werden, haben mein vollstes Mitgefühl, nicht, dass das hier jemand missversteht und sie sollten auf jeden Fall eine Stimme bekommen. Wenn sie allerdings selbst zu Tätern werden, ist es bei mir vorbei mit Verständnis.
Natürlich kann man über dieses Thema endlos diskutieren, es werden immer verschiedene Meinungen aufeinanderprallen und das ist meine.^^

Eine schreckliche Geschichte, bei der mein Mitleid mit dem Protagonisten recht schnell in, nun ja, ich will nicht sagen Hass, aber doch schon Abscheu umgeschlagen ist.
Für Zartbesaitete absolut nicht geeignet, für Eltern mit kleinen Kindern eher auch nicht, es sei denn, sie sind hart im Nehmen.
Ja, das Leben ist kein Ponyhof und es gibt eine Menge furchtbare Dinge da draußen. Einmal einen Blick in diese Welt zu  werfen, reicht mir persönlich allerdings vollkommen, das hat allerdings nichts mit dem Buch an sich zu tun, es ist wohl einfach nicht mein Genre.
Dafür ziehe ich natürlich nichts bei meiner Bewertung ab, wohl aber für die vielen Zufälle und Sachen, die sich halt einfach so fügen und Martins Kindheit, in der scheinbar alles mitgemacht hat, was geht. So bleiben am Ende 3 von 5 Miezekatzen.

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