„Dschinn“ – André Wegmann

“ … Etwas Schwarzes war in den Raum geschossen und gegen seinen Arm geprallt. Panisch sprang Marvin auf und stolperte ein paar Schritte vom Fenster in Richtung Tür, während er zu begreifen versuchte, was geschehen war. Der Fußboden zwischen dem Fenster und seinem Stuhl war ein Meer aus Scherben, die im Mondlicht funkelten. …“

In der weltweit größten Sandwüste lauert seit dem Anbeginn der Zeit etwas Ursprüngliches und Böses. Es wartet nur darauf, zu töten. Kurz nach einem Urlaub im Sultanat Oman richtet ein sechzehnjähriger Teenager in einem norddeutschen Dorf ein Massaker an, in dessen Verlauf er seine Freunde, seine Familie und dann sich selbst tötet. Wenig später verschwindet eine junge Studentin. Privatermittler Christian Harms erhält den Auftrag, sie zu finden. Bald geschehen weitere bestialische Morde und Harms, der Unterstützung von einer attraktiven Nonne bekommt, sieht sich mit einer entsetzlichen Gefahr konfrontiert, die nicht nur seine Glaubensvorstellungen zerstört, sondern auch sein Leben und das vieler weiterer Menschen bedroht.

Ein Dschinn ist ein Geistwesen aus rauchlosem Feuer und genau diesem widmet sich André Wegmann in seinem neuesten Werk.
Allerdings hat sein Geist mit dem liebenswerten Dschinni aus Aladdin so viel gemeinsam wie eine Tütensuppe mit einem 5-Sterne-Menü.
Alles nimmt seinen Anfang mit Marvin, der mit seinen Eltern den Urlaub im Oman verbringt und dort auf einem Basar ein altes Röhrenradio von einem merkwürdigen Pärchen kauft.
Wieder zurück in Deutschland, veranstaltet er mit Freunden eine kleine Geisteranrufung, die keinen Erfolg zeigt und so kommt er auf die Idee, es mit dem alten Radio zu versuchen, man ahnt schon, dass das keine gute Idee ist, denn er hat aus der Wüste etwas mitgebracht, etwas Uraltes, Böses…
Nachdem erst eine grollende Stimme in einer fremden Sprache aus dem Radio dringt und schließlich ein Rabe durch das geschlossene Fenster geflogen kommt, um auf dem Boden zu verenden, geht in Marvin eine seltsame Verwandlung vor.
Seine Augen werden schwarz und er ermordet erst seine Freunde, dann seine Familie und schließlich sich selbst auf brutale Art und Weise, nur die kleine Schwester kann entkommen…

Christian Harms ist Privatdetektiv, seine neueste Klientin Anna Weiß bittet ihn, nach ihrer Zwillingsschwester Lisa zu suchen, die im Moor verschwunden ist.
Als er sich die Gegend dort anschaut, entdeckt er ein Kloster und trifft dort auf Bernadette, eine Nonne, die ihm erzählt, dass im Moor schon immer seltsame Dinge vorgingen.
Ihre Erzählungen tut er erstmal als Spinnerei ab, doch sie ist der festen Überzeugung, dass Marvins Morde und das Verschwinden von Lisa Weiß zusammenhängen und nach und nach kommt auch Christian zu der Überzeugung, dass es in diesem Fall nicht mit rechten Dingen zugeht…

Okay, der zynische Ermittler, der einen herben Verlust erlitten hat und die gutmütige Nonne, die eigentlich viel zu hübsch ist, um sich im Kloster vor der Welt zu verstecken, die Paarung ist ja nicht unbedingt neu, trotzdem funktioniert sie erstaunlich gut, gerade im Bezug auf die übernatürliche Komponente, denn als Gläubige kennt sich Bernadette natürlich nicht nur mit der Bibel aus.
Beide sind sehr gut beschrieben, man versteht ihre Einstellung zum Leben, auch wenn man mit der natürlich nicht übereinstimmen muss, trotzdem sind sie sehr sympathische Charaktere, vor allem die Ordensfrau entlockte mir doch immer wieder ein Schmunzeln.
Für Okkultismus bin ich (fast) immer zu haben, den Handlungsstrang mit den Jugendlichen auf der Jagd nach Klicks im Netz beim Erkunden eines Lost Places fand ich sehr gelungen, aber warum zum Teufel müssen Leute immer beim oder nach dem Vögeln umgebracht werden, natürlich erst, nachdem sie sich ausgiebig erstmal seitenlang ausgetobt haben?
Ja ich weiß, Sex sells, aber manchmal ist es mir dann doch etwas zu viel, sorry, ich hoffe, man kann mir das verzeihen.^^
Dafür gefällt mir das einfach gehaltene schwarz rote Cover sehr gut, es verrät nicht zu viel und ist dennoch passend. Auch die Charaktere von André Wegmann haben Tiefgang, der Schreibstil hält den Leser bei Laune und ein Hauch von Mystik geht immer.

Wer nach einem „Dschinn“ fernab von Aladdin und Jasmin sucht, wird hier auf jeden Fall fündig.
Für Christian und Bernadette gibt es von mir 4 von 5 Miezekatzen und merkt euch,  manchmal ist es eben doch besser, nicht an der Wunderlampe zu reiben.^^

01. „Dschinn“
02. „Ardennen“

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