„Schänderblut“ – Wrath James White

“ … Joe grinste, als er an all die irregeleiteten Spiritualisten und religiösen Eiferer dachte, welche die Seele fälschlicherweise für eine eigene Präsens hielten, die untermenschlichem Fleisch begraben lag. Er wusste es besser. Geist war Fleisch. Untrennbar und unteilbar. Er hatte es selbst gekostet. … “ (Seite 64)

Sind Serienmörder nur Opfer einer ansteckenden Krankheit?
Vor 15 Jahren wurde Joseph Miles von einem Kinderschänder entführt, im Keller eingesperrt und tagelang brutal gefoltert. Er ist das einzige Opfer des wahnsinnigen Mörders, das die Torturen überlebt hat.
Nun verspürt Joseph ein brennendes Verlangen, einen irren Drang nach Blut und Gewalt. Er verwandelt sich langsam selbst in ein Monster mit Appetit auf Menschenfleisch. Und es fällt ihm schwerer und schwerer, dieser Mordlust zu widerstehen. Verzweifelt sucht Joseph nach einer Heilung – bevor er die einzige Frau, die er jemals geliebt hat, töten wird. Und macht Jagd auf den Mann, der sein Leben ruinierte.

Als 10-jähriger wird Joseph von einem Perversen entführt und gequält, er ist das einzige überlebende Opfer.
Von da an gibt es für ihn kein normales Leben mehr, aber Jahre später nimmt der Drang zu Töten überhand, schlimmer noch, die Gier auf Menschenfleisch wächst Tag für Tag.
Was mit Posts in Kannibalenforen beginnt, steigert sich immer weiter, bis er seine vermeintliche Traumfrau findet und sich nichts sehnlicher wünscht, als sie zu verspeisen.
Doch noch ist da die andere, menschliche Seite in Joe, die dem ganzen ein Ende bereiten möchte, die seine Traumfrau unbedingt schützen will.

Als erstes gleich eine Warnung an alle Zartbesaiteten, Finger weg. Neben dem Verspeisen von Menschenfleisch finden sich auch einige erlesene Kochrezepte, ich sag nur Rahmsoße, doch zurück zum Buch.
Hätte ich das Ende nicht vorher erahnt, wäre ich durchaus geneigt gewesen, einen halben Punkt mehr zu vergeben, aber irgendwie war von Anfang an klar, das nichts so einfach ist wie es scheint und das Böse näher als man denkt.
Trotzdem ist „Schänderblut“ ein fesselndes Werk, auch wenn ich keinerlei Sympathien für die Hauptperson empfunden habe, dafür war Joe mir einfach zu schön, seine ständigen Vergleiche mit Superman zu nervig, seine Versuche, etwas zu ändern zu hm, wie sagt man das am Besten, unmotiviert?
Er selbst sieht seine Besessenheit als Krankheit, als Virus, das durch die Bisse seines Peinigers auf ihn übertragen wurde, also muss es auch Heilung für ihn geben geben. Auch wenn das Ganze irgendwie sehr weit hergeholt ist, fand ich diese Theorie durchaus interessant und da war ich wohl nicht die Einzige, immerhin gibt es da ja noch die beiden Professoren. Selbst die sind keine Sympathieträger, trotzdem fand ich sie sehr unterhaltsam, ab und an haben sie mir sogar ein Lächeln entlockt und das bei einem solch düstern Buch.
„Schänderblut“ von Wrath James White ist brutal und verstörend, aber so mancher Leser wird sicherlich auch Mitleid mit Joe aufgrund seiner „Leidensgeschichte“ haben. Bei mir hat er das allerdings recht früh verspielt, genauso wie seine Herzensdame, bei der ich immer wieder den Kopf schütteln musste, auch wenn der Autor versucht hat auf ihre innerliche Zerrissenheit einzugehen.
Übrigens habe ich mich zuerst am Hörbuch versucht, habe aber erneut feststellen müssen, dass das einfach nicht mein Ding ist, ich brauch ein richtiges Buch in der Hand und niemanden, der mir etwas vorliest, sonst kann ich der Story einfach nicht folgen.

Wer keinen allzu empfindlichen Magen und keine Probleme mit Kannibalismus hat, (und ich meine damit nicht, dass man selbst ein Liebhaber von Langschwein sein muss, auch wenn sich das vielleicht ein bisschen danach anhört^^) kann mit „Schänderblut“ in die grausamen Gedankengänge von Joseph Miles abtauchen. Ich kann diese blutige Reise jedem empfehlen, der sich schon mal mit diesem Thema auseinandergesetzt hat und vergebe dafür 4 von 5 Miezekatzen.

01. „Schänderblut“
02. „Schänderzorn“

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