„Dead Inside“ – Chandler Morrison

… »Ich wollte mein ganzes Leben nur normal sein. Aber ich glaube, langsam sehe ich die Dinge wie du. Vielleicht hast du ja recht – wir sind was Besonderes. Scheiß auf alle anderen. Leute wie wir, Leute, die auf seltsame Dinge abfahren … Ich glaube, wir sind besser. Als die anderen, meine ich. Die Normalos. Sie lassen sich so viel entgehen.« … (Seite 135)

Bitter, verstörend, voller perverser Erotik. Eine dunkle Erkundung der Natur des Todes.

Ein junger Wachmann mit einem einzigartigen Frauengeschmack trifft bei seiner Arbeit im Krankenhaus auf eine Säuglingsschwester mit einem ungewöhnlich schrecklichen Appetit.
Die beiden begeben sich auf eine Reise der Selbstfindung, um eine Welt zu verstehen, in die keiner von ihnen zu gehören scheint …
Vielleicht ist es nicht immer gut, am Leben zu sein. 

Der namenlose Ich-Erzähler ist anders. Klar hat jeder so seinen Tick, aber seiner ist, drücken wir es mal vorsichtig aus, etwas speziell, denn er kann nur mit toten Körpern etwas anfangen, auf die Gesellschaft von Menschen legt er nicht viel Wert. Dafür kann er in seinem Job als Wachmann in einem Krankenhaus das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.
Nach der etwas skurrilen Begegnung mit der Ärztin Helen gerät sein Leben allerdings total aus den Fugen, denn die beiden verbindet etwas, sie sind anders als der Rest. …

Zum Teufel nochmal, was war das für ein abgedrehter Lese-Trip. Das geniale Cover lässt bereits erahnen, dass es blutig wird
Für „Dead Inside“ von Chandler Morrison braucht man tatsächlich einen ruhigen Magen, dabei geht es eigentlich um nichts anderes als zwei Außenseiter, deren Weg sich zufällig kreuzt.
Der Erzähler arbeitet in der Nachtschicht im Krankenhaus, was ihm sehr entgegen kommt, denn um diese Zeit gibt es vor allem eins: wenige Menschen, die unterwegs sind.
Und so lässt er den Leser an seinem Leben teilhaben, auch von seiner besonderen Vorliebe erfährt man recht schnell. Obwohl in meinem kleinen schwarzen Herzchen eigentlich eine Menge Platz für Leute ist, die eben nicht der Norm entsprechen, hat er mich doch ein wenig erschauern lassen und trotzdem kam ich nicht umhin, ihn zu mögen, irgendwie. Dass er nicht ganz normal ist, weiß er selbst und auch seine Mitmenschen halten ihn für merkwürdig, was ihn allerdings nicht weiter stört, denn er ist eh lieber allein.
Bis er auf Helen trifft und das Drama seinen Lauf nimmt.
Die beiden erkennen recht schnell, dass sie anders sind, das macht sie zu Leidensgenossen, ihre Umwelt würde ihre Vorlieben nie akzeptieren und so klammert sich vor allem Helen an ihre neue Bekanntschaft. Seltsamerweise fühlt auch er sich von ihr angezogen, sie sind wie zwei verirrte, verwundete Seelen, mit denen man fast Mitleid hätte, wenn, nun ja …
Aber hat nicht jeder Anrecht auf ein bisschen Glück?
Die beiden Charaktere schafften es tatsächlich, dass ich mit mir selbst gerungen habe. Einerseits weiß fast jeder, wie es sich anfühlt, wenn man auf irgendeine Art und Weise eben nicht wie der Rest ist, man wird ausgegrenzt, verspottet, also hält man seine Neigungen geheim. Nichts anderes versuchen der Wachmann und die Ärztin und dennoch sind sie von Anfang an zum Scheitern verurteilt in einer Welt, in der in der man sich anzupassen hat.
Andererseits, was zum Geier treiben sie? Ein Hoch darauf, dass Kopfkino zwar eine Menge Bilder erschafft, Gerüche aber außen vor bleiben, wer das Buch gelesen hat, weiß, was ich meine.^^
Und trotz all der Grausamkeiten gelingt es Chandler Morrison dennoch, dass man mit dem doch sehr merkwürdigen Pärchen mitfiebert, zumindest ging es mir so. Außerdem wird uns unter all dem Blut mal wieder auf eine sehr unschöne Art ein Spiegel vorgehalten.
Der Schreibstil ist der Story angepasst, „Dead Inside“ liest sich flüssig, natürlich auch, weil man wissen will, wohin einen die Reise am Ende führt. Die Figuren sind gut ausgearbeitet, haben eine gewisse Tiefe und so hatte ich ab und an tatsächlich das Gefühl, ich würde die zwei verstehen, wahrscheinlich hab ich einfach auch nicht nur eine Schraube locker.^^

Die Story ist harter Tobak, gerade wenn man selbst Kinder hat, sollte man sich genau überlegen, ob man zu „Dead Inside“ greift. Hat man sich für das Buch entschieden, erwartet den Leser eine abgedrehte, blutige Story, die definitiv in die Festa Extrem Reihe passt, aber mit Sicherheit nicht jedem schmecken wird und das im wahrsten Sinne des Wortes. 
Mir ist sie 4 von 5 Miezekatzen wert und ich freue mich jetzt schon auf weitere Werke des Autors.

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