„Niemand kommt hier lebend raus“ – Adam Nevill

“ … »Wie ich schon sagte, Kleines, so ist das mit der Vergangenheit. Sie wartet immer, jede Sekunde. Die einfachsten Dinge, wirklich alles, können sie wieder wachrufen. In unserem Inneren. Sie geht nicht weg. Wir müssen einfach lernen, die Vergangenheit sofort zu blockieren, wenn wir ihren Einfluss spüren. So hat man es mir beigebracht.« … “ (Seite 457)

Stephanie Booth ist am Boden – knapp bei Kasse und ohne geregelte Arbeit. Als sie eine bezahlbare Bleibe in einem reinen Mädchenhaushalt findet, glaubt sie, dass sich ihr Glück endlich gewendet hat.

Doch die Edgehill Road 82 ist nicht das, was sie zu sein scheint. Die unheimliche Atmosphäre des riesigen Hauses und der exzentrische Vermieter Knacker McGuire sind schon beunruhigend genug – wirklich beängstigend jedoch sind das Flüstern hinter dem Kamin, das Kratzen unter dem Fußboden und die weinenden Frauen in den anderen Zimmern.

Als schließlich Knackers Cousin Fergal auftaucht, fängt der wahre Horror erst an. Und Stephanie muss sich fragen, ob sie aus einem Haus mit Schrecken jenseits ihrer schlimmsten Albträume jemals lebend herauskommt.

Stephanie ist gerade ziemlich am Ende, weg von zu Hause, kein fester Job, getrennt vom Freund, die junge Frau braucht dringend eine Bleibe und die findet sie in der Edgehill Road 82. Gut, der Vermieter ist ihr sofort unsympathisch, aber die Miete günstig und es gibt nur Frauen im Haus, sagt man ihr zumindest. Alles macht einen heruntergekommenen, verwahrlosten Eindruck und erstmal sieht sie niemanden, dafür hört sie Stimmen und Schritte, Weinen aus leeren Zimmern. Schon nach dem ersten Tag will Steph die Flucht ergreifen, doch ihre Kaution ist futsch und wo soll sie hin ohne Geld?

Oktober, genau der richtige Monat für gruselige Bücher, mein erstes in diesen Monat war „Niemand kommt hier lebend raus“ und ich hab mich drauf gefreut, auch wenn es ein fürchterlich dicker Wälzer war. 
Wo fange ich an? Wer den Film gesehen hat und glaubt, er braucht das Buch nicht zu lesen, ist vollkommen auf dem Holzweg, denn außer dem Haus haben beide nicht wirklich viel gemeinsam, eigentlich sogar fast gar nichts. Schon die Verfilmung von „Das Ritual“ weicht sehr vom Buch ab, aber hier ist es noch extremer.

Stephanie ist am Ende, als sie in das Zimmer einzieht, es ist heruntergekommen, so wie das ganze Haus und ihr Leben. Sie hält sich mit Aushilfsjobs über Wasser, aber die sind Mangelware. So bleibt ihr nach der ersten Nacht voller Angst nichts als auszuharren und auf die Auszahlung für ihre letzten Arbeitsstunden zu warten. Ja, ich habe durchaus Mitleid mit ihr aber hey, warum zum Geier packt sie nicht einfach ihre Klamotten? Sie trifft seltsame Entscheidungen, die ich nicht nachvollziehen kann und sonderlich sympathisch ist sie mir auch nicht. Aber das ist nicht mein größtes Problem. Für mich hat das Buch einfach 300 Seiten zu viel, außerdem kommt hinzu, dass es ständig die Richtung wechselt, selbst nach der Hälfte weiß man nicht, worum es hier nun eigentlich geht und das fand ich nervig. Es werden so viele Themen angeschnitten, aber für mich einfach nicht konsequent zu Ende geführt, wirklich spannend waren nur die letzten 100 Seiten, davor ist es mir einfach zu viel hin und her, immer wieder hab ich den Kopf geschüttelt. Auf keinen Fall möchte ich in diesem Haus leben, aber wirklich gegruselt habe ich mich nicht. Versteht mich nicht falsch, Adam Nevill schreibt toll, aber hier streckt er mir die Handlung viel zu sehr mit unnötigen Dingen, die am Ende keine Rolle spielen. Mit Knacker und vor allem Fergal hat er zwei Charaktere erschaffen, die bösartiger nicht sein können, man möchte ihnen am Liebsten eigenhändig den Hals umdrehen. Aber Stephanie, irgendwie lässt sie mich kalt, ich weiß nicht, warum.
„Keiner kommt hier lebend raus“ erschien in der Cemetery Dance Germany Reihe des Buchheim Verlages, es ist im Regal ein wahrer Blickfang, das Cover finde ich großartig. Außerdem ist es auf 999 Exemplare limitiert, signiert und enthält sehr stimmige Illustrationen von Glenn Chadbourne, den ich übrigens großartig finde, ich wollte es nur mal erwähnt haben.^^  

„Niemand kommt hier lebend raus“ bietet eine gute Story, bei der für mich allerdings zu viel Wert auf irrelevante Dinge gelegt wurde. Dafür wird mir das Ende zu kurz abgehandelt, hier hätte ich gern ein paar mehr Infos gehabt, verdammt, das ist doch gerade der interessante Teil.
Wie schon oben geschrieben, weniger wäre hier mehr gewesen, zumindest für mich und so vergebe ich am Ende 3 von 5 Miezekatzen für Stephanies Überlebenskampf.

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