„Bad Family“ – Simone Trojahn

Was bedeutet Familie für dich? Wärme, Geborgenheit und Zusammenhalt? Dann hast du die Kollers noch nicht kennengelernt …Der siebzehnjährige Fips und seine Geschwister haben kaum eine Vorstellung davon, was eine normale Familie ist. Das Zusammenleben mit dem sadistischen Vater und der gefühllosen Mutter ist ein wahr gewordener Albtraum aus Unterdrückung und Gewalt. Im Laufe der Jahre ist es dem herrischen Familienoberhaupt gelungen, die eigene Familie völlig zu instrumentalisieren und seine Kinder zu Handlangern seiner grausamen Verbrechen zu degradieren. Auch Fips begeht unaussprechliche Gräueltaten. Als er endlich die Kraft findet, gegen sein Schicksal zu kämpfen, wird die Zeit für die auf dem Dachboden gefangenen Frauen bereits knapp. Wird es dem Jungen gelingen, die Opfer seines Vaters und damit die eigene Seele zu retten oder ist es schon zu spät?

Seine Familie kann man sich nicht aussuchen, so ist das nun einmal im Leben.
Wer denkt, er hat mit seiner nicht unbedingt das große Los gezogen, kennt die von Phillip, kurz Fips noch nicht, denn die ist ein wahrer Albtraum.
Fips ist 17 und weiß schon sein ganzes Leben lang, dass er eigentlich nicht wirklich dazugehört.
Seine Familie ist etwas ganz besonderes, allerdings weniger im positiven Sinne, solange er sich erinnern kann, waren da schon immer Frauen, die wie Vieh gehalten, gequält und am Ende sogar verspeist wurden.
Im Gegensatz zu allen anderen hat Fips jedoch Mitleid mit den Gefangenen, musste allerdings schon als Kind lernen, das Helfen nur harte Strafen nach sich zieht, denn der Vater führt ein strenges Regiment.
Seine beiden älteren Brüder sind willige Foltermeister, die Mutter so abgestumpft, dass ihr alles egal zu sein scheint und die beiden Schwestern sind zwar grundverschieden, haben aber als Frauen nicht wirklich etwas zu melden.
Zu Fanny, seiner älteren Schwester, hat er eine besondere Beziehung und auch bei ihr scheint ab und an mal so etwas Mitleid durchzublitzen, Mitzi hingegen, das Nesthäkchen, steht ihren großen Brüdern in Sachen Brutalität in nichts nach.
Als zwei neue Opfer den Weg zur Horrorfamilie finden, weiß Fips endgültig, dass sich etwas ändern muss…

Wenn man den Namen Simone Trojahn liest, weiß man schon, was einen erwartet, zimperlich darf man auf alle Fälle nicht sein.
Immer wieder gelingt es ihr, inmitten all der Brutalität Figuren zu erschaffen, mit denen man mitfühlt, auch wenn die sich nicht immer vorbildlich verhalten, so wie in diesem Falle Fips.
Er ist die tragische Figur in „Bad Family“, als einziger empfindet er keine Freude bei dem, was er immer wieder tun muss, um zu überleben, denn was ihn erwartet, sollte er sich weigern, ahnt er schon seit langem.
Seine Familie ist total verkorkst, keines der Kinder hat Freunde oder gar ein Hobby, in der Welt da draußen sind sie die Freaks, die Ausgestoßenen, was sich in ihren vier Wänden abspielt, wagt niemand auch nur zu denken.
Der Vater ist der Familientyrann vor dem alle katzbuckeln, er regiert mit eiserner Hand, lässt kein noch so geringes Vergehen ungestraft.
Die Mutter hingegen hat durchaus Gefühle für Fips, lässt sich das aber nicht anmerken und hat sich mit ihrer Rolle als willenlose Hausfrau am Herd längst abgefunden.

Wie aber reagiert man in so einer Situation?
Lohnt es sich wirklich, aufzubegehren und für Fremde das eigene Leben zu riskieren?
Was ist, wenn Verbündete sich zurückziehen, man aber dafür plötzlich Unterstützung von ganz unerwarteter Seite erfährt?
Und die Frage aller Fragen: Wie gut kennt man die eigene Familie wirklich?

Bad Family“ ist mal wieder ein Buch, das bis an die Grenzen geht, für den einen oder anderen mag das mit Sicherheit zu viel sein, man sollte also vorher schon wissen, dass einen eben kein Ausflug auf den Ponyhof erwartet.
Stattdessen begegnet man zutiefst gestörten Persönlichkeiten, die mehr als nur Gänsehaut hervorrufen.

Ich persönlich mag diese Art von Unterhaltung ja und finde auch das Cover, dass mich irgendwie an „Er ist böse“ von Moe Teratos erinnert, schon allein wegen der Figuren, sehr gelungen.
Es nimmt nichts vorweg, man sieht halt lediglich eine Gruppe von Leuten, eine Familie, der Rest bleibt erstmal der eigenen Fantasie überlassen, ein kluger Schachzug…

Für alle, die es etwas härter lieben, ist „Bad Family“ eine unbedingte Leseempfehlung, der Rest sollte vielleicht besser die Finger davon lassen,
Fips und sein durchgeknallter Anhang bekommen von mir jedenfalls 4 von 5 Miezekatzen.

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