„Knochenbleich“ – Ronald Malfi

“ … Wenn wir sagen, dass Mallory aus irgendeinem blöden Zufall verrückt wurde oder vielleicht schlechte Gene hat oder was auch immer … wie erklären Sie dann, wie das Schicksal diesem Irren acht Menschen zum Ermorden zugespielt hat? Was hat Ihr Bruder da draußen gemacht? …“

Eine Welt aus gefrorener Dunkelheit. Das Geräusch von Knochen, die aneinander reiben … Paul Gallo sah die Berichte in den Nachrichten: Ein Massenmörder führte die Polizei zu den Gräbern seiner Opfer, irgendwo in der Wildnis Alaskas. Die gleiche Wildnis, in der Pauls Zwillingsbruder vor Jahren verschwand. Als man die Opfer exhumiert, begibt sich auch Paul nach Alaska, um endlich Gewissheit zu erlangen und seinen Frieden zu finden. Doch damit fängt das Rätsel erst an. Auf seinen Nachforschungen stößt Paul auf abergläubische Einheimische, die den Teufel fürchten, und eine Reihe von Holzkreuzen, die etwas Böses daran hindern sollen, den Wald zu verlassen. Und je tiefer er nach Antworten gräbt, umso mehr scheint er selbst Teil des Mysteriums zu werden …

Als Joe Mallory im Café von Dread’s Hand auftaucht und einen Kakao bestellt, scheint er um Jahre gealtert und seine Klamotten sind voller Blut. Er habe sie alle umgebracht, viel mehr ist aus ihm nicht herauszukriegen und tatsächlich findet die Polizei auf seinem Grundstück eine Menge Leichen. Als Pauls Zwillingsbruder Danny vor Jahren verschwand, kam seine letzte Nachricht ausgerechnet aus Dread’s Hand. In Paul keimt ein böser Verdacht und er macht sich auf den Weg in das Kaff mitten in tiefsten Herzen Alaskas. …

Paul und sein Bruder sind eineiige Zwillinge, als Kinder unzertrennbar und immer im Partnerlook unterwegs, entwickeln sie sich als Teenager in verschiedene Richtungen. Paul ist der Vorzeigesohn, Danny der Rebell, der immer wieder in Schwierigkeiten gerät, sich schließlich auf die Reise nach Alaska macht, um sich selbst zu finden und spurlos verschwindet. Eigentlich hat Paul sich mit dem Tod seines Bruders fast schon abgefunden, doch dann taucht in den Nachrichten dieser gruselige alte Mann mit dem Grundstück voller unbekannter Leichen auf.
Ich kann Pauls Gefühle und sein Bestreben, endlich herauszufinden, was mit Danny passiert ist total nachvollziehen, nichts ist schlimmer als Ungewissheit. Doch er ist in dem kleinen Örtchen nicht willkommen, er ist ein Eindringling, ein Fremder, hat keine Ahnung von den Geschichten über den Teufel, die dort kursieren.
Eines muss man Ronald Malfi lassen, man fühlt sich beim Lesen als wäre man live vor Ort, einsam, verzweifelt, in der Kälte am Arsch der Welt. Ich habe mich auf der Couch in meine Decke eingekuschelt und trotzdem gefroren, während ich Paul auf seiner Suche begleitete. Aber ich muss gestehen, sobald ich etwas über Schnee lese oder irgendwo sehe, bibbere ich aus Solidarität mit, ich bin eine richtige Frostbeule. Obwohl „Knochenbleich“ für mich nicht Malfis bestes Buch ist, weiß es zu fesseln, natürlich wollte ich unbedingt wissen, was in Dread’s Hand gespielt wird und ich lag mit meinem Verdacht gar nicht so falsch. Und dennoch habe ich mich zusammen mit Paul in der Dunkelheit und Kälte Alaskas verirrt, trotzdem haben mir die Beschreibungen des Autors immer wieder eine Gänsehaut über den Rücken gejagt.

Ich mag ja Geschichten, die sich um Mythen, Aberglauben, böse Mächte und dergleichen drehen, schon allein deswegen war „Knochenbleich“ ganz nach meinem Geschmack, wenn auch ein bisschen vorhersehbar. Aber das macht Ronald Malfis Schreibstil locker wieder wett. Kälte, Schnee und alte Gruselgeschichten, das Buch lädt förmlich dazu ein, abends im Bett in die Decke eingerollt Seite um Seite zu verschlingen und deshalb bekommt es von mir 4 von 5 Miezekatzen.

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