“ … Sie sah ihn wie ein Gespenst, unwirklich und doch wahrnehmbar, wie er den Telefonhörer in die Hand nahm, wie er die Tasten drückte und danach in der Küche verschwand.
»Ja, gestürzt im Treppenhaus … schwanger«, konnte sie hören. Natürlich würde er seinen Kollegen vom ärztlichen Notdienst niemals erzählen, dass die Stufen verblüffende Ähnlichkeit mit seinen Stiefeln gehabt hatten. …“
Zwei Leben – zwei Frauen – ein Komplott? Kaum ihrer Ehehölle entkommen, entdeckt Mia in der Zeitung ihre eigene Todesanzeige. Ein genialer Schachzug ihres brutalen Ehemannes – oder steckt etwas ganz anderes dahinter? Je näher sie der Wahrheit kommt, desto grausamer wird sie von der Vergangenheit eingeholt. Das Leben der Psychiaterin Linda gerät aus den Fugen, als ihr Mann schwer verunglückt. Gleichzeitig sieht sie sich von Unbekannten bedroht. Welches Geheimnis hat Lindas Mann mit ins Koma genommen? Auf welche fatale Weise sind die Schicksale der beiden Frauen miteinander verbunden? Memory-Effekt: ein intelligent angelegter Psychothriller, dessen Tatsachen unter die Haut gehen.
Seit Jahren wird Mia von ihrem Mann gedemütigt und misshandelt, doch sie wagt es nicht, sich zu wehren, denn ihr Mann ist ein angesehener Chirurg mit einflussreichen Freunden. Doch als Mia schwanger ist und er ihr das Kind buchstäblich aus dem Leib prügelt, ist das Maß voll.
In einem Sanatorium versucht sie sich zurück ins Leben zu kämpfen, bis sie in der Zeitung ihre eigene Todesanzeige entdeckt. Gemeinsam mit ihrer Mitpatientin, der durchgeknallten Nancy, versucht sie herauszufinden, was hinter der Sache steckt.
„Memory Effekt“ war mein erstes Buch von Lena Sander und sicherlich nicht das letzte. Die Autorin widmet sich hier gleich zwei brisanten Themen. Das erste ist Gewalt in der Beziehung, das zweite kommt erst später dazu, es würde also spoilern, darauf einzugehen, allerdings ist es nicht weniger emotional und heikel.
Die gesamte Geschichte wird praktisch von drei Frauen getragen. Als erstes wäre da natürlich Mia, die gepeinigte Ehefrau, die sich nach Jahren in der Hölle endlich wehrt. Womit sie meiner Meinung nach viel zu lange gewartet hat. Ja, ein angesehener Mann mag es nicht unbedingt leichter machen, sich von ihm zu befreien, aber für mich ist das kein Grund, das alles einfach so hinzunehmen. Glücklicherweise trifft sie im Sanatorium auf die verpeilte Nancy, die ihr unter die Arme greift, ihr zur Seite steht und über die man dank ihrer ständigen Wortpatzer immer wieder grinsen muss.
Linda hingegen ist Psychiaterin in der Einrichtung, in der die beiden Frauen sich befinden, sie steht mit beiden Beinen im Leben, führt eine glückliche Ehe, hat ein Kind. Doch auch ihr Leben ändert sich, als ihr Mann einen Unfall hat und im Koma liegt.
Ich muss gestehen, das Ende war für mich nicht sonderlich überraschend, was mein Lesevergnügen allerdings nicht im Geringsten geschmälert hat, denn den Weg dorthin habe ich natürlich nicht vorhergesehen und er hat mich sehr überrascht und nachdenklich gemacht. Wie würde ich wohl in einer solchen Situation reagieren? Als Außenstehender ist es immer leicht, sich eine Meinung dazu zu bilden, aber wie sieht es aus, wenn man selbst betroffen ist?
Lena Sander hat sich mit beiden Kernthemen ihres Buches auseinandergesetzt, das spürt man auf jeder Seite, ihr Schreibstil ist flüssig, die Handlungen ihrer Charaktere sind nachvollziehbar und der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende konstant, genau so muss ein Thriller sein.
Die Autorin hat mich mit ihrem Buch überrascht, auch wenn ich recht früh der Meinung war zu wissen, was hier gespielt wird. Ich lag nicht falsch, aber eben auch nicht ganz richtig, denn da war noch so viel mehr, dafür vergebe ich für „Memory Effekt“ 4 von 5 Miezekatzen und kann das Buch jedem Psychothriller-Fan nur wärmstens ans Herz legen.