„Der Fluch von Ashburn House“ – Darcy Coates

“ … Über ihr ging die Dämmerung in die Nacht über. Die sanften Farbtöne blieben noch eine Minute länger am Horizont, dann herrschte der Mond wieder über den Himmel.
Sie konnte kaum atmen. Das Rascheln des Laubs und der Vegetation unter ihren hektischen Tritten war nicht laut genug, um das gedämpfte, höllische Scharren zu übertönen. Wie Fingernägel, die sich durch die Erde graben. …“ (Seite 143-144)

Die Leute sagen, dass nachts die Geister einer ermordeten Familie durch die Flure von Ashburn House irren.
Als Adrienne vor der Haustür des gotischen Hauses ankommt, hat sie nur einen Koffer, 20 Dollar und ihre Katze. Sie weiß nicht, warum Tante Edith ihr Ashburn vermacht hat, aber es ist ein Erbe, das sie unmöglich ablehnen kann.
Adrienne glaubt nicht an Geister, aber wie sonst lässt sich erklären, was in den nächsten Tagen passiert? Und dann entdeckt sie im Wald ein verstecktes Grab …
Etwas Böses lebt in Ashburn House. Etwas Unnatürliches, dessen hungrige Augen Adrienne wachsam beobachten. Und es hat ein schreckliches, unverzeihliches Geheimnis.

Adrienne hält sich mit ihrem Job mehr schlecht als recht über Wasser und wohnt zusammen mit ihrem Kater Wolfgang bei einer Freundin. Als sie das Haus ihrer Großtante Edith erbt, packt si sofort ihre wenigen Habe ein und macht sich auf den Weg nach Ashburn House. Als kleines Kind war sie schon einmal dort, doch alles, an das sie sich noch erinnert sind ihre Edith ist sie nur einmal als kleines Kind begegnet und alles, an dass sie sich noch erinnert, ist ihre panische Mutter, Blut und eine überstürzte Abreise. Danach wurde Edith nie wieder erwähnt.
Adriennes Freude über ein eigenes Dach über dem Kopf wird jedoch schon bald getrübt, dabei sind ständige Stromausfälle noch ihr kleinstes Problem.

Ich liebe Geschichten über Spukhäuser und Halloween ist genau die richtige Zeit für diese Lektüre. Gut, bis dahin sind es noch ein paar Tage, aber man kann ja schon mal anfangen, ein gruseliges Fundament zu erschaffen.^^
Darcy Coates hat mich schon mit ihrem „Carrow House“ in ihren Bann gezogen und so fiel es mir nach dem Erscheinen von „Der Fluch von Ashburn House“ schwer, mich nicht direkt draufzustürzen, sondern das Buch erstmal an die Seite zu packen. Letzte Woche konnte ich dann allerdings einfach nicht mehr widerstehen.
Auch in „Der Fluch von Ashburn House“ bekommt es der Leser wieder mit einer weiblichen Protagonistin zu tun, die zusammen mit ihrem Kater in ein altes Familienanwesen mit unschöner Geschichte zieht. Zunächst einmal musste ich über den Namen des pelzigen Vierbeiners grinsen. Das arme Fellknäuel, wie zum Teufel kommt man darauf? Wolfgang ist Adriennes einzige Gesellschaft im großen, düsteren Haus, in dem es schon bald zu merkwürdigen Vorfällen kommt.
Man muss die junge Frau einfach mögen, auch wenn sie teilweise etwas naiv rüberkommt. Sie sieht in dem alten Anwesen ihre Chance, aus dem alten Trott herauszukommen und die will sie sich nicht nehmen lassen, sie kämpft und dafür bewundere ich sie, auch wenn sie mich trotzdem hin und wieder zum Kopfschütteln bringt, aber gerade das macht sie so real, so lebendig.
Natürlich greift auch Darcy Coates auf die bekannten Mittel zurück, knarzende Dielen, Bewegungen im Augenwinkel, Schatten in der Dunkelheit. Zusammen mit ihrem sehr bildhaften Schreibstil schafft sie es so, beim Lesen die perfekte Gruselstimmung inklusive Gänsehaut zu erzeugen. Ich für meinen Teil möchte auf jeden Fall nicht in der Haut der jungen Erbin stecken, denn bereits beim Entdecken der ersten merkwürdigen Botschaften, die Edith hinterlassen hat, ist klar, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Natürlich erwartet man das auch beim Lesen von Spukhausgeschichten und dennoch hat die Autorin es geschafft, mich mit ihren beiden bisher bei Festa erschienen Büchern zu überraschen. Und es gibt noch etwas, was mich diesmal besonders angesprochen hat, es gibt keine Lovestory. Kein netter Nachbar oder schöner Unbekannter, der plötzlich auftaucht und der armen hilflosen Frau aus der Patsche hilft, nein, Adrienne ist komplett auf sich allein gestellt, na ja, zumindest fast. Denn immerhin da ist ja noch Wolfgang, den ich als verrückte Katzenlady natürlich ganz besonders ins Herz geschlossen haben, er sorgt zwischendurch immer wieder für einen Lacher und eine Atempause, denn die hat man dringend nötig.

Wer auf gruselige Haunted House Stories steht, wird um Darcy Coates nicht herumkommen. Mich haben sowohl „Carrow House“ als auch „Ashburn House“ komplett überzeugt, wobei letzteres die Nase ein Stückchen vorn hat, allein schon wegen dem pelzigen Mitbewohner und der nicht vorhandenen Liebesgeschichte. Der fesselnde Schreibstil schafft Gänsehautmomente und eigentlich möchte man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Selbst mit dem Ende bin ich zufrieden und wer mich kennt, weiß, dass das bei mir eher selten der Fall ist.
4,5 von 5 Miezekatzen und eine unbedingte Leseempfehlung für Gruselfreunde.

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