„Stilles Heim“ – Rebekah Stoke

“ … Und obwohl sie es nicht wollte, dachte Frances an die Wortes ihres Vaters, als seien sie ein Gesetz, ein Grundsatz ihres Lebens und na ja, eigentlich war das ja auch so: Was in der Cunningham-Familie passiert, bleibt auf der Cunningham-Farm. …“

Eine riesige Farm. Ein Vater im Gefängnis. Zwei Kinder, unterschiedlich wie Tag und Nacht. Eine Mutter, die Selbstmord beging. Ein großes Farmhaus mit ausreichend Platz für viel Geschichte.

Bayou Springs, Louisiana. Police Detective Nate Sullivan wird zur Cunningham Farm gerufen: An der Eiche vor der Scheune hängt die 57-jährige Mutter, Bethany Cunningham. Alles sieht nach einem Selbstmord aus. Dennoch wirft der Fall einige Fragen auf. Ihre Adoptivkinder, die unnahbare Frances und Bernie, den sie alle wie ein Kind behandeln, obwohl er längst erwachsen ist, liefern keine Antworten. Nates Zweifel werden stärker, als an Bethanys Körper Misshandlungsspuren entdeckt werden, er aus den Akten erfährt, dass es sich nicht um den ersten Selbstmord auf der Farm handelt und der Vater seit Jahren im Gefängnis sitzt, weil er sein jüngstes Kind getötet hat.
Anna und Evan, Bethanys leibliche Kinder, die seit Jahren nicht mehr auf der Farm waren, werfen nur noch mehr Fragen auf, die unbeantwortet bleiben. Denn was auf der Cunningham Farm passiert ist, soll auch dort bleiben.
Nate ahnt, dass es ein furchtbares Familiengeheimnis geben muss. Als es eine weitere Tote gibt, kommt er der Wahrheit ein Stück näher: Ja, es ist etwas Grausames passiert und ja, sie schweigen, weil niemand davon erfahren darf. Während Nate mit seiner eigenen verlustreichen Vergangenheit konfrontiert wird, nimmt der Fall eine Wendung, die für sie alle lebensbedrohlich wird…

Nach dem Tod ihrer Mutter kehren Anna und Evan Cunningham auf die Farm zurück, auf der sie aufgewachsen sind und die sie vor vielen Jahren Hals über Kopf verlassen haben. Während Anna inzwischen in New York lebt und in ihrem Job sehr erfolgreich ist, erwartet Evans Frau bereits das fünfte Kind. Ausgerechnet das fünfte, mit dem hat damals alles angefangen.
Daran erinnert sich auch Frances, ihre Stiefschwester, die damals geblieben ist, um die Farm zu bewirtschaften und sich um ihren geistig zurückgebliebenen Bruder zu kümmern.
Der Besuch reißt alte Wunden auf.

Seit ihrem Erstlingswerk  „Das Insekt“ habe ich jedes Buch von Rebekah Stoke inhaliert, im Dezember ist nun ihr neuestes Werk erschienen und wer bereits eines ihrer Bücher gelesen hat, weiß, was ihn erwartet. Es wird wieder böse, sehr böse, so viel kann ich verraten.
Nach dem mysteriösen Tod der (Stief)Mutter entbricht ein Streit um ihr Erbe, die Farm der Familie Cunningham, behalten oder verkaufen ist die Frage. Frances, die sie allein bewirtschaftet und sich nebenbei noch um ihren Bruder kümmert, will ihre Heimat nicht aufgeben, Anna hingegen, die seit Jahren in der Großstadt lebt, will das Land so schnell wie möglich loswerden, Evan, ihr Bruder, scheint so ein bisschen zwischen den Stühlen zu stehen.
Was anfangs „nur“ ein Erbschaftsstreit zu sein scheint, nimmt nach einigen Seiten rasant Fahrt auf, denn es geht um viel mehr. Hat man zu Beginn noch keine Ahnung, in welche Richtung die Geschichte sich entwickelt, ist schon bald klar, dass vor Jahren etwas vorgefallen ist, dass das Leben der gesamten Familie verändert hat. Einer Familie, die so schon vorher alles andere als normal war. Aber das ist nur schmückendes Beiwerk, denn eigentlich geht es um eine falsche Entscheidung, die eine Kettenreaktion auslöst. Doch selbst nach Beendigung des Buches frage ich mich immer wieder, wo ist der Punkt, an dem alles begann? Wer ist Schuld? Und wie hätte ich reagiert? Als Außenstehender ist die Antwort sicherlich einfach, wie aber sieht es aus, wenn man selbst vor eine solche Wahl gestellt wird?
Bisher war es für mich immer einfach, mich bei Rebekahs Büchern auf die Seite einer Figur zu schlagen, irgendwen hab ich immer ins Herz geschlossen. Diesmal sieht das etwas anders aus, denn hier scheint keiner der Geschwister besonders umgänglich zu sein, sie wirken kalt, gefühllos und je mehr ich über sie lese, desto weniger weiß ich, was ich von ihnen zu halten habe, allein das ist schon ein genialer Schachzug.

Ein einziges Mal die falsche Wahl zu treffen, kann verheerend sein, die Geschichte der Familie Cunningham ist das beste Beispiel dafür. Solltet ihr also eher ein zartes Pflänzchen sein, lasst die Finger von „Stilles Heim“ und das meine ich ernst, einige Dingen gehen wirklich an die Nieren. Immer, wenn man denkt, es geht nicht mehr schlimmer, wird man eines Besseren belehrt.
Normalerweise schlage ich ein Buch am Ende zu und schließe damit ab. Ich muss gestehen, hier fiel mir das etwas schwer, weil ich mich noch Tage danach immer wieder gefragt habe, was ich wohl tun würde. Für Francis, Bernie, Evan und Anna gibt es von mir 4,5 von 5 Miezekatzen und manchmal bin ich echt froh, dass ich so eine langweilige Familie habe.^^ 

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