„Wer einmal lügt“ – Harlan Coben

“ … Das einzige Glück, das sie aus eigener Erfahrung kannten, war das Unglück. Und ein großer Durchbruch begegnete ihenen nur, wenn es um Knochenbrüche ging. …“ (Seite 144)

Ein elegantes Haus im richtigen Viertel, ein teures Auto, zwei wohlgeratene Kinder: Megan lebt den perfekten amerikanischen Traum. Und nicht einmal ihr Ehemann ahnt, wer sie wirklich ist. Denn einst verdiente Megan ihr Geld als Stripperin in einem der übelsten Läden der Ostküste. Bis etwas Schreckliches geschah und die junge Frau in einer Nacht voller Blut und Grausamkeit die Flucht in ein anderes Leben ergriff. Siebzehn lange Jahre vermochte sie alle zu täuschen. Dann geschieht an ihrer ehemaligen Arbeitsstätte ein Mord, ein einsamer Detective rollt einen alten Fall auf, und Megans heile Welt zerbirst in tausend scharfe Splitter …

Vor 17 Jahren heißt Megan noch Cassie und arbeitete als Stripperin. Sie liebt ihren Freund und ihren Job, bis sie die Leiche von Stewart, einem Kunden findet und beschließt, woanders ein neues Leben anzufangen. Doch Stewarts Leichnam verschwindet, genau wie Cassie, nach der der damals ermittelnde Detective noch immer sucht. Jetzt ist Cassie Megan und keiner kennt ihre Vergangenheit, aber hin und wieder zieht es sie in ihre alte Heimat zurück. Dort taucht nach all den Jahren wieder eine männliche Leiche auf, am selben Ort wie damals. Megan muss mit der Polizei reden, doch dort gilt sie immer noch als vermisst.

Als Megan noch Cassie hieß und gestrippt hat, fand sie die Leiche eines ihrer Kunden, für sie Grund genug, einen Schlußstrich unter ihr bisheriges Leben zu ziehen. Inzwischen sich 17 Jahre vergangen, sie ist Mutter zweier Kinder und mit einem Anwalt verheiratet, der keine Ahnung von ihrer Vergangenheit hat. Doch ab und an überkommt sie die Sehnsucht nach ihrem alten Leben und sie treibt sich in den Clubs und Bars von damals herum. Es kommt, wie es kommen muss, jemand erkennt sie und ein weitere Leiche taucht auf, genau dort, wo sie Stewart damals gefunden hat. Megan muss endlich mit jemandem reden, doch das bringt ihr neues Leben komplett aus dem Gleichgewicht.
Megan hat es geschafft, von der Stripperin zur Anwaltsfrau, ein Leben, um das sie viele beneiden. Trotzdem ist sie nicht zufrieden damit, die Hausfrauen- und Mutterrolle ist ihr zu eintönig, immer wieder erinnert sie sich an ihre wilde Zeit zurück. Nun ja, eine Nacht im Stripclub ist mit Sicherheit aufregender als ein Elternabend, man kann es ihr also irgendwie nicht verübeln.^^ Doch schneller als gedacht, muss sie sich mit den Geistern aus der Vergangenheit auseinandersetzen, denn ein verschwundener Millionärssohn erinnert an den verschollenen Stewart und der Ermittler von damals ist immer noch an dem Fall dran. Detective Broome erscheint mir ein wenig zu klischeehaft, der gute Polizist, dem ein offener Fall einfach keine Ruhe lässt. Und dann ist da noch Henry Sutton, Anwalt der Armen und Wehrlosen mit einer Vorliebe für Clubs und schöne Frauen und ein alter Bekannter von Megan/Cassie, für mich definitiv die sympathischste Figur im Buch. Und von denen gibt es eine ganze Menge, angefangen beim alten verbitterten Millionär über die mütterliche Bardame im Stripclub bis hin zu einem streng gläubigen Killerpärchen namens Barbie und Ken, das seine Opfer nur zu gern foltert. Harlan Coben nimmt sich hier viel Zeit für seine Charaktere und die Nebenhandlungen, die den Leser immer wieder auf falsche Fährten locken. Trotzdem war mir recht schnell klar, wer der Killer war, das tat der Spannung aber keinen Abbruch und auch Cobens Schreibstil weiß wieder zu überzeugen, selbst wenn er manchmal zu weit ausholt. Auch wenn viele „Wer einmal lügt“ eher als ein schwächeres Werk des Autors ansehen, hat es mich gut unterhalten, allerdings habe ich erst zwei Bücher von ihm gelesen und kann mir so noch kein Urteil erlauben.
Bei mir steht übrigens die Weltbild-Ausgabe im Regal, die es zusammen mit „Kein Sterbenswort“ und „Das Grab im Wald“ als Paket gab. Da es jedoch für die einzelnen Bücher weder eine ISBN, noch einen Preis gibt, habe ich dafür auf das Buch vom Goldmann Verlag zurückgegriffen. Das hat weniger Seiten und hoffentlich auch weniger Fehler als meins.^^

„Wer einmal lügt“ war mein zweites Buch von Harlan Coben und hat mich gut unterhalten, auch wenn die Figuren teilweise sehr klischeehaft gezeichnet waren. Hin und wieder holt der Autor sehr weit aus und schreibt seitenlang über Dinge, die nicht wirklich von Belang sind, das könnte den einen oder anderen Leser vielleicht abschrecken. Alles in allem liefert er aber einen spannenden und ziemlich bösen Thriller ab, für die ich 4 von 5 Miezekatzen vergebe.

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