„Wie man einen Prinzen tötet“ – T. Kingfisher

“ … Wenn wir Männer wären …
Sie starrte auf ihre im Dreck gekrümmten Finger. Es spielte keine Rolle. Sie waren keine, und die Geschichte der Welt wurde in den Bäuchen von Frauen und mit ihrem Blut geschrieben, und niemals würde es ihr erlaubt werden, etwas daran zu ändern. …“ (Seite 92)

Die junge Marra, drittgeborene Tochter eines kleinen Königreichs, muss mitansehen, wie ihre beiden älteren Schwestern nacheinander mit dem sadistischen Prinz Vorling verheiratet werden. Nach dem mysteriösen Tod der Älteren, muss die Jüngere ihren Platz einnehmen, um Vorling endlich einen Erben zu schenken – ein Los, das auch Marra zu drohen scheint.

Es sei denn, sie nimmt ihr Schicksal in die eigene Hand und sucht sich ein paar schillernde Verbündete für ihren Plan – denn Marra will den Prinzen nicht küssen, sondern ihn töten!

Marra und ihre beiden Schwestern leben in einem kleinen Königreich. Damia, die älteste von ihnen, heiratet Prinz Vorling aus dem Nachbarland, stirbt allerdings schon bald darauf und so wird Kania, die mittlere, Vorlings neue Frau. Als sie Marra erzählt, dass der Prinz auch sie loswerden will und dann Marra nachrücken muss, ist für die jüngste Prinzessin klar: Der Drecksack muss weg.

Wer Lust auf eine ganz untypische Prinzessin hat, sollte unbedingt mal einen Blick auf „Wie man einen Prinzen tötet“ riskieren, denn Marra, die Heldin, ist anders als die üblichen  Prinzessinnen. Zum Ersten ist sie nicht mehr ganz so knackig, als sie in ihr Abenteuer startet und eine Schönheit ist sie auch nicht, eher ein wenig pummelig und unscheinbar. Das hält sie aber nicht davon ab, in die Schlacht zu ziehen.
T. Kingfishers Buch hat mich positiv überrascht, auf eine ungewöhnliche, erfrischende Art.
Aber fangen wir von vorn an. Marra und ihre beiden älteren Schwestern leben in einem kleinen Königreich, dass einen wichtigen Hafen hat, auf den es die beiden Nachbarländer abgesehen haben. Damit es nicht zu einem Überfall kommt, wird Damia mit dem Prinzen des einen Landes verheiratet, somit haben sie auch Ruhe vor dem anderen. Doch Damia stirbt unter recht merkwürdigen Umständen und Kania muss ihren Platz an der Seite von Prinz Vorling einnehmen. Als sie ihrer Schwester erzählt, dass der sie misshandelt und sollte ihr etwas passieren, Marra die Frau an seiner Seite werden muss, beschließt die, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, denn selbst ist die Frau. Das Ekel muss weg, aber wie tötet man eigentlich einen Prinzen? Mit ihrem Knochenhund, zwei alten Damen und einem in Ungnade gefallenen Ritter begibt sich die Prinzessin auf eine gefährliche Reise.
Hach ja, was für ein wundervolles Buch. Gleich zu Beginn werde ich mitten in die Geschichte geworfen und erlebe mit, wie Marra den Knochenhund, ihren treuen Begleiter, erschafft. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was abgeht und warum, werde aber langsam Schritt für Schritt in die Geschichte eingeführt. Ich verstehe Marras Wut und das Gefühl, einfach etwas unternehmen zu müssen. Gerade ihr nicht ladyhaftes Benehmen und ihre doch recht unkomplizierte Art machen sie mir sofort sympathisch. Das trifft übrigens auch auf ihre Wegbegleiter zu, die sich nach und nach zu der kleinen Gruppe gesellen. Besonders angetan hat es mir die Staubfrau mit ihrem Dämonenhuhn. Klingt durchgeknallt? Ist es auch. Aber vor allem wird es düster, denn es geht unter anderem um Kannibalismus, die Stellung der Frau in der Gesellschaft und Machtmissbrauch. Doch trotz all dieser ernsten Themen musste ich immer wieder grinsen, was vor allem an der Eigendynamik der Gruppe lag. Hinzu kommt ein wundervoll packender Schreibstil und relativ kurze Kapitel, die für mich aber eigentlich nicht von Belang waren, denn einmal angefangen, musste ich das Buch in einem Rutsch durchlesen, bei 350 Seiten war das an einem Wochenende kein Problem. Nur allzu gern hätte ich Marra, Agnes, Fenris und die Staubfrau weiter begeleitet, aber jede Reise hat einmal ein Ende. Aber ich habe folgendes gelernt: Prinzessin sein ist Scheiße, dafür sollte jeder einen Knochenhund und ein Dämonenhuhn haben.

Fantasy mal anders: Die Prinzessin hier ist nicht jung, schön und damit zufrieden im Schatten eines Mannes zu leben und sich bevormunden zu lassen. Nein, Marra ist eine sympathische Antiheldin, die die Zügel selbst in die Hand nimmt und sich mit einer kunterbunt zusammengewürfelten Gruppe auf den Weg macht, um einen sadistischen Prinzen zu töten, auch wenn sie keinen Plan hat, wie sie das anstellen soll. Kingfishers Charaktere sind einfach großartig erfrischend und eigen, man muss die ungewöhnliche Reisegruppe einfach ins Herz schließen und leidet und fiebert mit ihnen mit, während sie sich durch unwirtliche Landschaften oder düstere Verliese kämpfen. Genau der richtige Lesestoff für mein kleines schwarzes Herzchen, das ist ein gleich ein paar Mal vor lauter Freude gehüpft und deshalb gibt es von mir 4,5 von 5 Miezekatzen.
Wer fantastische, düstere Geschichten mag, sollte hier unbedingt zugreifen, bessere Gesellschaft als die 4 Prinzenkiller wird er nicht finden.

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