„Quälende Vergeltung“ – Andrea Reinhardt

“ … »Ach Kleines, du weißt doch, das ich das nicht tun werde. Ihr gehört jetzt mir. Darüber solltet ihr wirklich froh sein, denn wenn ihr erfahrt, was eure Eltern Schlimmes getan haben, werdet ihr nie wieder nach Hause wollen.« …“ 

„Jetzt wissen sie, wie sich diese Qualen anfühlen.“ Als die Leiche des Polizisten Pascal Haller gefunden wird, ahnt Kriminalkommissar Marcel Schweißer Schlimmes. Der Beamte wurde in seinem eigenen Haus regelrecht hingerichtet. Der Mörder wählte den 10. Juli 2021 dabei offensichtlich nicht zufällig, denn genau vor einem Jahr verschwand Pascal Hallers Tochter Leonie spurlos. Nur Stunden später finden die Ermittler auch sie getötet auf einer Parkbank – mit einer Botschaft um den Hals: „Sie ist euer Opfer.“ Das Ermittlungsteam befürchtet, dass es der Start einer Mordserie ist. Drei weitere Polizistentöchter werden vermisst, die alle ein Jahr zuvor an unterschiedlichen Tagen entführt wurden. Unter großem Druck versuchen Marcel und seine Kollegen, die Eltern dieser Mädchen zu schützen. Stecken Polizistenhasser hinter dem grausamen Verbrechen oder bringt die Kripo Koblenz eine ganz andere Wahrheit ans Licht?

Leonie will in einem verfallenen Gebäude ein Tanzvideo für ihre Follower drehen, doch aus dem Nichts taucht ein Mann auf und schlägt die 23-Jährige nieder. Als sie wieder zu sich kommt, sitzt sie in einem Käfig und sie bleibt nicht lange allein, noch drei weitere Mädchen teilen ihr Schicksal. Sie sind alle Polizisten-Töchter und ihre Eltern böse Dinge getan haben, so erzählt ihnen die Frau, die sie immer wieder quält und am Ende einen ganz besonderen Auftrag für sie hat.

„Quälende Vergeltung“, ist der inzwischen vierte Band der Kommissar Schweißer Reihe und spielt auf drei verschiedenen Zeitebenen, aber da die Jahreszahl jeweils in der Kapitelüberschrift steht, hat man als Leser kein Problem, die Geschehnisse zuzuordnen. 
2020 werden vier Mädchen entführt, die etwas gemeinsam haben, jeweils einer ihrer Elternteile arbeitet bei der Polizei und hat sich schuldig gemacht. Das behauptet zumindest die Frau,  die immer wieder kommt um Leonie, Desiree, Fiona und Nika zu bestrafen und sie gegeneinander auszuspielen. Was die Mädchen erleiden müssen, ist hart, gerade wenn man selbst Kinder hat, weil man vor Augen gehalten bekommt, wie schnell Dinge aus dem Ruder geraten, nur ein unachtsamer Moment reicht aus und nichts ist mehr so, wie es mal war.
2021 bekommt es Marcel Schweißer mit einem Mordfall zu tun, der Tote ist Polizist und Vater von einem der vor einem Jahr verschwundenen Mädchen. Gibt es da einen Zusammenhang?
Der Kommissar hat es in diesem Fall besonders schwer, denn er kennt den Vater von Fiona, der bei ihm auftaucht, um sich nach den Ermittlungen zu erkundigen. Dabei wissen beide, dass es nach einem Jahr so gut wie keine Hoffnung mehr gibt. Ein Gespräch mit jemandem zu führen, der die Abläufe selbst ganz genau kennt, stelle ich mir verdammt schwierig vor, denn da zählen nur die knallharten Fakten und trotzdem muss man  einfühlsam sein. Eine schwierige Situation, die Marcel meistert und genau dafür mag ich ihn und seine Art.
Noch weitaus schlimmer ist die Lage allerdings für die Mädchen, die haben mir so richtig leid getan, denn von all den körperlichen Misshandlungen und Demütigungen einmal abgesehen, werden sie immer wieder gezwungen, Entscheidungen zu treffen, die sie innerlich kaputt machen, die Narben auf den Kinderseelen hinterlassen und das hat mich so unglaublich wütend gemacht. Leider ist das keine Fiktion.
Andrea Reinhardt ist es auch diesmal wieder gelungen, Figuren zu erschaffen, die man ins Herz schließt, um die man sich sorgt oder die man einfach nur verabscheut. Und auch wenn ich recht schnell geahnt habe, wie der Hase läuft, hat mich das Buch bis zum Ende gefesselt. Marcel Schweißer und sein Team sind toll und ich genieße es immer wieder, ihnen bei den Ermittlungen quasi über die Schulter zu schauen. 

Auch der vierte Teil der Reihe hat mich wieder komplett überzeugt, allerdings habe ich mit Erschrecken festgestellt, dass der Vorgänger vollkommen an mir vorbeigegangen ist, da habe ich wohl noch etwas aufzuholen. Wer also Thriller mit Ermittlern mag, ist bei Marcel Schweißer gut aufgehoben, von mir gibt es für den aktuellen Band 4 von 5 Miezekatzen.

01. „Verderbte Brut“
02. „Gefährliche Angst“
03. „Eiskalter Tanz“
04. „Quälende Vergeltung“

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