„Der Auktionator“ – Joan Samson

“ … Es gab keine Kühe mehr, die versorgtt werden mussten, es war kein Geld mehr übrig, um Farbe zu kaufen, und das Werkzeug, um Holz zu sammeln oder die Möbel zu richten, war ebenfalls weg. Sogar der ganze Plunder zum Staubwischen und Polieren war verschwunden. … “ (Seite 158)

Einer der besten und meistverkauften Horror-Romane der 1970er-Jahre.

John Moore lebt mit seiner Frau in der Kleinstadt Harlowe, in der die Zeit stillsteht. Sie arbeiten hart, damit ihre kleine Farm sie ernährt.
Aber von dem Moment an, in dem der charismatische Perly Dunsmore in der Stadt ankommt und um Spenden für seine Auktionen bittet, beginnt sich die Gemeinde langsam und schleichend zu verändern.
Denn der Auktionator belässt es nicht bei Kleinigkeiten. Er fordert mehr … und mehr … und unaufhaltsam verlieren die Moores und ihre Nachbarn ihre Freiheit, ihren Besitz – und womöglich sogar ihr Leben.

Mit Anklängen an Shirley Jacksons The Lottery und Stephen Kings Needful Things steigert sich Samsons kaltes Meisterwerk zu einem fieberhaften Ende, das unvergesslich ist.

Perly Dunsmore ist neu in der Stadt und er hat große Pläne. Mit Auktionen lockt er die Großstädter an und hilft den Anwohnern ihren Trödel loszuwerden. Doch auch als es schon lange nichts mehr zu holen gibt, stellt er seine Veranstaltungen nicht etwa ein, sondern schickt von ihm zusammengestellte Schlägertrupps los, um immer neue „Ware“ für seine Veranstaltungen einzutreiben. Auch John Moore hat schon bald nichts mehr außer seinem Land, aber er ist nicht bereit, das aufzugeben.

Das Böse kommt auf leisen Sohlen …
Stellt euch vor ihr habt euer eigenes Stück Land, ruhig gelegen und eine zufriedene Familie. Eure kleine Tochter liebt es, draußen herumzutollen und ihr seid glücklich und zufrieden mit eurem Leben. Dann kommt ein Neuer ins nahegelegene Städtchen und sucht euch auf, weil er eine Auktion veranstalten will, ihr werdet also euren über Jahre gesammelten alten Kram los und bekommt dafür sogar noch ein bisschen Geld. Klingt großartig, oder?
Das denkt sich John Moore auch, bis Perly Dunsmore mehr und mehr fordert, aber alles Unnötige ist längst verkauft. Und es kursieren Geschichten über Nachbarn, die seltsame Unfälle hatten, nachdem sie den Forderungen des Auktionators nicht mehr nachgekommen sind. Was also sollen die Moores tun? Ihren Kram zusammenpacken und sich davonschleichen, Stück für Stück ihres Besitzes opfern oder sich gar gegen den Eindringling auflehnen?
Joan Samson meint es in „Der Auktionator“ nicht gut mit der kleinen Familie. Auch wenn sie zunächst von dem netten Herren begeistert sind, der sie förmlich um den Finger wickelt, wird er schon bald zum Albtraum, zum Schreckgespenst, macht ihnen das Leben zur Hölle.
Natürlich musste ich beim Lesen immer wieder an Stephen Kings „Needful Things“ denken, das schlägt ja in eine ganz ähnliche Kerbe und jetzt weiß ich auch, wo sich King seine Inspiration geholt hat, auch wenn seine Geschichte etwas später spielt. Aber im Kern sind sich beide ziemlich ähnlich, eine Zugezogener, der auf den ersten Blick ein rechtschaffener Bürger zu sein scheint, entpuppt sich als das pure Böse.
Doch wie tritt man dem am besten gegenüber? John tut sich schwer mit seiner Entscheidung und das tut man als Leser auch, denn schnell hat man John, seine Frau Mim, die kleine Tochter und die Oma ins Herz geschlossen, einfache Leute, ein einfaches Leben, Zusammenhalt. Doch das alles scheint den Bach runter zu gehen und nicht nur auf ihrem kleinen Stück Land sondern in der gesamten Stadt. Hier wird eindrucksvoll gezeigt, welche Zerstörung ein einzelner anrichten kann, wenn er denn Gehör findet und Leute um sich schart. Auch wenn das Buch bereits 1975 geschrieben wurde, so ist es doch immer noch aktuell und zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie schnell alles außer Kontrolle geraten kann, dabei stand am Anfang doch nur eine kleine Auktion.
„Der Auktionator“ ist in einer auf 999 Exemplare limitierten Auslage in der Pulp Legends Reihe des Festa Verlages erschienen

In Kleinstädten scheint das Böse immer besonders leichtes Spiel zu haben, so auch in Joan Samsons Buch „Der Auktionator“, das mich bis zur letzten Seite gefesselt hat. Ich habe mit John und seinen Lieben gebangt und war immer wieder gespannt darauf, was sich Perly wohl als nächstes einfallen lässt. Unbedingte Leseempfehlung, von mir gibt es 4,5 von 5 Miezekatzen.

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