„Die Mutter: Mommy liebt dich über alles“ – Rebekah Stoke

“ … Sie blieb auf dem Boden liegen, während sie begriff, dass Mom duldete, was ihr Freund mit ihrer Tochter tat. Sie ließ zu, dass er ihr wehtat, sie schlug, etwas tat, was strafbar und verboten war.
Sie schützte ihre Tochter nicht.
Sie half ihrer Tochter nicht.
Weil Mom keine Mutter war. … „

Sie liebt das Kind.
Sie würde alles für dieses Kind tun.
Sogar töten.
Sie ist DIE MUTTER.

Gayle Ternett könnte nicht zufriedener sein: Zusammen mit ihrem Mann Sergio lebt sie in einer Villa in Ruston, Louisiana, arbeitet ehrenamtlich für die Kirche und besitzt enge Freunde. Doch eine Sache fehlt: ein Kind.
Als es eines Tages an der Tür klingelt und sie einen Karton mit einem Säugling darin vorfindet, scheint das Glück vollkommen.
Der kleine Ryan macht ihre Familie komplett, und als Gayle sich Jahre später dazu entscheidet, wieder mehr zu arbeiten, muss eine Nanny her. Die junge Ava McClaire soll dafür genau die Richtige sein.
Ava nimmt ihre Rolle als Kindermädchen ungewöhnlich ernst. Schon bald baut sich zwischen Ryan und seiner Nanny eine vertraute Bindung auf, während sich der Junge immer mehr von seiner Mutter entfernt. Auch die Ehe mit Sergio steht unter keinem guten Stern, woran Ava laut Gayle ebenfalls nicht unschuldig ist.
Erst als es eine Tote gibt, begreift Gayle, dass Ava ein gut behütetes Geheimnis birgt und dass es ein tödlicher Fehler war, sie in ihr Haus und in ihr Leben zu lassen …

Gayle Ternett hat mit ihrem Mann Sergio einen tollen Fang gemacht, sie leben in einem großen Haus, nur ihr größter Wunsch bleibt unerfüllt, ein eigenes Kind. Doch auch wenn sie selbst nicht schwanger wird, so meint es das Schicksal doch gut mit ihr.
Inzwischen ist Rusty, ihr Sonnenschein, 8 und Gayle möchte wieder arbeiten gehen, also muss ein Kindermädchen her. Die junge Ava, die sich auf die Stelle bewirbt, macht einen guten Eindruck und sie versteht sich sofort mit Ryan. Doch während die Ternetts noch glauben das große Los gezogen zu haben, schmiedet Ava längst finstere Pläne.

Auch wenn sich heute gar nicht mehr so sicher ist, ob es so etwas wie Mutterinstinkt überhaupt gibt, so ist doch unbestreitbar, dass Mütter (im Normalfall) nach der Geburt eine besondere Nähe zu ihrem Baby entwickeln. Sie wollen nur das Beste für ihr Kind, es beschützen, in Sicherheit wissen und genau das führt manchmal eben auch dazu, dass sie es weggeben müssen um ihm ein besseres Leben zu ermöglichen. Genau das ist Ava passiert, ihre Lebensumstände haben sie dazu gezwungen, sich von ihrem Baby zu trennen und auch wenn das Jahre her ist, leidet die junge Frau immer noch darunter. Doch dann entdeckt sie ein Inserat und gibt ihre selbstgewählte Einsamkeit auf, um eine Stelle als Kindermädchen anzunehmen.
Natürlich ist mir als Leser von Anfang an klar, worauf das Ganze hinausläuft und auch Rebekah Stoke macht in ihrem neuen Thriller „Die Mutter“ kein Geheimnis daraus. Und trotzdem weiß ihre Geschichte zu fesseln, schon allein, weil sich hier zwei völlig unterschiedliche Frauen gegenüberstehen, die eigentlich dasselbe wollen. Beide sind auf ihre ganz eigene Art im Leben gescheitert und auf der Suche nach Bestätigung, nach der bedingungsloser Liebe von Ryan, der zwischen den Stühlen steht. Mir als Mutter fällt es schwer, für eine der Seiten Partei zu ergreifen, denn ich kann beide verstehen, zumindest bis zu einem bestimmten Punkt. Aber das zeigt ja eigentlich nur, wie gut die Autorin die ihre Figuren ausgearbeitet hat. Vor allem Ava, die in ihren jungen Jahren schon so viel erlebt hat. Gerade diese Rückblicke haben es in sich, sie tun mir als Leser fast körperlich weh, sorgen dafür, dass sie mir wahnsinnig leid tut. Trotzdem kann ich ihre Vorgehensweise nicht gutheißen, sie als die Böse in diesem Spiel anzusehen erscheint mir allerdings auch als zu einfach.
Eines habe ich diesmal allerdings ein wenig vermisst: die Sümpfe. Bisher spielten sie in allen Büchern von Rebekah Stoke eine wichtige Rolle, sorgten für düstere, bedrohliche Stimmung und ja, es gibt sie auch hier, aber nur am Rande. Ich hätte gern mehr von der unheimlichen Atmosphäre gefangen nehmen lassen, aber das ist Meckern auf hohem Niveau, denn auch „Die Mutter“ hat mich in ihren Bann gezogen, immer wieder habe ich mich gefragt, was ich wohl an Avas oder Gayles Stelle getan hätte, aber zum Glück sind mir solche Entscheidungen erspart geblieben.

Wenn zwei Frauen um die Liebe eines Kindes wetteifern, geht das selten gut. „Die Mutter“ von Rebekah Stoke zeigt auf sehr drastische Art und Weise, wohin falsch verstandene Mutterliebe führen kann. Für Thriller-Fans eine klare Leseempfehlung, von mir gibt es 4,5 von 5 Miezekatzen.

Please follow and like us:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert