„Vermächtnis des Grauens“ – Simone Trojahn

“ … Einunddreißig Jahre später steht sie mit einer Axt vor dem Mann ihrer Träume, weil ihr Leben seinetwegen zum Albtraum wurde, auch wenn man das auf den ersten Blick nciht sieht. …“

Denke an das Schlimmste, was du dir vorstellen kannst, und multipliziere es mit zehn …

Ein Verbrechen, das an Grausamkeit und Perfidie nicht zu überbieten ist, erschüttert eine beschauliche bayerische Ortschaft: In einer kalten Aprilnacht greift eine unbescholtene Chirurgengattin und Mutter dreier Kinder zur Axt und tötet ihre halbe Familie, bevor sie sich selbst richtet.
Was trieb die zierliche Mittvierzigerin zu dieser Wahnsinnstat? Diese Frage stellen sich nicht nur die Ermittler und die Öffentlichkeit, sondern auch die überlebenden Familienmitglieder. Für die sechzehnjährige Jasmin und den dreizehnjährigen Joshua ist eine Aufarbeitung der Horrortat ohne Wissen um das Motiv unmöglich. Auf der Suche nach Antworten müssen die schwer traumatisierten Jugendlichen jedoch nicht nur in die Fratze des Bösen, sondern auch hinter die Fassade ihrer eigenen Scheinwelt blicken und sich auf eine Reise in die Hölle begeben – mit ungewisser Wiederkehr.

Eigentlich sollte Michaela glücklich sein, sie hat ihren Schulschwarm geheiratet, er bringt als Chirurg mehr als genug Geld nach Hause und die beiden haben drei Kinder.drei Kinder. Und auch wenn sich Roman nicht als der erhoffte Traummann entpuppt hat und sie oft allein ist, führt sie doch ein gutes Leben, bis sie auf etwas stößt, das ihre gesamte Welt zum Einstürzen bringt.Um noch schlimmeres zu verhindern, muss sie handeln, auch wenn ihr das das Herz bricht.

Stell dir vor, du bist seit über 30 Jahren mit dem Mann zusammen, für den du schon in der Schule geschwärmt hast. Inzwischen seid ihr verheiratet, er ist die Karriereleiter nach oben gefallen und so lebt ihr mit euren drei Kindern in einem tollen Haus. Gut, er schenkt dir nicht immer die gewünschte Aufmerksamkeit, aber damit hast du dich längst abgefunden. Doch dann findest du etwas über ihn heraus, dass dir den Boden unter den Füßen wegzieht und dich dazu zwingt zu handeln.
In genau dieser Lage findet sich die Chirugengattin Michaela wieder. Um das Grauen zu beenden, muss ihre gesamte Familie bis auf ihre Tochter Jasmin sterben. Nach Michaelas Selbstmord stellt sich jedoch heraus, dass auch Joshua, der jüngste Sohn, überlebt hat. Die beiden Geschwister stellen sich natürlich nur eine Frage: Warum hat ihre Mutter das getan? Zumindest Jasmin bekommt schon bald eine Antwort darauf, denn Michaela hat ihrer einzigen Tochter etwas hinterlassen.
Simone Trojahns Bücher sind ja so schon nichts für Weicheier, aber diesmal musste ich echt schlucken, denn das völlig unvorhersehbare Ende ist ein Schlag in die Magengrube und macht die ohnehin schon schreckliche Geschichte noch viel grausamer.
Beginnend mit dem Mord an ihrer Familie begleite ich Michaela, die immer wieder einen Blick in die Vergangenheit wirft, lese die Tagebucheinträge ihres Mannes Roman und versuche zusammen mit Jasmin und Joshua herauszufinden, was ihre Mutter zu dieser schrecklichen Tat getrieben hat. Immer wieder springe ich so durch die Zeit, weiß aber dank der Kapitelüberschriften immer, wo ich mich gerade befinde, es gibt also keine Probleme beim Zuordnen der Geschehnisse und diese Perspektivenwechsel geben der Geschichte noch mal eine besondere Tiefe. Eines jedoch hat mich dabei fürchterlich genervt, das ständige „Haha“ in den Tagebucheinträgen, wer bitte schreibt denn so? Das ist aber auch schon mein einziger Kritikpunkt, denn mich hat das Buch total gefesselt.
„Vermächtnis des Grauens“ zeigt auf erschütternde Weise, wie schnell eine vorher heile Welt Risse bekommt und schließlich komplett in sich zusammenbricht. Dabei nimmt man den Charakteren ihre jeweilige Rolle dabei komplett ab und kann ihre Handlungen zumindest nachvollziehen, auch wenn man selbst vielleicht anders reagiert hätte.
An dieser Stelle noch eine kleine Anmerkung, Warnung oder wie immer ihr es auch nennen wollt.. „Vermächtnis des Grauens“ gewährt einen Einblick in die Gedanken eines grausamen und völlig empathielosen Menschen, darüber solltet ihr euch im Klaren sein, bevor ihr zu diesem Buch greift .

Wer Simone Trojahn kennt, weiß, dass es in ihren Geschichten eigentlich immer zur Sache geht, diesmal packt sie allerdings selbst für ihre Verhältnisse noch einmal eine Schippe drauf. Am Ende ist da nix mit einem erleichterten Aufatmen, ich jedenfalls brauchte danach erstmal einen Moment, um das Ganze zu verdauen, um dann festzustellen, wie perfekt die Autorin mit der Erwartungshaltung ihrer Leser gespielt hat. Hut ab, Simone, das ist mir 4,5 von 5 Miezekatzen wert. 

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