„Immortality“ – Dana Schwartz

“ … An manchen Tagen war Hazel sich gewiss, dass Beechams Tonikum funktioniert hatte und Jack irgendwo am Leben war. Dass er sich eine neue Existenz in der Neuen Welt aufbaute, wo Männer niederer Geburt etwas aus sich machen konnten. … „

Ein Königshof voller Geheimnisse. Eine junge Ärztin, die ihnen auf die Schliche kommt.
Lady Hazel Sinnett ist am Boden zerstört. Unsicher, ob Jack noch lebt, lenkt sie sich mit Arbeit ab und behandelt weiterhin Patienten. Da erhält sie den Auftrag, die Leibärztin der kranken Prinzessin Charlotte zu werden. Am Königshof findet Hazel sich in einer glanzvollen Welt wieder, in der nichts ist, wie es scheint. Jeder hat etwas zu verbergen, vor allem der mysteriöse Club der Todesgefährten. Und schon bald steht mehr als nur Hazels Zukunft als Chirurgin auf dem Spiel …

Nach den Geschehnissen in „Anatomy“ lebt Hazel Sinnett weiterhin auf dem Familienanwesen und kümmert sich um die Leiden derer, die sich keinen Arzt leisten können. Sie ist sich sicher, dass Dr. Beecham noch irgendwo da draußen ist und hofft dasselbe für Jack. Ihre Arbeit wird nicht gern gesehen und so landet sie im Gefängnis, wo man ihr ein Angebot macht. Im Gegenzug für ihre Freiheit soll sie sich in London um Prinzessin Charlotte von Wales kümmern, die an einer unbekannten Krankheit leidet. Doch nicht nur das Leben am Hofe ist eine Umstellung, dann es gibt da auch noch einen Geheimbund, der Interesse an Hazel zeigt und wie sich herausstellt, ist den Mitgliedern Dr. Beecham bestens bekannt.

„Immortality“ beginnt, wo „Anatomy“ endet. Jack ist fort und trotz nicht abgelegter Prüfung widmet sich Hazel weiter ihrer Berufung als Chirurgin. Über einen Mangel an Patienten kann sie sich nicht beklagen, ihr Einsatz für die, die sich keinen Arzt leisten können hat sich längst herumgesprochen und kommt natürlich nicht überall gut an. Um einem längeren Gefängnisaufenthalt zu entgehen, lässt sie sich so auf einen Handel ein, der sie an den Hof nach London führt, wo sie auf die Thronfolgerin Charlotte trifft. Neben einem Ausflug in die Medizin bekommt man als Leser diesmal auch einen Einblick in das Leben am Hof und die starren Regeln dort geboten. Nicht nur Hazel muss sich als Frau in einem Männerberuf behaupten, auch die Prinzessin ist nur ein Spielball und muss sich starren Zwängen beugen, gegen die sie aufbegehrt, sie hat also einiges gemein ihrer Ärztin. Wer jetzt Angst hat, dass sich das Ganze negativ auf die Geschichte auswirkt, den kann ich beruhigen. Ja, es geht auch hier wieder um Selbstverwirklichung, um den Mut, sich gegen die damals herrschende Ungerechtigkeit zu wehren, aber das alles ist wunderbar in die Story eingebettet und wird einem nicht mit dem Holzhammer eingeprügelt. Neben Hazel und Jack, mit dem ich hier nicht so richtig warm geworden bin, hat Dana Schwartz noch eine Menge anderer liebenswerter Figuren erschaffen, die man einfach ins Herz schließen muss. Simon zum Beispiel, der Arzt, mit dem Hazel zusammenarbeitet. Gerade in ihn konnte ich mich wunderbar hineinversetzen und seinen Schmerz teilen, in meinen Augen ein wirklich toller Mann. Mit Charlotte hatte ich ebenfalls Mitleid, aus dem Hochadel zu stammen ist auch nicht unbedingt ein Zuckerschlecken, doch die Prinzessin weiß sich zu wehren.
Und dann ist da noch diese geheimnisvolle Gesellschaft, die Todesgefährten, deren Mitglieder dem einen oder anderen bekannt vorkommen dürften. Sie treten in Beechams Fußstapfen und sind somit für den übernatürlichen Teil der Geschichte zuständig. Diese Verknüpfung finde ich nicht nur sehr clever und auch nachvollziehbar, sie macht „Immortality“ zu einem Buch, das zum Nachdenken anregt. Ist die titelgebende Unsterblichkeit wirklich erstrebenswert und wie weit würde man dafür gehen? Fragen, die jeder für sich selbst beantworten muss. 

Wie schon in „Anatomy“ beweißt Dana Schwartz auch in „Immortality“ wieder, dass man sehr wohl über starke Frauen schreiben kann, ohne dass Männer dabei generell schlecht wegkommen oder man sich fühlt als müsse man sich belehren lassen. Ihre Heldinnen sind keine Emanzen, die auf ihr Recht pochen, sondern ihr Leben selbst in die Hand nehmen und sie haben Männer an ihrer Seite, die dabei sie unterstützen. Eine Prise Übernatürliches, Historisches, eine bittersüße Lovestory und Medizinwissen ergeben zusammen mit tiefgründigen liebenswerten Charakteren eine tolle Geschichte, in die man eintaucht und in der man bis zum Schluß gefangen ist. Das Ende lässt außerdem Raum für eine Fortsetzung, über die ich mich sehr freuen würde. Wohlverdiente 4 von 5 Miezekatzen.

01. „Anatomy: Eine Liebesgeschichte“
02. „Immortality: Eine Liebesgeschichte“

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