„RIP: Derrick – Ich werde den Tod nicht überleben“ – Gaet’s, Julien Monier

“ … Mein Job ist der Tod. Aber nicht die schönen Todesfälle. Ich sehe die scheußlichsten Tode, die dieses Scheißleben zu bieten hat. …“ (Seite 6)

Du willst wissen, wie ich meine verdammten Tage verbringe?
Wart’s ab, ich erzähl’s dir.
Mein Leben ist keinen Heller wert, aber ich gehe jede Wette ein, dass du es nicht bis zum Ende durchhälst.

Derrick ist Tatortreiniger und vor Ort für seine Chefs beim Putzen immer auf der Suche nach Dingen, die sich zu Geld machen lassen. Als er dabei auf einen Ring stößt, der wertvoll zu sein scheint, lässt er ihn kurzentschlossen mitgehen. Keine gute Idee, denn der Diebstahl wird bemerkt.

Kurz vor dem 3. Advent gibt es von mir, wie könnte es auch anders sein, natürlich etwas ganz besonders Besinnliches. Genau das richtige für alle, die ihr Job manchmal ankotzt oder die Familie nervt, denn eigentlich haben wir es doch ganz gut getroffen, im Gegensatz zu Derrick. Als Kind galt seine Liebe den Tieren, eigentlich wollte er Tierarzt werden, gelandet ist er jedoch bei der Tatortreinigung, wo ihn immer wieder sehr unappetitliche Fälle erwarten. Seine Frau ein Ekel, hinzu kommt, dass seine „Firma“ kein normaler Putzdienst ist, sondern alles Wertvolle, das in den Wohnungen der Toten auffindbar ist, zu barer Münze macht, also quasi doppelt an den Toten verdient. Kurz gesagt, Derrick führt kein tolles Leben, doch als er an einem Tatort einen teuer aussehenden Ring mitgehen lässt, wird es noch schlimmer.
„RIP“ ist definitiv kein Wohlfühlbuch, alle Figuren hier sind unglücklich, depressiv, im Leben gescheitert, was auch immer, nur eben nicht zufrieden. Sie suhlen sich in ihrem eigenen Elend, in dem der anderen und treffen Entscheidungen, die sie nicht sympathischer machen. Das gilt auch für Derrick zu, einen typischen Loser, der sich immer wieder unterbuttern lässt, bis er einen Diebstahl begeht, der nicht nur für ihn Konsequenzen hat.
Die Männer in den weißen Schutzanzügen zeigen sich hier mal von einer ganz anderen, ungewohnten Seite. In „RIP“ ist alles dreckig, düster und hoffnungslos, Derrick und sein Team werden von Fliegen, Exkrementen und verfaulenden Leichen begleitet, so etwas wie ein Zusammengehörigkeitsgefühl gibt es auch nicht wirklich, viel lieber geht man sich bei der kleinsten Gelegenheit gegenseitig an die Kehle und ist dabei nicht besonders zimperlich, Teamarbeit wird halt überbewertet. Willkommen in der Welt von Gaet’s und Julien Monier. Die überwiegend in Brauntönen gehaltenen Zeichnungen passen perfekt zum Geschehen, fröhliche Farben? Fehlanzeige, hier ist einfach alles trist und freudlos, trotzdem habe ich es genossen, Derrick und seine Kollegen bei ihren Raubzügen, für die man einen sehr stabilen Magen braucht, zu begleiten und bin gespannt auf Band 2, denn dort geht es um ein anderes Teammitglied. Ob eine neue Geschichte erzählt oder das bereits gelesene nun aus einem anderen Blickwinkel erzählt wird, weiß ich nicht, ich lass mich überraschen.^^

Wer auf schöne Geschichten mit happy End steht, sollte von „RIP“ Abstand halten und das so weit wie möglich. In der Comicreihe geht es um abgewrackte Figuren, die sich mehr schlecht als recht durch ihr erbärmliches Leben schlagen und dabei noch nicht mal sympathisch rüberkommen. Aber gerade das macht hier den besonderen Reiz aus. Ich jedenfalls freue mich auf die 4 übrigen Bände und vergebe 4 von 5 Miezekatzen.

01. „Derrick: Ich werde den Tod nicht überleben“
02. „Maurice: Die Fliegen folgen immer dem Aas“
03. „Ahmed: Am richtigen Ort zur falschen Zeit“
04. „Albert: Möge deine Seele mit mir sein“
05. „Fanette: Das Schlechte in der Haut der Anderen“  

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