„Babyhasser“ – C. V. Hunt

“ … Eine ganze Generation, die von selbstherrlichen Schwachköpfen großgezogen und rund um die Uhr mit diesen teuren iPad-Dingern unterhalten wird. Sie stellen jeden kleinen idiotischen Gedanken ins Internet, damit ein Haufen anderer Schwachköpfe sie bestätigt und versichert, dass sie klug sind. Die Welt geht den Bach runter. …“ (Seite 103) 

Acht Erzählungen von der großartigen C. V. Hunt – kein fröhlich-naives Tralala, sondern Elend, Unheimliches und Bizarro, oft kombiniert mit bitterböser Satire und Gesellschaftskritik.

Die Novelle BABYHASSER ist ein gutes Beispiel für das literarische Können dieser noch zu wenig bekannten Autorin. Weil eine Frau unfähig ist, Kinder zu bekommen, ist sie regelrecht zur Ausgestoßenen geworden – denn die Gesellschaft erwartet von Frauen, dass sie schwanger zu Hause sitzen und für ihre Männer kochen …
Oder HALLOWEEN. Dieser Kurzroman spielt in einer Kleinstadt, die von einer schrecklichen Kreatur heimgesucht wird, die die Einwohner Halloween nennen. Jede Nacht, sobald die Sonne untergeht, taucht Halloween auf, um von den eingeschüchterten Bürgern Leckereien einzusammeln: eine kleine, lebendige Gabe von jedem Haushalt. Aber all das ist nichts im Vergleich zu dem jährlichen Ritual, das Halloween von den Bürgern am Abend vor Allerheiligen verlangt …

C. V. Hunt erzählt so realistisch und bitter wie Chuck Palahniuk. Man liebt es, ihre Figuren zu hassen.

„Babyhasser“ beinhaltet folgende 8 Kurzgeschichten und Novellen:
„Dass Mutter Teresa schockiert war, als sie in der Hölle erwachte, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts“, „Die Letzte ihrer Art“, „Der Steinbruch“, „Kein Ort für Kinder“, „Babyhasser“, „Ein Hauch von Nähe“, „Letzter Eintrag“ und „Halloween“. 

Da C. V. Hunts letztes Buch bei Festa „Wir haben alles falsch gemacht“ schon eine Weile her ist, habe ich mich gefreut, als eine Sammlerausgabe der Autorin angekündigt wurde. Natürlich ist das mit Anthologien, zumindest bei mir, immer so eine Sache, denn alle Beiträge sagen mir nie zu. Aber solange ich den Großteil gut finde, ist das auch vollkommen in Ordnung. Allerdings konnte ich mit der ersten Kurzgeschichte schon mal gar nichts anfangen und geriet schon leicht in Panik, die sich zum Glück aber schnell wieder legte, denn schon bei Nummer 2, „Die letzte ihrer Art“, legt sich die Autorin dann wieder voll ins Zeug und tut das, was sie am besten kann: ein ungutes Gefühl in der Magengegend erzeugen.  Das klappt auch bei „Babyhasser“, mein Highlight in diesem Buch super, gerade hier wird uns auf sehr unschöne Art und Weise ein Spiegel vorgehalten, in den zu blicken schon ein bisschen wehtut. „Halloween“, die andere im Buch enthaltene Novelle, schlägt in eine etwas andere Kerbe, weiß aber ebenfalls zu überzeugen, auch wenn die Gruseldekorationen und Kürbisse inzwischen längst weggeräumt sind.
Bevor man zu einem Buch von C. V. Hunt greift, sollte man wissen, worauf man sich einlässt, denn ihre Werke sind vor allem eins – keine „Wohlfühl-Literatur“, auch nichts zum mal eben Weglesen und somit nicht für jeden geeignet.
Auch über das Cover kann man sicherlich streiten, ich für meinen Teil finde es total passend und erfrischend anders. Irgendwie erinnerte mich gerade die namensgebende Story verdammt an „The Boys“, von daher ist der Comiclook für mich perfekt.
„Babyhasser“ erschien als limitierte und signierte Sammlerausgabe im Festa Verlag und ist bereits vergriffen.

Böse, hoffnungslos und voll von schwarzem Humor, mit dem man erstmal klarkommen muss, genau dafür steht C. V. Hunt für mich und das beweist sie auch in „Babyhasser“ erneut. Wer auf garstige kleine Geschichten steht, wird hier definitiv fündig. Von mir gibt es 4 von 5 Miezekatzen für diese düstere und unbequeme Art der Unterhaltung.

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