„Night falls: Du kannst dich nicht verstecken“ – Jenny Milchman

“ … »Ich weiß nicht, wann, warum oder inwiefern du lügst, Mom.« Ivy holte so tief Luft, dass sichihr Brustkorb hob. »Aber ich weiß, du tust es.« (Seite 30)

Denk nicht, du hast alles hinter dir gelassen

Sandra hat alles. Ein Traumhaus mitten in der Natur. Einen Mann, der sie auf Händen trägt. Eine 15-jährige Tochter, ihr großes Glück. Bis aus dem Traum ein Alptraum wird: Zwei Fremde dringen in ihr Haus ein, schlagen ihren Mann brutal nieder und nehmen Mutter und Tochter als Geiseln. Draußen tobt ein Sturm. Es gibt keinen Ausweg. Schon gar nicht für Sandra. Denn sie kennt einen der Männer ― und wollte ihn um jeden Preis vergessen.

Sandy führt mit ihrem Mann Ben, Tochter Ivy und Hund Mac ein zufriedenes Leben, bis eines Abends zwei Männer im Haus auftauchen. Die Beiden sind aus dem Gefängnis geflohen und geben vor, sich zur Grenze durchschlagen zu wollen, wofür sie Hilfe brauchen, denn draußen tobt ein Unwetter. Doch die Männer sind keine Fremden, einen von ihnen kennt Sandy sehr gut und hat gehofft, ihm nie wieder zu begegnen.  

Mit „Night falls: Du kannst dich nicht verstecken“ habe ich ein weiteres Buch von meiner 24 für 2024 Leseliste abgeschlossen, zwar schon im August, aber manchmal kommt man einfach nicht eher zum Rezischreiben.
Home Invasions in Buch und Film finde ich unheimlich spannend, aber auch immer wieder erschreckend. Zu Hause fühlt man sich geborgen, man macht die Tür hinter sich zu und Einlass gewährt man nur denen, die man um sich haben will. Es gibt also fast nichts Schlimmeres, als wenn Fremde in die eigenen vier Wände eindringen und damit diese Illusion von Sicherheit zerstören. Schon allein der Gedanke, dass sich jemand Zutritt zu meiner Wohnung beschafft, lässt mich schaudern und genau deswegen fühle ich so mit Sandy mit, die nach einem Abendessen mit ihrem Mann Ben den Tag romantisch ausklingen lassen möchte. Gut, vorher hat die 15-jährige Tochter Ivy ein wenig Stress gemacht, aber das gehört in dem Alter ja dazu. Sandy steht also nach dem Essen in der Küche, um noch etwas aufzuräumen, als zwei Männer ihr Haus betreten und ihren Mann angreifen. Auch Ivy, die sich mit dem alte Familienhund Mac durch den Keller davonschleichen will, fällt ihnen in die Hände.
Nick und Harlan sind während eines Arbeitseinsatzes aus dem Gefängnis geflohen und wollten zu Fuß über die Grenze, dafür brauchen sie Hilfe. Ben, der Trekkingtouren organisiert und sich mit ungünstigen Wetterbedingungen auskennt, soll ihnen die passende Ausrüstung dafür liefern. Doch schon bald zeigt sich, dass das nicht der wirkliche Grund ist, warum die Flüchtigen ausgerechnet in seinem Haus auftauchen.
Jenny Milchman hat in „Night falls“ sher interessante Charaktere erschaffen, allen voran natürlich Sandy und Nick, die Gute und der Bösewicht. Sandy, die liebende Mutter,  die das typische Familienleben mit Haus und Hund führt, einen fürsorgenden Ehemann und eine zickige Teenager-Tochter hat, wird von einer Sekunde auf die andere von ihrer Vergangenheit eingeholt. Nick hingegen ist vom ersten Moment an ein Ekel, gefühlskalt und manipulativ dirigiert er Harlan, seinen Handlanger. Der wiederum ist zwar groß und stark, aber nicht unbedingt die hellste Kerze auf der Torte, dafür aber unglaublich loyal, immerhin hat Nick ihn mal gerettet. Aber jetzt ist da Ivy und auch die möchte er beschützen. Ivy, anfangs der typische launische Teeny,  immer wieder möchte ich sie schütteln oder anschreien, macht hingegen die größte Entwicklung durch. Wie ihre Eltern muss man auch sie einfach ins Herz schließen. Und dann ist da noch Barbara, welche Rolle sie spielt, müsst ihr allerdings selbst herausfinden, ich will ja nicht zu viel verraten. Aber ihr seht, die Beziehungen der Personen untereinander nehmen hier einen wichtigen Teil der Story ein und das ist verdammt clever gemacht. Sandy und Nick verbindet etwas, das ist von Anfang an klar, was genau, wird im Laufe der Geschichte Stück für Stück in Rückblicken enthüllt, während die Lage für die Familie in der Gegenwart immer aussichtsloser wird.
„Night falls“ ist böse, ohne sonderlich blutig oder brutal zu sein, das Grauen lauert unter der Oberfläche und es dauert ein wenig, bis es greifbar wird, die beiden Zeitebenen sorgen dabei für zusätzliche Spannung. 

„Night falls“ ist kein Highlight, bietet aber einige spannende und unterhaltsame Lesestunden. Die Autorin zeigt auf sehr erschreckende Art, wohin blinde Mutterliebe führen kann und lässt hier sehr interessante Charaktere auf ihre Leser los, einigen von ihnen möchte man lieber nicht persönlich begegnen. Außerdem gibt es einen Hund, also was will man mehr? Von mir gibt es 4 von 5 Miezekatzen.

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