„Der Zwilling“ – Andreas Winkelmann

“ …»Ich hätte in jede andere Präsidium dieser Stadt gehen und irgendeinem x-beliebigen Beamten meine Geschichte erzählen können. Haben Sie sich noch nicht gefragt, warum ich zu Ihnen komme?« … „

Als Sieghelm Töteberg im Kriminalkommissariat auftaucht und behauptet, er werde jemanden töten, hält Kriminalkommissar Björn Dallmann ihn für einen Wichtigtuer. Solche Typen kennt Dallmann zur Genüge, und er hat keine Lust, sich von so einem die Nachtschicht verderben zu lassen. Zumal er viel lieber mit seiner attraktiven Kollegin Beatrice flirten möchte. Wie erwartet verläuft das Verhör ausgesprochen zäh. Dallmann soll Töteberg davon abhalten, jemanden zu töten. Aber wen und wann, das sagt er nicht. Angeblich habe er denselben Mord schon sechsmal begangen. In unterschiedlichen Jahrzehnten, an unterschiedlichen Orten, aber immer am selben Datum. Ein Spinner, eindeutig. Aber dann findet Dallmann auf dem Nachhauseweg eine Tote …

Als seine Kollegin ihn während der Nachtschicht weckt, weil jemand unbedingt mit ihm reden möchte, rechnet Björn Dallmann nicht damit, dass er gleich einem alten Mann gegenübersitzt, der ihn darum bittet, ihn von einem Mord abzuhalten, den er schon 6x begangen hat. Björn schickt ihn weg, nur um kurz darauf seine Kollegin ermordet in einer Gasse zu finden.

Björn Dallmann glaubt nicht an den Unsinn, den ihm Sieghelm Töteberg erzählt. Angeblich wird er jemanden umbringen und der Polizist soll ihn davon abhalten. Der alte Mann wirkt auf ihn absolut nicht wie ein Mörderund doch hat er ein komisches Gefühl, nachdem Töteberg das Polizeirevier verlassen hat. Als er Nachforschungen anstellt, stößt er auf ein Buch über Zeitzwillinge, die denselben Namen tragen, ähnliche Berufe und Todesursachen haben. Oder anders gesagt: ihr Leben ist mit der Geburt bereits vorherbestimmt und sie können nichts dagegen tun. Absoluter Unsinn, wie er glaubt und doch lässt ihm die Sache keine Ruhe.
Andreas Winkelmann wendet sich mit den Zeitzwillingen einem interessanten Thema zu. Und wer weiß, vielleicht sind manche Menschen gar nicht von Natur aus böse, sondern einfach unter dem falschen Stern geboren und haben keinerlei Möglichkeit, sich ihrem vorherbestimmten Schicksal zu entziehen? So spannend das erscheint, eine Kurzgeschichte ist für mich hier eine schlechte Wahl, sich damit auseinanderzusetzen, mir persönlich wird alles viel zu schnell und oberflächlich abgehandelt. Das Ende fand ich sehr unbefriedigend, daran konnte auch der flüssige Schreibstil und die sich immer weiter steigernde Spannung nichts ändern. Schade, ich hätte gern mehr über Björn und seinen seltsamen Besucher erfahren, die 64 Seiten, die auch noch eine Leseprobe von „Die Zucht“ enthalten, sind mir einfach zu wenig für solch eine komplexe Angelegenheit.

Ein interessantes Thema, aber leider war die Geschichte für mich persönlich viel zu kurz, um mir wirklich ein Urteil darüber bilden zu können, zumal das Ende auch noch recht abrupt kam. Das kann zur Stimmung beitragen, hier fand ich es jedoch eher störend und mehr als 3,5 Miezekatzen sind einfach nicht drin.

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