„Ogrish“ – Jean Rises

“ … Seine Leinwand war der menschliche Körper und seine Pinsel bestanden aus Klingen und Hiebwaffen. Eine Art Picasso, der die Frauen und Männer schlussendlich stilvoll und mit bewundernswerter Akribie verstümmelte und ausweidete. …“

Tief in den dunklen Ecken von Tokios Hardcore-Porno-Szene gibt es zwei Männer, deren Namen zum Schaudern einladen: Pain und Gore. Shin Akaktsuki und Gen Li sind gefangen in einem Abgrund von Perversion und Gewalt, getrieben von ihren tiefsten Obsessionen und von der Yakuza kontrolliert. Doch ihre kranken Machenschaften haben Konsequenzen, als der Vater eines ihrer Opfer einen blutigen Rachefeldzug startet. In diesem Extrem-Horror- Roman erleben Sie eine Welt jenseits des Vorstellbaren, voll von expliziter Vergewaltigung, Folter, Blut und Gewalt. Nur für Leser mit starken Nerven und einem Faible für das Grauen.

Gore ist der Star in den Snuff Filmen von Regisseur Gen Li, Shin ein unbedeutender Büroangestellter, der entdeckt, dass er seine seltsamen Vorlieben mit einer Kollegin teilt und Hotaru, die bei ihrem Vater aufwächst, steht kurz vor ihrem 18. Geburtstag. Sie alle scheinen nichts gemeinsam zu haben und doch treffen sie auf der dunklen Seite Tokios mehr oder weniger freiwillig aufeinander. Ein Treffen, das blutige Auswirkungen hat. 

„Ogrish“ beginnt mit einem Vorwort von Jon Athan, wer sich im etwas härteren Horrorbereich auskennt, dem wird dieser Name nicht unbekannt sein. Hierzulande erscheinen seine Bücher in der Extrem Reihe des Festa Verlages und auch wenn er jetzt nicht unbedingt zu meinen Lieblingsautoren gehört, muss man ihn eines lassen: Seine Bücher sind schon verdammt verstörend. Wenn also so ein harter Hund, der sich selbst bereits ausgiebig mit dem Thema Snuff befasst hat, eine Einleitung für einen deutschen Kollegen schreibt, kann man schon deftige Kost erwarten, oder?
Um euch nicht zu sehr auf die Folter zu spannen, die Antwort darauf lautet definitiv ja. Und damit der Leser auch weiß, dass in „Ogrish“ keine Gefangenen gemacht werden, trifft er gleich zu Beginn auf Gore, der als Darsteller in Snuff Filmen seine „Schauspielerkollegen“ gemäß der Kundenwünsche zerhackstückelt. Schon nach den ersten Seiten sollte dem Leser klar sein, dass er für diese Lektüre einen stabilen Magen braucht, denn, so viel kann ich euch verraten ohne zu spoilern, es wird nicht nur blutig, sondern auch ziemlich eklig, da auch gewisse Fetische hier eine Rolle spielen. Sagt also nicht, ich hätte euch nicht gewarnt …
Dass Jean Rises ein Filmliebhaber ist, merkt man sofort, wer „Grotesque“ oder die „Guinea Pig“ Reihe kennt, findet hier immer Anspielungen auf diese oder andere japanische Splatterfilme, außerdem spielt die Geschichte ja auch in Tokio, dieser großen und irgendwie abgedrehten Metropole, in der alles möglich ist. Und dieses „alles“ wird hier bis ins kleinste Detail ausgeleuchtet ohne dabei plump zu wirken. Selbst bei den blutigsten Beschreibungen bleibt der Autor fast schon  poetisch und das in einem Genre, das jetzt nicht unbedingt für „blumige“ Umschreibungen bekannt ist. Vielleicht liegt es daran, dass es nicht nur um das schnöde Dahinmetzeln geht, sondern eben auch um Leidenschaft, die Figuren haben ein Eigenleben und dienen nicht nur als Kanonenfutter. Genau das unterscheidet „Ogrish“ für mich z. B. von den Werken von Jon Athan. Abgesehen von der Erzählweise, denn auch hier hat Jean Rises etwas ziemlich Cleveres getan, er führt seine Charaktere in Kapiteln ein, die fast schon eigene Kurzgeschichten sind, irgendwann ineinander übergreifen und schließlich alle Handlungsstränge zusammenführen. Auch wenn er mit seiner Story das Rad natürlich nicht neu erfindet, unterscheidet seine ganz eigene Art das Buch von anderen Genrevertretern, dafür gibts einen fetten Daumen nach oben.
Nach dem Ausflug ins finstere Tokio geht es bald nach Russland, denn dort spielt „Ogrish 2“ und ich bin gespannt, welche Abartigkeiten mich dort erwarten.

Um es kurz zu machen, „Ogrish“ ist definitiv kein Buch für Zartbesaitete, hier wird munter verstümmelt, gequält, vergewaltigt und trotzdem schafft es der Autor, seine Geschichte auf eine fast schon anspruchsvolle Art zu erzählen und sorgt auf diese Weise dafür, dass ich als Leser viele der Figuren zwar ganz furchtbar finde, aber gewisse Dinge nachvollziehen kann, was mir irgendwie tatsächlich ein bisschen Angest macht.^^ Dafür gibt es wohlverdiente 4 von 5 Miezekatzen.

01. „Ogrish“
02 „Ogrish 2“

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