„Muttermal“ – Daniel Leitner

“ … Obwohl ich eine gewisse Zuneigung nicht leugnen kann, bahnt sich ein Funke von misstrauen an. Nicht, dass mir meine laut ihrer eigenen Aussage Mutter labil vorkommt, aber etwas scheint nicht zu stimmen. …“

Von seinen leiblichen Eltern weiß der dreißigjährige Deutschlehrer Jonas kaum etwas. Das ändert sich jedoch schlagartig, als seine vermeintliche Mutter plötzlich vor seiner Wohnungstüre auftaucht. Jonas willigt ein, ein Wochenende mit ihr in einer Hütte im Wald zu verbringen, um all seine Fragen endlich beantwortet zu bekommen. Das Familienglück scheint perfekt – doch während seine leibliche Mutter immer mehr von ihrem Leben preisgibt, bemerkt Jonas Widersprüche und stellt sich die Frage: Wer ist diese Frau wirklich und welches Geheimnis verbirgt sie? Abgeschottet von der Außenwelt beginnt ein Katz- und Mausspiel, in dem nichts so ist, wie es zunächst scheint.

Nach 30 Jahren steht plötzlich Jonas‘ Mutter, die ihn gleich nach der Geburt zur Adoption freigegeben hat, vor seiner Tür. Um sich besser kennenzulernen, verbringen die beiden ein Wochenende in einer abgelegenen Hütte. Doch immer wieder verhält sich die Frau merkwürdig und hat unkontrollierte Stimmungsschwankungen, so dass sich Jonas schon bald fragt, ob der Ausflug wirklich so eine gute Idee war.

Ich mag Daniel Leitners Velvet Cove Reihe über ein kleines, scheinbar beschauliches Städtchen in dem das Böse im Verborgenen die Fäden zieht. Als ich dann auf „Muttermal“ stieß, war ich natürlich neugierig, ob mich auch ein Einzelband überzeugt. Und was soll ich sagen, „Muttermal“ ist anders als erwartet, aber irgendwie auch nicht.^^
Der Protagonist des Buches hört auf den Namen Jonas, ist Lehrer und hat seine leiblichen Eltern nie kennengelernt, mit 8 wurde er adoptiert und hat ein gutes Verhältnis zu seinen Pflegeeltern. Er erzählt seine Geschichte in der Ich-Perspektive und lässt den Leser erstmal  an seinem typischen Alltag teilhaben, was gleich zu Beginn eine gewisse Vertrautheit schafft. Die bis dahin fast schon gemächliche Story nimmt ein wenig Fahrt auf, als eine unbekannte Frau mittleren Alters an seiner Tür klingelt und behauptet, seine Mutter zu sein, die ihn vor 30 Jahren zur Adoption freigeben musste. Da Jonas zu aufgewühlt ist, um ein vernünftiges Gespräch mit ihr zu führen, bittet sie ihn, ihr ein Wochenende in der abgelegenen Hütte eines Freundes zu opfern, um sie ein weinig besser kennenzulernen. Obwohl Jonas anfangs hadert, sagt er schließlich zu, denn natürlich allerdings ohne jemanden über seinen Ausflug zu informieren. Und so nimmt das Unglück seinen Lauf.
Anders als in Velvet Cove geht es unblutig zu, dennoch ist da von Anfang eine düstere Vorahnung. Jonas vermutet recht schnell, dass seine Mutter ihm etwas verschweigt, sie widerspricht sich, reagiert immer merkwürdiger. Zwar bringt sie Stück für Stück mehr Licht in ihre Vergangenheit, aber eben nie komplett. Sie macht ihrem Sohn Angst, tut ihm aber gleichzeitig leid, wie also soll er sich ihr gegenüber verhalten? Hier ist die Story fast mehr Drama als Thriller, was der Spannung aber keinen Abbruch tut, zu neugierig bin ich inzwischen darauf, was Christine verbirgt.
Während die erste Hälfte des Buches sehr ruhig ist und dem Mutter-Sohn-Gespann genug Raum zur Entfaltung gibt, schreitet die Spannung im danach immer mehr voran und es kommt das, was Daniel Leitner perfekt beherrscht und worauf ich die ganze Zeit gewartet habe, der große Plottwist. 

„Muttermal“ ist ein typisches Daniel Leitner Buch, bei dem man schon zu Beginn ahnt, das nichts so ist, wie es scheint, nach der Velvet Cove Reihe ich aber auch nichts anderes erwartet. Allerdings geht es etwas ruhiger zu, hier steht mehr der psychische Aspekt im Mittelpunkt, die Sehnsucht zu wissen, wer man ist, wo man herkommt. Für mich ist es absolut nachvollziehbar, dass man so das eine oder andere Warnsignal übersieht und so verbirgt sich hinter dem recht unscheinbaren Cover  eine Geschichte, die gleichzeitig berührt und erschreckt, dafür gibt es von mir 4 von 5 Miezekatzen.

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