“ … Man bezahlt immer einen preis, hatte ihr Vater ihr gesagt, als sie noch ein Teenager war. Wenn du irgendwohin gehst, wo niemand sonst hingeht, oder irgendetwas Gefährliches zu tun versuchst, bezahlst du einen Preis. Man bezahlt ihn entweder mit Vorsicht oder mit einem kühlen Kopf. Oder mit seinem Leben. …“ (Seite 212)
Tief unter der Meeresoberfläche wartet ein Friedhof …
1928 verschwand der Ozeandampfer SS Arcadia auf der Fahrt von den USA nach Großbritannien spurlos. Obwohl noch drei Notrufe gesendet wurden, die seltsamerweise schnell wechselnde Koordinaten übermittelten, konnten weder das Schiff noch Überlebende gefunden werden.
60 Jahre später wird das rostige Wrack auf dem Meeresgrund geortet – mehr als 300 Meilen vom ursprünglichen Kurs entfernt …
Ein Taucherteam will herausfinden, was mit dem angeblich unsinkbaren Schiff passiert ist.
Aber die Arcadia hat noch nicht genug vom Tod: Etwas Dunkles und Hungriges wartet in der Tiefe.
Darcy Coates, die Autorin vieler unheimlicher Bestseller, zieht uns hinab in eine fesselnde Geistergeschichte. Eine Gruppe von Tauchern muss sich durch ein unaussprechliches Grauen kämpfen
Seit Jahrzehnten liegt das Wrack der Arcadia auf dem Grund der Ostsee, keiner weiß, warum der Ozeandampfer damals gesunken ist. Und weil sich solche Sachen bestens verkaufen,macht sich ein kleines zusammengewürfeltes Team auf den Weg zum Schiffswrack, um dort Material für eine Dokumentation zu drehen. Doch gleich der erste Tauchgang hat es in sich.
Gleich vorweg: Wer unter Platzangst leidet, sollte besser die Finger von „From Below“ lassen. Darcy Coates entführt ihre Leser diesmal nicht in ein Spukhaus, sondern auf den Grund der Ostsee. Dort liegt das Schiffswrack, der SS Arcadia, die vor 90 Jahren gesunken ist. Warum, weiß niemand, doch schon ein paar Tage vorher gingen bei anderen Schiffen seltsame Funksprüche ein.
Für eine Dokumentation soll nun ein kleines Team zum Wrack tauchen und genug Material für eine Doku filmen. Doch bereits der erste Tauchgang zeigt, dass sie unter Wasser nicht allein sind.
Und auch nicht wirklich ausgebildet fürs Tiefseetauchen, denn nur Vanna, die Höhlentaucherin, verfügt über genug Erfahrung, der Rest hat nur einen Kurs absolviert, wenn überhaupt. Cove ist für die Filme, die sie macht, zwar öfter getaucht, aber in solche Tiefen ist sie bisher noch nicht vorgedrungen, ebenso wie Hestie, die Meeresbiologin. Und dann sind da noch Roy, der Kameramann und Aidan, der sich mehr oder weniger durch den Kurs gemogelt hat. Da unter Wasser jeder Handschlag sitzen und man sich aufeinander verlassen muss, sind die Voraussetzungen also schon mal nicht unbedingt die günstigsten, aber mehr war mit dem Budget einfach nicht drin. Dummerweise streiken auch noch die mitgebrachten Drohnen, die einen Großteil der Erkundung des Wracks übernehmen sollten und um im Zeitplan zu bleiben ist mehr Einsatz als geplant angesagt. Während das Team zu Beginn noch neugierig darauf ist, was es auf der gesunkenen Arcadia erwartet und was es mit den seltsamen Funksprüchen auf sich hat, die kurz vor dem Untergang bei anderen Schiffen eingegangen sind, schlägt die Stimmung gleich beim ersten Ausflug auf den Meeresgrund um, denn es kommt zu seltsamen Zwischenfällen, bei denen die im Wrack umhertreibenden Leichen längst nicht das schlimmste sind.
Allein schon den Tauchern durch die dunklen verwinkelten Gängen im Schiffsrumpf zu folgen, erweckt beim Lesen Unbehagen. Dabei ist das erstmal nur ein Vorgeschmack, denn die Autorin schafft es, die Spannung hier weiter und weiter zu steigern, so dass man irgendwann selbst überall gruselige Geräusche hört oder deformierte Schatten sieht. Doch nicht nur in der Tiefe wird es unheimlich, denn in Rückblenden nimmt sie die Leser mit an Bord der SS Arcadia, wo sie mit Harland, einem Besatzungsmitglied, das Grauen vor Ort erleben.
Die Figuren in „From Below“ sind wunderbar ausgearbeitet, vor allem die der Taucher, die grundverschieden und doch aufeinander angewiesen sind. Sie haben eine Hintergrundgeschichte und einen Grund an dieser „Expedition“ teilzunehmen. Man kann sich in jeden von ihnen hineinversetzen und ich habe sie alle ins Herz geschlossen, bin ihnen in die Dunkelheit gefolgt und habe gemeinsam mit ihnen erkannt, dass man Tote nicht wecken und manche Geheimnisse besser auf dem Grund des Meeres lassen sollte.
Puh, was für eine wilde Achterbahnfahrt. „From Below“ braucht etwas, bis die Geschichte so richtig in Fahrt kommt und das ist gut, denn so lernt man die Charaktere erstmal ein bisschen näher kennen bevor es dann ans Eingemachte geht.
Wer vorhat in absehbarer Zeit tauchen zu gehen, sollte das Buch besser nicht lesen, zumindest nicht vorher. Zwar erfährt man hier einige durchaus nützliche Dinge, ob man die dann allerdings noch umsetzen möchte, wage ich zu bezweifeln.
Nachdem Darcy Coates ja vor allem durch ihre Geisterhaus-Romane bekannt ist, zeigt sie hier, dass sie sich auch auf anderen Schauplätzen prima austoben kann und ich muss zugeben, dass ich diese Enge, die Auseinandersetzung mit dem Tod und die Geheimnisse der Vergangenheit unter Wasser viel atmosphärischer fand. Die Stille, die Enge, das komplette Abgeschnittensein von der Außenwelt, all das nimmt für mich hier ganz andere Dimensionen an. Ein wirklich großartiges Buch für alle, die sich gern gruseln und mir glatte 5 von 5 Miezekatzen wert.