„Als der Großvater des Jungen in seinem Kombi mit klappernden Holzseitenwänden die Schotterstraße entlangfährt, bringt er etwas mit. Er spürt es an dem merkwürdigen, englippigen Lächeln seiner Mutter und den verwirrten Blicken seines Vaters. …“ …“
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Ein unheilvolles und zugleich sinnliches Coming-of-Age-Debüt, in dem die toxische Natur von Familiengeheimnissen unheimliche Dimensionen annimmt.
Nominiert für den Philip K. Dick Award.
Ein elfjähriger Junge führt ein idyllisches Leben in den Küstenebenen South Carolinas, zusammen mit seinen Eltern und dem Hund Teach. Doch dann taucht aus heiterem Himmel der unheimliche Großvater des Jungen auf. Die Idylle zerbricht, als Geheimnisse offenbart werden, die seine Eltern nicht erklären wollen.
Je länger der Großvater bleibt desto stärker spürt der Junge, wie er sich körperlich verändert und zu etwas wird, das sein Großvater begrüßt, seine Mutter jedoch fürchtet. Etwas Abgründiges. Etwas Monströses.
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Mit der Ankunft seines Großvaters ändert sich das Leben des namenlosen 11jährigen Protagonisten. Er muss erkennen, das nicht nur das ungewollte neue Familienmitglied, sondern auch seine Eltern Geheimnisse vor ihm haben. Und das ist noch nicht mal das schlimmste, denn er fühlt, wie er sich auf seltsame Art und Weise verändert.

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Dem Jungen geht es gut, es ist Sommer, er ist 11 und ihm ist ein Hund zugelaufen, den niemand vermisst und den er Teach nennt, das Verhältnis zu seinen Eltern ist toll. Doch dann taucht sein ihm unbekannter Großvater auf und das idyllische Familienleben bekommt Risse, die schon bald zu tiefen Furchen werden. Selbst Teach mag den alten Mann, der eine besondere Verbindung zum Meer zu haben scheint, nicht, aber der quartiert sich im Haus ein und macht keine Anstalten wieder zu gehen. Die Unbeschwertheit seiner Eltern verschwindet, der Einzige, auf den er sich noch verlassen kann, ist sein Hund und auch der Junge verändert sich, das spürt er ganz tief in sich drin. Aber was geschieht mit ihm und warum?
Mit „Wilde Weiten“ hat S. L. Coney eine Coming of Age Novelle erschaffen, die schon von Beginn an klar macht, dass es düster wird, auch wenn das erstmal eher unterschwellig anklingt. Doch dass sich mit der Ankunft das Großvaters alles ändert, ist klar. Der alte Mann ist ein wandelndes Geheimnis, klar ist nur, dass er versucht, eine Beziehung zu seinem Enkel aufzubauen, was seiner Tochter gar nicht gefällt. „Aber was hat das jetzt mit Lovecraft zu tun?“ mag sich vielleicht der eine oder andere von euch fragen. Für alle, die sich im Cthulhu Universum ein bisschen auskennen, werfe ich hier nur ein Wort in den Raum: Innsmouth. Mehr möchte ich dazu eigentlich auch gar nicht schreiben, selbst wenn der Klappentext schon verrät, in welche Richtung es geht.
„Wilde Weiten“ ist eine der 5 Novellen des Cemetery Dance Germany Select Sammlerschubers und enthält die Bände 6 – 10, in denen sich alles um das Thema Lovecraft dreht. Von den 3 Bänden, die ich aus dieser Ausgabe gelesen habe, hat mich dieses Buch am meisten gefesselt, zum einen, weil die Story aus der Sicht eines 11-jährigen erzählt wird, der natürlich seinen eigenen Blick auf die Dinge hat, zum anderen, weil die Autorin ihre Geschichte trotz all der Düsternis und den Geheimnissen dennoch auf eine sehr poetische Art und Weise erzählt. Auch die Illustrationen von Vincent Chong fangen diese Stimmung wunderbar ein.
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Ein Junge, sein Großvater und der Ruf des Meeres machen S. L. Coneys Novelle „Wilde Weiten“ zu einer spannenden Geschichte mit sehr konsequentem Ende, dass das Geschehen perfekt abrundet. Dafür vergebe ich 4 von 5 Miezekatzen.
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