„Gesang zum Untergang der Welt“ – Brian Evenson

“ … Er konnte das wunderbare Gefühl genießen, allein in die Haut eines anderen geschlüpft zu sein. Vielleicht gab ihm das etwas, woran er sich erinnern konnte. Vielleicht gab es ihm genug, um wenigstens ein oder zwei der langen und bitteren Jahre durchzustehen, die noch vor ihm lagen. …“ …“ (Seite 134)

Die Geschichten von Brian Evenson führen an Grenzen: Grenzen des Körpers, des Geistes, der Wirklichkeit, der Sprache … und darüber hinaus. Seine Stimme ist eine der radikalsten und herausforderndsten in der unheimlichen Literatur der Gegenwart.
Gesang zum Untergang der Welt wurde mit dem Shirley Jackson Award und dem World Fantasy Award ausgezeichnet.

Washington Post: »Rätselhafte, großartig erzählte Einblicke in eine Welt der Angst, der Ungewissheit und der Paranoia.«
George Saunders: »Es gibt in Amerika keinen intensiveren, ideenreicheren und apokalyptischeren Erzähler als Brian Evenson.«
New York Times: »Kaum zu glauben, dass jemand so konsequent Furcht einflößend schreiben kann.«
San Francisco Chronicle: »Amerikas größter Horror-Autor lässt das unsichtbare Band zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit mit beunruhigender Wirkung zerreißen

Das Buch enthält folgende Kurzgeschichten:
„Egal von welcher Seite“, „Tot geboren geboren“, „Ausgeblutet“, „Gesang zum Untergang der Welt“, „Die zweite Tür“, „Schwestern“, „Raumatmo“, „Hemden und Häute“, „Der Turm“, „Das Loch“, „Chronik eines Verschwindens“, „Die Freiwilligen“, „Der Fleck“, „Die Glitzerwelt“, „Wanderlust“, „Herr der Kammern“, „Brillengläser“, „Menno“, „Perspektive“, „Trigger-Warnung“, „Seelenverwandte“ und „Fliegenschwarm“ 

Puh, ich habe es endlich geschafft, meine letzte ausstehende Rezi vom März zu schreiben. Buchmesse, Brian Evenson zu Gast am Festa-Stand, oh man, das Ganze liegt inzwischen gefühlt eine halbe Ewigkeit zurück und ich habe immer noch so viele ausstehende Rezensionen, dass ich gar nicht darüber nachdenken mag. Aber auch die kommen, Schritt für Schritt und jetzt bin ich erstmal froh, dass ich einen weiteren Monat abhaken kann. Aber zurück zum Buch.
„Gesang zum Untergang der Welt“ ist vor allem eins: nicht für jeden geeignet. Die Kurzgeschichten sind anders, das merkt man schon nach der ersten, viele haben kein wirkliches Ende. Also Horror kann man sie auch nicht wirklich bezeichnen, eine Mischung aus Dark Fiction, Fantasy und Horror trifft es hier vielleicht am besten. Und einige von ihnen setzen sich im Hirn fest, ohne das man etwas dagegen tun kann. Die einzelnen Beiträge bauen sich langsam auf, das Grauen mag im Verborgenen lauern, aber es ist immer da.  Von seltsamen Therapeuten über zwei Schwestern, die zum ersten Mal Halloween feiern dürfen, einen Vater, der seine Tochter entführt, bis hin zu Ausflügen in die Filmwelt und das Weltall bekommt der Leser hier so ziemlich alles geboten. Oftmals hat man das Gefühl, am Ende nicht wirklich mehr zu Wissen als zu Beginn der Geschichte. Das mögen manche Leser als unbefriedigend empfinden, mich hat das, überraschenderweise, sehr gut unterhalten und zum Nachdenken gebracht, was will ein Autor mehr? Vor allem „Schwestern“, „Seelenverwandte“ und „Fliegenschwarm“ haben bei mir nachgehallt, aber auch der apokalyptische Ausflug zum Turm in der gleichnamigen Geschichte war ganz nach meinem Geschmack.
Wer experimentierfreudig ist und gerne mal eine etwas andere und dennoch fesselnde Anthologie lesen mag, ist hier bestens bedient, aber Achtung, die Storys haben es in sich.

Brian Evensons Anthologie ist mit Sicherheit nicht für jeden geeignet, die Kurzgeschichten schwanken größtenteils zwischen Horror, Fantasy und Dark Fiction und einige von ihnen haben kein richtiges Ende. Was für manche Leser durchaus unbefriedigend sein könnte, fand ich hier aber irgendwie angenehm anders und deshalb gibt es für Brian Evensons Anthologie von mir 4 von 5 Miezekatzen.

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