„Lost in Little Sinai“ – J. S. Mancapello

“ … Mutter Erde liebt uns. Mutter Erde ernährt uns. Der Tag der Dankbarkeit ist nahe! …“

Der Mann, dessen Namen man nicht nennt, liebt es, Geschichten zu erzählen. Dies ist eine davon:
1983, irgendwo im Südwesten der USA:

Als Lena und Tom nach einer Autopanne an einem wenig befahrenen Highway in der kleinen Ortschaft Little Sinai stranden, scheinen sie Glück im Unglück zu haben. Die Bewohner der abgeschiedenen Gemeinde sind hilfsbereit und heißen sie mit offenen Armen willkommen. Schnell erkennt Lena jedoch, dass die Menschen vor Ort eine besondere Beziehung zur Natur pflegen. Wie besonders diese ist, muss sie schon bald am eigenen Leib erfahren …

Temporeich, spannend und kurzweilig – die Geschichten vom Mann, dessen Namen man nicht nennt, sind der perfekte Horror-Happen für zwischendurch. Alle Bücher sind in sich geschlossen und können unabhängig voneinander sowie in beliebiger Reihenfolge gelesen werden.

Als das Auto von Tom und Lena seinen Geist aufgibt, landen sie in Little Sinai, einer blühenden Oase mitten in der Wüste. Die Einwohner sind furchtbar nett und hilfsbereit, führen ein Leben im Einklang mit der Natur und Lena fühlt sich sofort heimisch. Bis sie merkwürdige Dinge beobachtet.

Nachdem ich „Mhelanohm“ gelesen und für gut befunden hatte, hab ich „Lost in Littler Sinai“ vorbestellt, damit ich gleich nach Erscheinen die neue Geschichte vom Mann, dessen Namen man nicht nennt, lesen konnte und J. S. Mancapello hat mich nicht enttäuscht. Auch diesmal beginnt die Geschichte wieder mit ihrem Erzähler, dem Mann, dessen Namen man nicht nennt. Sein Zuhörer, ein Trucker, lauscht der Story über ein Paar, nach einer Autopanne gestrandet in einem beschaulichen kleinen Örtchen. Dass das nie gut ausgeht, sollte inzwischen jeder wissen, völlig egal wie heimelig der Ort und wie zuvorkommend seine Einwohner auch sein mögen.
Lena und Tom verschlägt es also in Little Sinai, einem Örtchen mitten in der Wüste, in dem es erstaunlicherweise wunderschöne Gärten und Pflanzen gibt, während außerhalb aller verdorrt. Und da der Wagen nicht so fix wieder flott zu machen ist, werden sie in einer gemütlichen kleinen Pension einquartiert und immer wieder darauf hingewiesen, dass morgen ein großen Fest stattfindet. Während Lena sich pudelwohl fühlt, will Tom nur eins, so schnell wie möglich weg von all den naturverbunden, frommen und überfreundlichen Menschen.
Wie schon in „“Mhelanohm“ beginnt der Horror hier schleichend, man hat zwar von Anfang an ein ungutes Gefühl, ich musste irgendwie die ganze Zeit an Stephen Kings „Kinder das Mais“ denken, das dann ja unter „Kinder des Zorns“ verfilmt wurde, aber so richtig einordnen kann man das Ganze erstmal nicht. Aber Lena ist in Gefahr, soviel ist klar. Am liebsten möchte man der sympathischen jungen Frau zurufen sie soll die Beine in die Hand nehmen. Während die beiden zu Beginn wie ein glückliches Paar wirken, bröckelt hier der Putz schon bald und Tom entpuppt sich als, nun ja, nicht ganz so netter Ehemann, was so nebenbei mal wieder die Frage aufwirft, warum zur Hölle man sich als Frau so etwas antut. Aber darum soll es hier gar nicht gehen, sondern um das Grauen, dass sich Schritt für Schritt einschleicht und sich immer weiter steigert ohne dabei zu blutig zu werden und ich finde, genau das tut der Stimmung hier einfach verdammt gut.
Doch nicht nur die Figuren, auch der Schreibstil weiß zu überzeugen, vor allem Dank des düsteren Untertons, der von Anfang durchklingt, aber doch nicht greifbar scheint und so stolpert man mit Lena immer weiter ins Verderben.

Wer auf der Suche nach Nervenkitzel ist, wird hier definitiv fündig.
Eine interessante Geschichte, spannend erzählt und ein bisschen verstörend. Für mich die perfekte Bettlektüre und mir 4,5 von 5 Miezekatzen wert.

01. „Mhelanohm“
02. „Lost in Little Sinai“ 

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