“ … Jonas‘ Finger berührten Vildes Stiefelspitzen und er schaute erschöpft zu ihr hinauf. Sie nickte kaum merklich, als er das Kästchen vor ihr abstellte. Dann erlosch das Leben in seinen Augen. …“
Ihr erster Tag ist dein letzter
Als die neue Kollegin mit den feuerroten Haaren und dem knallengen »Little Witch«-Top die Firma betritt, ahnt Kaspar noch nicht, dass sein Arbeitstag zu einem Albtraum werden wird.
Schon bei ihrer Ankunft gibt es einen Toten und es dauert nicht lange, bis sich ein Kollege in einen blutrünstigen Irren verwandelt. Dass die Neue dahintersteckt, ist Kaspar klar. Doch was bezweckt sie und wie gelingt es ihr, Dinge zu tun, die eigentlich unmöglich sind?
Seine esoterische Kollegin Jasmin hält sie für eine Babywitch – eine Junghexe –, die den Verlockungen des Bösen erlegen ist. Gemeinsam macht sich das ungleiche Gespann auf Hexenjagd. Doch ihnen läuft die Zeit davon, denn in wenigen Stunden geht ein Blutmond auf und verlangt einen grausigen Tribut.
Für René ist es kein guter Tag, als die hübsche Rothaarige mit ihrer Sporttasche in sein Taxi steigt, denn kurz darauf ist er tot. Und auch der Firma im abgelegenen Industriepark, in den er Vilde gefahren hat, bringt sie kein Glück. Kaspar, ihr Abteilungsleiter, erinnert sich nicht mal daran, sie überhaupt eingestellt zu haben. Schon bald tanzen alle Angestellten nach ihrer Pfeife. Doch außer ihm findet nur Jasmin die neue Mitarbeiterin seltsam, sie hält sie sogar für eine Hexe, die den Pfad des Bösen eingeschlagen hat. Und damit liegt sie nicht falsch …
Eine neue Mitarbeiterin sorgt in der Firma von Kaspar für Chaos. Erst wird der Taxifahrer, der sie hergebracht hat von einem LKW überfahren, dann belästigt ein Kollege die Praktikantin und begeht anschließend Selbstmord. Und immer ist die rothaarige Sexbombe in der Nähe. Außerdem soll Kaspar ein Bewerbungsgespräch mit ihr geführt haben, an das er sich beim besten Willen nicht erinnern kann, Die immer schwarz gekleidete Jasmin hält Vilde, die Neue für eine Hexe, hat sie damit vielleicht sogar recht?
Die sexy Hexi, ist eigentlich gar nicht so sexy, spielt aber alle gegeneinander aus und weiß, wie man bekommt was man will. Blut wird fließen, Köpfe werden rollen und mittendrin steht Kaspar und hat keine Ahnung, was da eigentlich vorgeht.
Lennox Lethe nimmt seine Leser mit auf einen Ausflug in die Welt moderner Hexen. Seine Charaktere wissen zu überzeugen, auch wenn sie teilweise ein bisschen überspitzt dargestellt werden, aber das passt hier wie der sprichwörtliche Arsch auf den Eimer. Da ist Kaspar, der zurückgezogene Nerd, der Schneekugeln sammelt, Jasmin, die an Hexen glaubt und sich selbst für eine gute hält, ihre Tochter Luna, die gerade ein Praktikum in der Firma absolviert und der ihre durchgeknallte Mutter peinlich ist und last but not least Vilde, die allein schon mit ihrem Namen aus allen anderen heraussticht, eine Femme Fatale, die nicht nur geheimnisvolle gelbe Klebezettel verteilt, sondern für ihr Ziel sprichwörtlich über Leichen geht. Was genau sie eigentlich will, bleibt lange im Dunkeln und sorgt für anhaltende Spannung. Obwohl die Story düster und recht blutig ist, schwingt da immer wieder auch ein kritischer Unterton mit. Denn scheinbar nebenbei werden hier Themen wie Sexismus, Gleichberechtigung oder Work-Life-Balance angesprochen, die man in diesem Buch wohl eher weniger vermutet hätte. Der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz, außerdem hat es Lennox Lethe geschafft, mit dem angestaubten Hexenimage aufzuräumen und so konnte ich gar nicht anders als über „Witchtok“ und „Witchtagram“ zu schmunzeln.
Eine Menge Blut, schwarzer Humor und eine Katze namens Luzifer, was braucht das Hexenherz mehr? Bei „Babywitch“ hat man erstmal keine Ahnung, wohin die Fahrt geht und das tut der Geschichte, neben dem Schreibstil und den etwas abgedrehten Figuren, verdammt gut. Ich jedenfalls hatte mit dem Buch eine wunderbar verhexte Zeit und vergebe dafür 4 von 5 Miezekatzen. Falls ihr also noch auf der Suche nach Lesestoff für Halloween seid, könnt ihr hier bedenkenlos zugreifen.