“ … Der da verkehrt mit meinen Feinden, obwohl er mir Treue verspricht und der ganzen Lehre Treue verspricht, ist mein Feind, denn das Gesetz will erfüllt werden. Bruder soll sich um meinetwillen gegen Bruder wenden und Vater gegen Sohn. …“(Seite 67)
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Acht Kurzgeschichten von Brian Evenson, einem Erben von Beckett und Borges.
Der Leser wird mit verstörenden Gestalten konfrontiert, die in Welten existieren, die zugleich apokalyptisch, düster und grotesk sind.
»Es gibt in Amerika keinen intensiveren, ideenreicheren und apokalyptischeren Erzähler als Brian Evenson.« George Saunders:
»Kaum zu glauben, dass jemand so konsequent Furcht einflößend schreiben kann.«
New York Times
Sonderausgabe zur Leipziger Buchmesse 2025 – Limitiert auf 666 Exemplare
Brain Evensons sehr düster gehaltene Anthologie „Ansteckung“ beinhaltet neben dem titelgebenden „Ansteckung“ mit „Die Polygamie der Sprache“, „Zwei Brüder“, „Ein Erhängen“, „Verdecktes“, „Prärie“, „Watson’s Junge“ und „Halbe Sachen“ noch 7 weitere Kurzgeschichten, in denen es neben Zombies in der Prärie immer wieder um Mormonen geht, ein Thema, mit dem sich der Autor bestens auskennt.

Zur Buchmesse in Leipzig war dieses Jahr ja Brian Evenson zu Gast bei Festa Verlag und passend dazu gab es eine Sonderausgabe seiner Anthologie „Ansteckung“ im handlichen Format, limitiert auf 666 Exemplare. Die Messe ist lange vorbei, aber nun habe ich das Buch endlich gelesen und kann meinen Senf dazu abgeben.
Die 8 Kurzgeschichten in Brian Evensons „Ansteckung“ haben eines gemeinsam: sie sind düster, sehr düster und ziemlich verstörend, teilweise aber eben auch durchzogen von schwarzem Humor. Wer allerdings meint, am Ende das Buch zuklappen und sich zufrieden zurücklehnen zu können, wird enttäuscht sein, denn nach Happy Ends sucht man hier vergebens und nicht alles ist auf den ersten Blick ersichtlich, man muss in die Geschichten eintauchen.
Gut, bei allen hat das bei mir nicht funktioniert, mit „Die Polygamie der Sprache“ zum Beispiel bin ich gar nicht warm geworden. Ganz im Gegensatz zu „Zwei Brüder“, für mich der packendste und zugleich auch verstörendste Beitrag. Hier müssen die beiden Brüder Aurel und Theron, beide in einem streng religiösen Umfeld aufgewachsen, nach dem Tod der Eltern allein klarkommen. Das gelingt nicht wirklich, zurückgezogen in ihrem Haus verfallen sie Stück für Stück immer mehr dem Wahnsinn, was auf sehr eindringliche Weise geschildert wird. Harter Tobak, Seiten, die nachhallen. Überhaupt spielt die Kritik am Mormonentum hier eine sehr große Rolle und wird in einigen der Short Storys aufgegriffen, was nicht verwundert, wenn man weiß, dass der Autor in genau so einer Familie aufgewachsen ist, er weiß also, worüber er schreibt. Aber nicxht nur Religion, auch Zombies haben es ins Buch geschafft. Es ist schwer, das Buch einem Genre zuzuordnen, eine Mischung aus Horror, Apokalypse und SciFi mit einem Schuss Kafka trifft es wohl am ehesten. Die Figuren sind kantig, derb, oft besessen oder schlicht und ergreifend dem Wahnsinn verfallen, kein Umgang, den man gern pflegen möchte, aber genau das macht sie so faszinierend.
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Brian Evensons Kurzgeschichten sind anders, verstörend, teilweise kryptisch, sehr grafisch und definitiv nicht für jeden geeignet. Wer also eine leichte Kost für zwischendurch sucht, ist hier definitiv falsch. Der Autor arbeitet mit Metaphern, man bekommt nicht alles auf dem Silbertablett serviert und auch ein glückliches Ende gibt es hier nicht. Wer sich trotzdem an „Ansteckung“ wagt, bekommt 8 ganz eigene Geschichten geboten, die nachhallen und das ist mir 4 von 5 Miezekatzen wert.
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