„Sarggeburt“ – Stefanie Maucher

“ …Es war nie leicht, einem Farmer zu sagen, dass er seine Frau und damit beste Arbeitskraft verloren hatte, aber mit einem zu stopfenden Maul mehr dastand. Blieb nur zu hoffen, dass Nathaniel Morgan, dessen unruhige Schritte während der letzten Stunden auf der Veranda zu hören gewesen waren, nicht zu der Sorte Mann zählte, die man davon abhalten musste, das Neugeborene wie eine Katze im Wassertrog zu ersäufen! …“

Das Leben im australischen Outback ist einsam und durch harte Arbeit sowie zahllose Entbehrungen geprägt – insbesondere für Nathaniel Morgan, dessen geliebte Frau die Geburt ihres ersten Kindes nicht überlebt. Dies stellt den Farmer vor eine gänzlich neue Herausforderung. Wie soll er es schaffen, allein ein Neugeborenes zu versorgen und obendrein eine Farm zu bewirtschaften?

Sich eine indigene Amme ins Haus zu holen, scheint zunächst die Lösung zu sein, doch Nathaniel ahnt nicht, dass damit Ereignisse ausgelöst werden, die weit über sein Begriffsvermögen hinausgehen.

Als Clara und Nathaniel sich ihr Stück Land kaufen, sind sie voller Hoffnungen und Pläne, doch das Leben im Outback ist hart. Dennoch versteht es Clara mit dem Wenigen, was ihr zur Verfügung steht aus der abgelegenen Farm ein Heim zu machen. Zum Glück des Paares fehlt nur noch ein Kind, doch genau das kostet sie das Leben. Und so steht Nathaniel plötzlich ohne seine geliebte Frau, dafür aber mit einem Baby da. Zum Glück hat die Geburtshelferin Charlotte die vermeintlich rettende Idee. …

„Sarggeburt“ ist ein ziemlich reißerischer Titel, der Eine oder Andere könnte hier mit falschen Erwartungen an das Buch herangehen, immerhin ist es doch recht unblutig. Der Leser findet sich auf einer Farm im australischen Outback wieder, wo die nächsten Nachbarn meilenweit entfernt sind und Wasser Mangelware.  
Ich mochte Australien immer, bisher jedenfalls, jetzt bin ich mir da nicht mehr ganz so sicher.^^
Gut, schon allein die Tierwelt kann ziemlich abschreckend sein, denn da kreucht und fleucht ja so einiges rum und dass das Leben auf einer Farm auch nicht unbedingt ein Zuckerschlecken ist, ist klar, aber Nathaniel trifft es ja gleich mehrfach. Schon allein der Tod seiner Frau ist ein herber Verlust, dann steht er auch noch mit dem Baby alleine da und selbst die Notlösung, auf die er sich nur zögerlich einlässt, verschlimmert seine Lage letztendlich nur. Eigentlich tut mir der Mann nur wahnsinnig leid, auch wenn er sicherlich einen Teil der Schuld an den Geschehnissen trägt. Denn Stefanie Maucher zeigt eben auch, dass einfach so nebeneinander zu existieren, ohne sich füreinander zu interessieren, tödlich sein kann. Leider sah man die „Eingeborenen“ damals lediglich als unzivilisierte Wilde an, sie waren nichts wert, wurden nicht vermisst. Dabei haben die eine ganz eigene Kultur, aber mit der kannte man sich nicht aus, also waren ihre Riten und Bräuche Teufelszeug. Hätte sich der Farmer nur ein wenig damit auseinandergesetzt, wäre ihm so einiges an Leid erspart geblieben. Aber dann wäre dem Leser auch diese Geschichte vorenthalten worden und das wäre schade.^^ Dennoch zieht sich dieses nicht miteinander reden wie ein roter Faden durch das Buch und so treffen sowohl Nathaniel, als auch Charlotte immer wieder falsche Entscheidungen.
Man merkt, dass sich die Autorin mit dem harten Leben auf im Outback auseinandergesetzt hat und ich finde es toll, dass es hier wieder eine starke Frau gibt, die sich nicht unterbuttern lässt.
Auch an Schreibstil und Cover gibt es nichts zu bemängeln, ich persönlich mag ja eine eher minimalistische Titelblattgestaltung sehr gern, aber das ist natürlich Geschmackssache.
Allerdings fand ich den Ausflug in die Welt der Aborigines etwas zu kurz, gern hätte ich noch etwas mehr über ihre Sitten und Bräuche erfahren, denn gerade dieses Thema finde ich sehr faszinierend.  

Nachdem mich „Der Zwischenraum“ nicht so ganz überzeugt hat, habe ich Stefanie Mauchers neuestes Werk verschlungen, die Verknüpfung vom harten Farmalltag mit der Mystik der Aborigines ist der Autorin bestens gelungen. Wie das Buch zu seinem Titel kam, erklärt sie übrigens auch und erneut habe ich etwas dazugelernt.
Auch wenn ich Spinnen hasse, vergebe ich 4 von 5 Miezekatzen und bin heilfroh, dass ich zu dieser Zeit nicht in diesem Land gelebt habe.^^

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