„Die Macht und der Schmerz“ – Charles Platt

“ … Egal wie viele Groupies es gab, egal wie billig, wie einfach sie zu haben waren, er wollte immer noch mehr. Es faszinierte ihn immer wieder, ein Mädchen auszuziehen und ihren Körper zu betrachten. Dieses Gefühl, wenn sie tat, was er wollte. …“ (Seite 46-47)

Rockmusiker Quinn hat den Zenit seiner Karriere überschritten. Um dem Druck, einen neuen Hit zu produzieren, zu entfliehen, reißt er alle Frauen auf, die sich ihm anbieten.
Da kommt ihm Cheryl, das Zimmermädchen seines Hotels, gerade recht. Als sich jedoch herausstellt, dass ihr Körper … nun ja, durch außergewöhnliche Eingriffe aufgepimpt wurde, ist Quinns Neugier geweckt.
Die Suche nach Erklärungen führt ihn in eine geheimnisvolle Klinik in den Schweizer Alpen.
Auf das, was ihn dort erwartet, ist aber selbst der mit allen Wassern gewaschene Quinn nicht vorbereitet: Massenorgien mit chirurgisch veränderten Freaks, die perverse körperliche Verbesserungen aufweisen wie multiple Vaginen, nippelfreie Brüste, transparente Haut, Penisse anstelle von Zungen und viele andere Unglaublichkeiten.
Nicht nur der absonderliche Sex führt Quinn auf eine Reise in sein innerstes Selbst …

Anstatt an einem neuen Album zu arbeiten, das längst fällig ist, widmet sich Quinn lieber seinen Groupies und setzt setzt überall seinen Willen durch. Auch beim Zimmermädchen des Hotels, in dem er gerade seinen Rausch ausgeschlafen hat. Anders als gewohnt, bietet sie sich ihm jedoch nicht an, also nimmt er sich, was er will mit Gewalt und muss feststellen, dass sie sich von seinen bisherigen Betthäschen unterscheidet …

Nachdem ich das Cover von „Die Macht und der Schmerz“ so gefeiert habe, war es Zeit, sich endlich mal dem Inhalt zu widmen.
Nun ja, vom Hocker gerissen hat mich Charles Platt auch mit seinem zweiten Buch nicht, aber es hat mir doch um einiges mehr zugesagt als „The Gas“, dass ich, man möge mir das Wortspiel verzeihen, tatsächlich einfach nur platt fand.

Allerdings haben auch die Charaktere in „Die Macht und der Schmerz“ nicht besonders viel Tiefe,
doch zumindest über Quinn erfährt man einiges. Er ist ein Arschloch vor dem Herrn, sein Wille ist Gesetz und das bekommt unter anderem eben auch Cheryl, das Zimmermädchen zu spüren. Ist sie anfangs noch recht angetan von dem prominenten Gast, so ändert sich das ganz schnell, als er zudringlich wird und Sex will. Die Forderungen seines Managers Gray nach neuen Songs, die längst fällig sind, gehen ihm am Allerwertesten vorbei, immerhin ist er ein Star, wenn auch ein abgehalfterter auf dem Weg nach unten. Gray kriegt es nicht gebacken, mit der Faust auf den Tisch zu hauen und dem Musiker, der sich einfach unmöglich benimmt, mal die Meinung zu geigen und so gibt es statt Musik eine Reise in die Schweiz, um den Arzt zu treffen, der „Freaks“ wie Cheryl erschafft.  Das Quintett vervollständigen eine einarmige Leibwächterin, eine taubstumme, ständig vor sich hin grinsende sanfte Schönheit und ein nicht ganz so cleveres Groupie. Gemocht habe ich keinen aus der Truppe, außer Quinn ist der Rest aber eigentlich auch nur schmückendes Beiwerk und total klischeebehaftet. Eines muss ich Platt jedoch lassen, seinen „Helden“ hab ich wirklich verabscheut und ihm die Pest an den Hals gewünscht. Er ist der geborene Narzisst und entschuldigt alles, was er tut mit dem Verlust, den er erlitten hat.
Die im Klappentext erwähnten aufgepimpten Freaks kommen mir persönlich etwas zu kurz, gerade das Thema hätte mich wesentlich mehr interessiert als Quinns ständiges Herumgeheule. Im Gegensatz zu „The Gas“ bietet „Die Macht und der Schmerz“ weniger stupides Herumgerammel, aber trotzdem noch jede Menge Sex. Doch gerade wenn es zur Sache ging, empfand ich dieses ständige „dann tat er dies, dann machte er das“ als sehr nervig. Gönnt man sich in diesen Stellen bei jedem „dann“ einen Shot, ist man recht schnell hinüber.^^ Ob Charles Platt das im Original so geschrieben hat oder es einfach etwas unglücklich übersetzt wurde, kann ich nicht beurteilen, aber dass das Buch bereits 1971 erschien, merkt man der Geschichte nicht an. Für mich war es zwar interessant, in Quinns Welt einzutauchen, dennoch hab ich mir inhaltlich etwas mehr erhofft. „Blood Crazy“ und „Sweet Evil“ warten noch auf meinem SUB, aber ich befürchte, so richtig abholen werden mich diese beiden Titel wohl auch nicht.
PS: Natürlich weiß ich, dass „Pulp“ keine korrekte Genrebezeichnung ist, aber ich hab mir echt den Kopf darüber zerbrochen, wo ich dieses Werk am besten einordne. Sex gibt es mehr als genug, aber eben auch jede Menge durchgeknallte Typen und ein bisschen „Ermittlungsarbeit“. Eine passende Schublade hab ich nicht gefunden, also bleib ich einfach bei Pulp.

Wer sich für das Sexleben eines abgehalfterten Musikers und seine „Versteck die Wurst“ Spiele interessiert, wird an „Die Macht und der Schmerz“ durchaus seine Freude haben. Für mich war es kein schlechtes Buch, aber auch kein Highlight, dafür hätte ich sämtlichen Charakteren gern persönlich den Hals umgedreht. Von mir gibt es 3 von 5 Miezekatzen, keine Zeitverschwendung, aber auch kein Buch, das mir in Erinnerung bleiben wird. Ich glaube, Charles Platt und ich, wie sind einfach nicht füreinander gemacht.^^ 

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