„Hekate: Göttin des Abgrunds“ – Cendriya S.

“ … Sie roch seine Angst, fühlte seinen Herzschlag, schmeckte das Salz seines Schweißes auf ihrer Zunge. Sie wusste, dass sie sein Leben in ihren Händen hielt und darüber verfügen konnte.
»Du bist vom rechten Weg abgekommen«, wisperte sie ihm zu. Doch es kam ihr wie eine Lüge vor. …“

»Du bist vom rechten Weg abgekommen.« ~ Hekate

Eine grauenvolle Mordserie erschüttert Düsseldorf. Die Methoden der Täterin, die sich selbst als Göttin inszeniert, sind ebenso brutal wie vielseitig. Gemeinsam haben die Tatorte lediglich eine stets hinterlassene Visitenkarte der Serienmörderin.
Der alevitische Kriminalpolizist Miran ermittelt in dem Fall, doch auch in seinem direkten Umfeld geschehen Verbrechen, denen er machtlos gegenübersteht. Als die Täterin ihn gefangen nimmt, gerät nicht nur sein Leben in Gefahr, sondern auch das seiner kleinen Nichte Nesrin.
Vor eine Wahl gestellt, die er unmöglich treffen kann, muss Miran sich doch für einen Weg entscheiden.

Normalerweise versucht Kriminalpolizist Miran die Dinge ruhig anzugehen, auch wenn ihn einige Leute immer wieder auf die Palme bringen. Sein Schwager zum Beispiel, der ein wahrer Tyrann ist und seine Schwester, die sich damit abfindet. Und dann ist da noch Hekate, eine Serienkillerin, die ihre Opfer vor deren Tod grausam foltert. Als Miran ihren Weg kreuzt, erkennt er jedoch schon bald, dass sie mit ihm ganz besondere Pläne hat.

Hekate war bekannt dafür, den Menschen ihre Wünsche zu erfüllen und wurde unter anderem mit Stricken und Peitschen dargestellt, Ähnlichkeiten mit der Titelheldin von Cendriya S. sind also durchaus vorhanden. Und sie bekommt reichlich zu tun, denn Machtmissbrauch, Gewalt in der Familie, Diskriminierung sind nur einige Themen, mit der sich die Autorin auseinandersetzt und mit denen sicherlich nicht jeder klarkommt, aber das Leben ist nun mal kein Ponyhof. Trotzdem habe ich teilweise das Gefühl, dass mit den Bösewichten etwas übertrieben wurde, denn hier findet sich fast alles an Abartigkeiten auf kleinstem Raum, Düsseldorf scheint ein gefährliches Pflaster zu sein.
Ja, ich mochte die Geschichte um die Rachegöttin Hekate, vor allem, weil endlich mal wieder eine Frau so richtig austeilt. Die Sache mit der Rache immer ein zweischneidiges Schwert. Ich kann voll und ganz nachvollziehen, wenn Menschen Genugtuung fordern. Aber geht es einem wirklich besser, wenn man den Täter leiden lässt, so wie er seine Opfer? Tut man nicht selbst genau das, was man verurteilt? Ein schwieriges Thema über das man, als Betroffener wahrscheinlich eine andere Meinung hat als als Außenstehender.
Was mich jedoch etwas gestört hat, war die Kombination aus Sex und Religion, beides sind Dinge, die ich in einem Thriller nicht unbedingt ausführlich beschrieben haben möchte, denn mir persönlich ist es egal, welche sexuellen Präferenzen jemand hat und zu welchem Gott er betet oder eben nicht. In den meisten Fällen hat das nicht mal Auswirkung auf die Story. Das Miran Alevit ist, passt hier natürlich zu seiner Hintergrundgeschichte, allerdings wird mir ein bisschen zu sehr darauf herumgeritten, nur damit dann … Upps, jetzt hätte ich mich fast verplappert, ich will ja nicht spoilern. Was ich damit sagen will, für mich wirkt es ein wenig unglaubwürdig und erzwungen. Aber mit dem Ermittler bin ich eh nicht so richtig warm geworden, eben auch, weil mich seine wie Mantras immer wieder heruntergebeteten Glaubensgrundsätze nach dem zweiten Mal genervt haben. Sein weiblicher Gegenpart war mir um einiges sympathischer. Ja, ich mag die Killerin und nicht den Polizisten, das sagt jetzt mal wieder viel über mich aus.^^
Am Schreibstil gibt es nichts zu meckern, die meisten Charaktere haben genug Tiefe, um ihre Handlungen nachvollziehen zu können. Anstatt der Ausflüge ins BDSM-Milieu hätte ich aber lieber ein paar mehr Hintergrundinfos gehabt, zu Peter zum Beispiel. 

Bei „Hekate: Göttin des Abgrunds“ bin ich hin- und hergerissen, die Story fand ich toll, hätte mir aber gewünscht, dass auf dem Klappentext zumindest erwähnt wird, in welche Richtung sich das Ganze bewegt, BDSM ist immerhin nicht jedermanns Sache und nimmt hier einen doch recht hohen Stellenwert ein, auf der anderen Seite hätte ich dann wohl nicht zum Buch gegriffen. So gibt es von mir dafür schweren Herzens einen halben Punkt Abzug und ich vergebe 3,5 von 5 Miezekatzen für das Erstlingswerk von Cendriya S.. Wer es im Gegensatz zu mir etwas erotischer mag, wird an dem Buch auf jeden Fall viel Freude haben.

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