„Jägerskind“ – Rebekah Stoke

“ … »Und wenn es anders sein soll?«, fragte der Junge. »Was, wenn ich sie jagen will, sie aber alle wissen sollen, dass ich der Jäger bin?«
Vater klemmte beide Daumen hinter seine Hosenträger. »Ist das das Bild, was du malen willst?« »Nein«, antwortete das Jägerskind, »es ist das Spiel, was ich spielen will.« …“

In St. Martinville, Louisiana, treibt ein Serienkiller sein Unwesen. Junge Frauen verschwinden und werden später nackt, gefesselt und mit einem Sack über dem Kopf in den Sümpfen gefunden. Da sie durch einen Gewehrschuss in den Rücken starben, wird der Täter in der Stadt als der Jäger bekannt. Der Jäger, der kommt, wenn es dunkel wird. Der Jäger, der es liebt, zu jagen und zu töten. Michelle Noland belastet der Umstand, dass sich ihr Ehemann Clark seit Beginn der Morde in Schweigen hüllt und auch ihr Sohn Lee sich sonderbar verhält. Warum wird sie das Gefühl nicht los, den Jäger zu kennen? Als es eine weitere Vermisste gibt, die dazu noch aus der eigenen Familie stammt, nimmt Michelle die Spur auf und findet verdächtige Hinweise auf den Jäger – sogar bei Clark. Während der Jäger erneut zuschlägt und sich in der Stadt Chaos ausbreitet, kommt Michelle der Wahrheit immer näher. Ja, sie kennt den Jäger, und sie weiß, dass er nicht aufhören wird, sein Spiel mit ihnen zu spielen und zu jagen …

Orson ist mit seiner Freundin auf den Weg in den Urlaub. In letzter Zeit gab es eine Menge Stress und so hoffen beide auf ein paar entspannte Tage. Doch eine Pinkelpause wird Jane zum Verhängnis, sie verschwindet spurlos wie schon viele Frauen vor ihr.
Orson weiß was das bedeutet, denn seit einiger Zeit schon treibt ein Killer sein Unwesen, der nur der Jäger genannt wird, weil er seine Beute jagt und schließlich gezielt mit einem Schuss tötet. Während die Polizei zunächst Orson verdächtigt, beginnt seine Schwägerin zu ermitteln und gerät in ihren persönlichen Albtraum.

Es gibt wenige Autoren, bei denen ich blind alle Bücher kaufe, das schafft nicht mal Stephen King und ich bin ein riesiger Fan, aber es gibt eben immer wieder Titel, die mich rein inhaltlich einfach nicht interessieren und die landen bei mir dann natürlich auch nicht im Regal. Von Rebekah Stoke habe ich bisher jedes Werk gekauft. Gut, der Vergleich hinkt etwas, denn natürlich hat sie längst nicht so viele Bücher geschrieben wie der Meister und eigentlich kann man die beiden auch nicht miteinander vergleichen, denn wo sich bei Stephen King im Laufe der Jahre die Dunkelheit immer mehr gelichtet hat, herrscht bei Rebekah Stoke absolute Finsternis. Immer. Und genau das mag ich. Ihre Charaktere haben dreckige kleine Geheimnisse, Ecken und Kanten, man liebt oder hasst sie, dazwischen gibt es eigentlich nicht viel. Menschliche Abgründe, Fehlentscheidungen, Rassismus, Verrat, ihre Themen sind vielfältig, diesmal steht die Familie im Mittelpunkt.
Auf einer Farm wachsen Kinder normalerweise recht frei von gesellschaftlichen Zwängen auf, dafür lernen sie zeitig, mit Hand anzulegen. Im Hinterkopf habe ich da immer Bilder von einer Familie beim Abendessen, ein Feuer knistert im Herd und man tauscht sich über den Tag aus, sitzt einfach zusammen und redet. Wahrscheinlich voll die Klischeevorstellung. „Jägerskind“ jedenfalls hat damit herzlich wenig zu tun. Wärme und Geborgenheit – Fehlanzeige. Dafür gibt es eine ganz besondere Vorbereitung auf das Leben, denn natürlich sehen es Väter gern, wenn man in ihre Fußstapfen tritt. Immer wieder fragt man sich als Leser: Kann man seiner Familie wirklich entkommen? Ist Blut dicker als Wasser? Weiter will ich auf den Inhalt gar nicht eingehen, nur noch eins, es wird düster, sehr düster. Wie immer bei Rebekah Stoke. Schon allein deswegen erinnert sie mich immer ein bisschen an die inzwischen leider verstorbene Mo Hayder, auch deren Figuren haben sich in dreckigen und teilweise hoffnungslosen Geschichten verrannt. Ja, wahrscheinlich ist der Vergleich mit Mo Hayder tatsächlich treffender.

Nach „Das Versteck“ habe ich sehnsüchtig auf Nachschub von Rebekah Stoke gewartet und sie enttäuscht mich auch diesmal nicht. „Jägerskind“ ist bitterböse und zeigt einmal mehr, dass Familie nicht unbedingt Fürsorge und Liebe bedeutet. Ein unbequemes Thema, das sicherlich nicht für jeden geeignet ist, aber ganz nach meinem Geschmack war. Wer es etwas härter mag, kommt hier auf seine Kosten und das ganz ohne Splatterorgien. Aber Vorsicht, vielleicht seht ihr euren Anhang danach mit anderen Augen.^^
Mir bleibt jedenfalls mal wieder nichts anderes übrig als 4,5 von 5 Miezekatzen zu vergeben und auch wenn ihr noch kein Buch der Autorin gelesen habt, greift zu, ihr werdet es nicht bereuen.

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