„Scythe: Das Vermächtnis der Ältesten“ – Neal Shusterman

“ … Scythe Faraday hatte ihm und Citra einst gesagt, dass man sie Scythe und nicht Schnitter nannte, weil sie nicht aus eigenem Antrieb töteten; sie waren das Werkzeug, das der Gesellschaft einen fairen Tod ermöglichte. Doch sobald man eine Waffe war, war man nicht mehr als ein Werkzeug, das jemand anderes schwang. …“ (Seite 504-505)

»Ich habe die Menschheit zu lange verhätschelt. Ein Säugling lernt nicht laufen, solange er in liebevollen Armen gewiegt wird. Er muss sich den Folgen des eigenen Handelns stellen. Der Menschheit diese Lektion zu verwehren, wäre ein Fehler. Und ich mache keine Fehler..«
DER THUNDERHEAD,
Diener und Beschützer der Menschheit

Unsterblichkeit, Wohlstand, unendliches Wissen – die Welt war perfekt.
Doch nachdem Citra und Rowan verschwunden sind, der Weltrat der Scythe untergegangen und der Thunderhead verstummt ist: Wer kann die Scythe der neuen Ordnung noch aufhalten?

Als die Nimbus-Agenten Greyson entführen, nennt er ihnen eine geheimnisvolle Zahlenkombination, die Koordinaten von Endura. Schiffe werden bemannt und brechen auf um nach den Schätzen der untergegangenen Insel zu suchen. Auch Kapitän Jericho ist mit seiner Crew vor Ort. Doch auf dem Meeresboden finden sie nicht nur die Scythe Diamanten, nach denen alle suchen, sondern auch einen verschlossenen Safe mit einem gefährlichen Inhalt. … 

Das mit dem zweiten Teil nicht das Ende von Citra und Rowan besiegelt ist, ist klar, immerhin hat Scythe Curie ihr Leben dafür gegeben, dass die beiden an einem sicheren Ort sind. Dennoch musste ich in „Scythe: Das Vermächtnis der Ältesten“ recht lange ohne sie auskommen, denn Neal Shusterman erzählt erst einmal, wie sich die Welt nach dem Untergang von Endura und Goddarts Machtergreifung verändert hat. Bestimmte Volksgruppen werden bevorzugt liquidiert, in der Bevölkerung herrscht Angst und die Scythe sind in zwei Lager gespalten. Viele Regionen schließen Bündnisse mit dem neuen Anführer, doch es regt sich auch Widerstand.
Da ist sie als, die letzte große Auseinandersetzung zwischen den Scythes der alten und neuen Ordnung. Zwei Bände wurde darauf hingearbeitet, trotzdem verläuft der Kampf anders als erwartet und Greyson bekommt endlich die Aufmerksamkeit, die er verdient. Auch wenn ich seinen neuen „Job“ etwas befremdlich fand, bleibt er doch mein Lieblingscharakter, Citra und Rowan sind mir beide etwas zu sprunghaft und launisch. Aber auch Jeri hat sich einen Platz in meinem Herzen erkämpft, nicht mal unbedingt wegen seiner – nennen wir es mal der Einfachheit halber – etwas gewöhnungsbedürftigen Erscheinung, wegen der er immer und überall auffällt, sondern, weil er einfach ein Herz aus Gold hat, man muss ihn einfach lieben. Das genaue Gegenteil dazu ist natürlich Goddart, machtgeil, von sich selbst überzeugt und selbst zu seinem engsten Umkreis absolut arschig, sein Verhalten gegenüber Rand, die ihm sein neues Leben erst ermöglicht hat, ist das beste Beispiel dafür.
Im Abschlussband der „Scythe“ Reihe führt Neal Shusterman einige Figuren erneut zusammen, deren Wege sich schon einmal gekreuzt haben und ich habe es genossen. Sprachlich und erzählerisch gibt es nichts auszusetzen, im Laufe des Buches kommen immer neue Fragen auf, deren Beantwortung man entgegenfiebert. Mit dem Ende hadere ich trotzdem etwas. Mir persönlich war es zu weit hergeholt, warum der Autor ausgerechnet diesen Weg gewählt hat, erschließt sich mit nicht ganz, aber das ist meckern auf hohem Niveau, etwas mehr geerdet wäre es mir trotzdem lieber gewesen.^^
Was am Ende bleibt, ist die Erkenntnis, dass auch in einer scheinbar tadellos funktionierenden Welt einiges schieflaufen kann, man muss nur einen Blick hinter die Kulissen werfen. Immer wird es diejenigen geben, die nach Macht gieren und bereit sind, alles dafür zu tun. Doch auch der größte Despot kann nur solange regieren, wie man ihn gewähren lässt, verliert er den Rückhalt, beginnt die mühsam aufgebaute schöne Fassade zu bröckeln.

Eines muss man Neal Shusterman lassen, er erzählt seine Geschichte konsequent zu Ende, auch wenn das mir nicht so ganz passt. Auch ohne diesen, für mich etwas merkwürdigen, Ausflug hätte die Reihe meiner Meinung nach einen stimmigen Abschluss gehabt. So gibt es diesmal eine halbe Miezekatze weniger als bei den beiden Vorgängern, das ändert jedoch nichts daran, dass „Scythe“ für mich eine absolut großartige Reihe ist.

01. „Scythe: Die Hüter des Todes“
02. „Scythe: Der Zorn der Gerechten“
03. „Scythe: Das Vermächtnis der Ältesten“

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