“ … Es war zu wenig und zu spät und in dieser Situation nahm ich ihr die Reue nicht ab. Wenn Sie mich fragen, sagte sie das nur, damit ich sie nicht allzu hart rannahm. Das konnte ich ihr kaum vorwerfen, denn an ihrer Stelle hätte ich vermutlich dasselbe getan. Aber ich war nicht an ihrer Stelle, nicht wahr? Ich muss mich für einen Scheiß entschuldigen. Wenn sie nicht meinen Dad gefickt hätte, wäre das alles nicht passiert. Nichts davon. …“ (Seite 49)
Slip-Fetischisten (die die Teile gern auf dem Kopf tragen), Axtmörder, Menschen, die Schorf von Wunden pulen und essen, Penisvergrößerung mithilfe von Wespen und Masken aus den Gesichtern toter Frauen.
Matt Shaw schreibt Geschichten, die nicht jedermanns Sache sind. Und das sollen sie auch nicht sein.
Selbst wenn du die Geschichten hasst, wirst du dich irgendwie, irgendwann an sie erinnern und darüber reden …
Eine suizidgefährdete Frau mit permanenter Regelblutung, ein Ehemann mit einer Vorliebe für getragene Slips, eine untreue Ehefrau, eine Vorliebe für Kettensägen, in matt Shaws Geschichten in „Extrem Bizarr“ dreht sich alles um Sex und Gewalt, um Außenseiter und Perverse.
Wer auf Tiefgang oder ausgefeilte Charaktere hofft, ist hier fehl am Platze, wer Matt Shaw allerdings kennt, ahnt, was ihn erwartet und es wird schlimm, sehr schlimm …
Nach der letzten Sammlerausgabe „Wenn das Blut im Schnee gefriert“ von Jeff Strand ist Matt Shaws „Extrem Bizarr“ das absolute Kontrastprogramm. In 7 Kurzgeschichten und einer sehr kurzen Bonusstory nimmt uns der Autor mit in eine Welt voller Perversität, Grausamkeit und Schmerz, die mit Sicherheit nicht für jeden geeignet ist und wer in das Buch reinschnuppert, ohne vorher etwas von Matt gelesen zu haben, wird es wahrscheinlich schon nach ein paar Zeilen kopfschüttelnd zur Seite legen.
So geht es unter anderem um die Rache an der Ehefrau, die fremdgegangen ist, Sex mit toten Frauen oder den Hass zum eigenen Körper. Dabei sind schon allein die Namen der Storys einen Preis wert, meist um die 3 Zeilen lang lassen sie keinen Zweifel an den Dingen, die den Leser da erwarten. Meine Tochter hat auf jeden Fall erstmal einen Lachflash bekommen, nachdem ich ihr das Inhaltsverzeichnis gezeigt habe. Das heißt allerdings keinesfalls, dass die Titel lustig sind, sondern eher sehr speziell und genau aus diesem Grund werde ich hier auch keinen nennen, schließlich will ich niemanden schockieren.^^
Literarisch wertvoll ist definitiv keiner der Ergüsse des Autors und doch haben alle Geschichten ein gewisses Unterhaltungspotenzial, dem ich mich nur schwer entziehen konnte. Andererseits fand ich keine davon so gut, dass sie mir im Gedächtnis bleiben wird, wahrscheinlich aber auch, weil ich in dem Bezug abgehärtet bin. Ich mag Matt Shaw, hier allerdings zeigt er sich etwas sehr einseitig, wie ich finde. Es gibt keine Charaktere, mit denen man mitfiebert, keine Twists, keine Abwechslung, das finde ich etwas schade, denn gerade seine unerwarteten Wendungen fehlen hier komplett und die machen sonst einen Großteil seiner Bücher aus. Hinzu kommt, dass ich aneinandergereihte Sexszenen jetzt nicht unbedingt megaspannend finde, sondern eher dazu neige, dabei abzuschalten, von daher hatte „Extrem Bizarr“ bei mir von Anfang an keinen leichten Stand, aber ich denke mal es gibt genug Leser, die sich bestens unterhalten fühlten.
Wer noch nie ein Buch von Matt Shaw gelesen hat, sollte „Extrem Bizarr“ nicht unbedingt als Einstiegslektüre lesen, es könnte extrem verstörend wirken. Natürlich soll es das auch, mir persönlich war es allerdings ein bisschen zu sehr over the top, zu viel Effekthascherei, ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll. Einerseits hab ich genau das bekommen, was ich erwartet hab, andererseits war mir das ein wenig zu platt, zu eindimensional, ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll. Aber mit Kurzgeschichten hab ich eh meist ein Problem, ich bin da immer sehr kritisch, vielleicht auch etwas zu sehr und so ist diese Anthologie nicht unbedingt mein Lieblingswerk von Matt, ich seh mich da eher bei „Porno“ oder „Monster“ und vergebe 3 von 5 Miezekatzen.