„Fleisch & Blut“ – Graham Masterton

“ … »Ich meine, ist es wirklich vertretbar, Tiere mit menschlicher DNA zu züchten, einzig und allein, um brauchbare Organtransplantate zu erschaffen? Wenn ein Schwein eine Brieftasche hätte, würde es darin einen Organspendeausweis haben?Und wäre seine Brieftasche aus Schweinsleder oder doch eher aus Kunststoff? « …“ (Seite 104)

Dem genmanipulierten Riesen-Schwein Captain Black wird die DNA eines toten Kindes eingesetzt – mit verheerenden Folgen.
Was niemand weiß: Die Gene stammen von einem Jungen, der von seinem eigenen Vater ermordet wurde. Das Kind soll auf mysteriöse Weise mit dem wahnsinnigen Rachegeist des ›Grünen Reisenden‹ verbunden gewesen sein.
Und so beginnt der irre Amoklauf von Captain Black, blutig und unaufhaltsam …

Brutaler Pulp-Horror, wie ihn nur Englands Großmeister der Angst schreiben kann. Ein verschlungener Albtraum aus Genetik, Mythologie und Familiendrama.

Als Nathan mit seinem Sohn David seinen Freund Garth besucht, lernen sie auch Captain Black, Garths Forschungsobjekt, kennen, zu dem sich David gleich hingezogen fühlt. Dem riesigen Eber steht eine erneute Operation bevor, denn Nathan hat etwas mitgebracht.
Zur gleichen Zeit sitzt der Familienvater Terence im Gefängnis, denn er hat eine schreckliche Tat begangen und Luke, der Sheriff, versucht, herauszufinden, wie es soweit kommen konnte. Die Spuren, auf die er während seinen Ermittlungen stößt , führen ihn zu einer alten Geschichte, aber steckt in denen nicht immer zumindest ein Körnchen Wahrheit?

Dass ich ein großer Masterton-Fan bin, dürfte inzwischen bekannt sein und so musste „Fleisch & Blut“ aus der „Pulp Legends“ Reihe des Festa Verlages natürlich sofort nach Erscheinen bei mir einziehen. Und da das Buch mit seinen fast 700 Seiten ein ganz schöner Klopper war, landete es erstmal auf dem SUB. Inzwischen habe ich es von dort befreit und nun auch endlich gelesen.
Der Klappentext führt hier ein wenig in die Irre. Natürlich gibt es Captain Black, das Schwein, mit dem man einfach Mitleid haben muss, weil es als Testobjekt für Experimente dient, die eigentlich nicht erlaubt sind.  Dieser Erzählungsstrang befasst sich mit Politik, mit Ethik, mit der Frage, wie weit der Mensch gehen darf, um sein Leben zu verlängern, zu verbessern …
Doch das ist noch längst nicht alles, denn im zweiten geht es um eine alte böhmische Sage, genauer gesagt den grünen Reisenden, der mit seinem Gefolge Angst und Schrecken verbreitet. Beide Themen sind spannend und mitreißend, hätten ohne Probleme ein ganzes Buch füllen können, der Autor verbindet sie jedoch zu einer großartigen Story, die für fast jeden Geschmack etwas bietet. Es gibt Ausflüge ins Mystische, eine tragische Familiengeschichte und auch eine Menge Blut, ein typischer Masterton eben. Die Figuren sind grundverschieden und gerade deswegen so interessant. Man kann ihre Handlungen nachvollziehen, was natürlich nicht bedeutet, dass man sie auch gut heißt. Während ich Luke, den Sheriff und David ins Herz geschlossen habe, sah das zum Beisspiel bei Garth und Bryan ganz anders aus. Die beiden sind Charaktere, um die man besser einen großen Bogen machen sollte, auch für die hat Masterton ein Händchen. Ich für meinen Teil mag es, wenn ich eine Figur so hasse, dass ich ihr am liebsten selbst den Hals umdrehen möchte.
„Fleisch & Blut“ ist im Original bereits 1994 erschienen, dass das Buch fast 30 Jahre auf dem Buckel hat, merkt man ihm allerdings nicht an, gerade weil einige Dinge angesprochen werden, die auch heute noch aktuell sind, eigentlich erschreckend.

„Fleisch & Blut“ ist ein typischer Masterton. der viel mehr bietet, als man erwartet, denn es geht eben nicht nur um ein mordendes Killerschwein. Das mag den einen oder anderen vielleicht enttäuschen, aber ich mag diese Tiefe, mit der ich bei einem Pulp-Roman so nicht gerechnet habe.
Dafüre gibt es 4,5 von 5 Miezekatzen und einen fetten Daumen nach oben.

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