„Raum 211: Rachespiel“ – Marcel Riepegerste

“ … »Genau, das ist doch nur das, was dieses Arschloch möchte, dass wir uns auf sein Niveau herablassen. Dass wir gegenseitig übereinander herfallen. « …“

Deutschland im Herbst 2026. Einige Monate sind vergangen, seit Alex, Tammy und die Widerständler von der Insel in der Ostsee flüchten konnten. Nun halten sie sich in einem Haus im Wald versteckt. Doch Anton, der neue Bundeskanzler, hat einen finsteren Racheplan, und es ist ihm bereits gelungen, sie aufzuspüren. Winfrieds Tochter wird währenddessen aus der Untersuchungshaft entlassen und ist eine der ersten Probanden, an denen die neuartigen Medikamente getestet werden. Denn Konstantin und Sanja sind noch lange nicht am Ziel ihres Projekts, führen ihre Studien fort und schrecken dabei vor nichts zurück.

Während Konstantin und Sanja an der Ostsee in Raum 211 noch immer ihre Experimente durchführen, ist Winfried als Bundeskanzler zurückgetreten, seinen Posten hat nun der machthungrige Anton eingenommen. Alex, Marek, Fiete, Ole, Monika und Tammy ist die Flucht von der Insel gelungen, sie verstecken sich in einer abgelegenen Hütte im Wald, doch Anton ist ihnen auf der Spur, denn er hat es noch immer besonders auf Tammy abgesehen. Und Anton bekommt immer was er will, das bekommen die fünf bald schmerzhaft am eigenen Leib zu spüren.

Ich bemühe mich immer, meine Rezensionen spoilerfrei zu halten, manchmal kommt man aber nicht umhin, das eine oder andere zu erwähnen. Wer „Raum 211“ noch nicht gelesen hat, sollte sich hier besser ausklinken.^^

„Raum 211“ hat mich wirklich überrascht und so war ich natürlich gespannt auf die Fortsetzung, leider hab ich mich mit der etwas schwer getan und das aus einem ganz bestimmten Grund. Ich bin kein Freund amerikanischer Action-Filme, in denen der brave Held im Alleingang die Welt rettet. Mal abgesehen davon, dass der Drops inzwischen gelutscht ist, kommen die Geschichten für mich immer äußerst unglaubwürdig daher und so hat es mich nicht wirklich begeistert, dass „Raum 211: Rachespiel“ zwischendurch immer mal wieder auf diesem Pfad wandelt.
Dabei war der Einstieg durchaus vielversprechend, denn „Rachespiel“ knüpft unmittelbar an das Ende von „Raum 211“ an. So gibt ein Wiedersehen mit allen Charakteren, die ich gemocht oder eben aus tiefster Seele gehasst habe und es war toll, endlich zu erfahren, wie es mit ihnen weitergeht. Wobei die Ausgangslage diesmal fast noch schlimmer ist, denn Anton hat es geschafft, Bundeskanzler zu werden und kostet seine neu erlangte Macht in vollen Zügen aus, während Konstantin trotz der Ereignisse weiter seine fragwürdigen Forschungen betreibt.
Dafür hat Winfried jetzt Zeit für seine Familie und muss sich nun auch mit seiner Tochter auseinandersetzen, diese Kapitel fand ich großartig, vor allem, wenn es um seine innere Zerrissenheit ging. Für mich war er damit viel greifbarer als vorher. Dafür habe ich meinen Draht zu Tammy verloren, sie erschien mir zu kalt, zu berechnend.
Neben all den bekannten Figuren erscheinen auch zwei neue auf dem Spielfeld und wirbeln das Geschehen mächtig durcheinander. Welche Rolle Ninja spielt, bleibt lange im Dunkeln, auf „Seabird“, den zweiten Neuzugang, hätte ich für meinen Teil verzichten können und auch das Ende war mir zu viel des Guten.
Ja, die Story an sich hat mich nicht vom Hocker gehauen, aber das liegt an meinen ganz persönlichen Vorlieben und das Marcel Piepegerste schreiben kann, beweist er mit „Raum 21: Rachespiel“ erneut, trotzdem würde ich mir für den Nachfolger etwas weniger Rambo und mehr Konstantin wünschen, der ist für mich etwas untergegangen.
Dennoch zeigt der Autor auch im zweiten Teil wieder auf erschreckende Weise was passiert, wenn die Falschen an der Macht sind und ihre Position schamlos ausnutzen.

So leid es mir auch tut, „Raum 211: Rachespiel“ kommt für mich nicht an den Vorgänger heran, unter anderem auch, weil ich zeitweise das Gefühl hatte, ich lese einen Action-Roman und keinen Thriller. Wer das mag, kommt hier voll und ganz auf seine Kosten, von mir gibt es diesmal allerdings nur 3,5 von 5 Miezekatzen.

01. „Raum 211“
02. „Raum 211: Rachespiel

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