„Feuertod“ – Tim Curran

“ … Ihr linkes Auge, vorher bereits rot und geschwollen, platzte. Eine Bahn aus rotem Schleim ebnete sich einen Weg über ihre Wange und sammelte sich am Kinn. Das rechte Auge verschwand. Es wurde mit einem schlürfenden Geräusch in den Schädel gesogen. …“ (Seite 91)

Sei leise. Ganz leise.
Kein Geräusch.
Sie sehen dich nämlich nicht. Aber sie können dich hören.

Eine glühende Höllenbrunst aus radioaktivem Staub hat sie auf unsere Welt geführt. Sie brennen dir das Fleisch von den Knochen, sobald sie dich berühren.
Hörst du sie? Sie kommen, gierig auf alles, was sich bewegt … und atmet.

Sei leise. Ganz leise.
Wehe, du schreist …

In Middleburg wartet man auf den Regen, der der drückenden Hitze ein Ende machen soll. Doch statt Abkühlung hat er den Tod im Gepäck, denn der schwarze Niederschlag ist siedend heiß und tötet fast alle, die sich draußen aufhalten. Wer entkommt, wird Opfer des darauf folgenden Meteoritenstaubes, dessen winzige Körner wie Messer durch Fleisch und Sehnen schneiden. Nach 12 Minuten ist der Spuk vorbei. Oder nicht?

Abby arbeitet mal wieder als Babysitterin und passt auf die kleine Megan auf, als sie bemerkt, dass auf dem Nachbargrundstück die Fliegentür offen steht, immerhin ist es schon spät. Sie sorgt sich um die alte Dame, die dort wohnt, vielleicht ist sie ja gestürzt. Und obwohl sie das Baby nur ungern allein lässt, macht sie sich auf den Weg nach nebenan und wünscht sich schon bald, sie hätte auf ihre innere Stimme gehört, denn draußen gehen grauenvolle Dinge vor und Megan ist ganz allein.
Wer einen empfindlichen Magen hat, sollte einen Bogen um „Feuertod“ machen, denn hier kann sich Tim Curran mal wieder so richtig schön austoben. Es gibt Regen, der Menschen regelrecht auflöst, scharfe Staubkörnchen, die Körperteile abtrennen und Feuer, jede Menge Feuer, wie Titel und Cover schon dezent andeuten.^^
Die Welt geht wieder einmal vor die Hunde, diesmal jedoch auf eine etwas andere Art. Und der Regen ist noch nicht einmal das Schlimmste, denn er hat etwas mitgebracht, etwas Böses, Hungriges. Schritt für Schritt lernt der Leser die Protagonisten und ihre Sicht auf die Dinge kennen, denn natürlich ist Abby nicht die einzige, die ums Überleben kämpft. Auch Earl, den Hausmeister die Highschool, der ein ungesundes Interesse an den Schulmädchen hat, treibt es in dieser Nacht vor die Tür, ebenso wie Melody, die ihren Hund sucht. Und Curran gibt jedem eine gewisse Tiefe, selbst wenn er nur einen kurzen Auftritt als Statist hat. Man kann sich also nie wirklich sicher sein, wer ins Gras beißt, denn erstmal bekommen alle gleich viel Aufmerksamkeit. Ich persönlich mag das ja, auch wenn ich von manchen Figuren ab und an gern etwas mehr gelesen hätte. Aber man kennt das, das Schicksal ist halt unbarmherzig.
Am Schreibstil gibt es nichts zu meckern, Tim Curran schafft es immer wieder, dass seine bildhaften Beschreibungen mein Kopfkino zum Laufen bringen und trotzdem werde ich mit dem Buch nicht so ganz glücklich. Eine von Liebeskummer geplagte Teenagerin, die inmitten eines Albtraums versucht, nicht nur sich, sondern auch ein Baby zu retten, ist mir irgendwie ein bisschen zu viel des Guten, Abby ist mir einfach zu „makellos“ um glaubhaft rüberzukommen.

„Feuertod“ ist ein typischer Curran, man bekommt, was man erwartet, es wird blutig und die eine oder andere Szene tut fast schon ein bisschen weh. Die Wesen, die den Überlebenden an die Kehle wollen, sind zwar nichts vollkommen Neues, heben sich aber von den üblichen Gestalten ab und dafür gibt es einen Daumen nach oben. Allerdings war mir die Heldin ein wenig zu glatt und das Ende hat mich auch nicht komplett überzeugt und so vergebe ich 3,5 von 5 Miezekatzen für die brutzelnden Einwohner von Middleburg.
Tim Curran Fans werden an dem Buch ihre Freude haben, wer den Autor noch nicht kennt, aber auf deftige Horrorkost steht, sollte durchaus mal einen Blick riskieren, auch wenn es nicht sein bestes Werk ist.

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