„Ihr seid für mich gestorben“ – Moe Teratos

“ … Julia schaute sich um. Um eine ausladende Tafel saßen mehrere Menschen. Sie zu zählen schaffte sie nicht. In ihrem Kopf tanzten sämtliche Gehirnzellen Tango. »Wer …«, setzte sie an.
»Wer das ist?«, fragte er und lachte. »Erkennst du deine eigene Familie nicht, Sam?«
»Sam? Wer … Ich bin Julia« …“

Die meisten von uns sehnen sich nach etwas ganz Bestimmtem. Es ist etwas, das eigentlich jedem von uns vergönnt sein sollte, aber nicht jeder bekommt es. Damit meine ich die Liebe. Vielen wird sie verwehrt. Andere bekommen stattdessen Gewalt zu spüren.
Genau so erging es mir in meiner Kindheit. Und wisst ihr was? Das hat mich zu dem werden lassen, was ich heute bin. Ich bin kein guter Mensch. Aber wie hätte ich das auch werden sollen? Bei der Familie?
Sie müssen dafür leiden, was sie mir angetan haben. Und das immer und immer wieder …

Julia ist ein Mauerblümchen und lebt noch bei Mutti, die bestimmt, was gut für sie ist. Bei der Geburtstagsfeier ihrer Freundin Vera springt sie schließlich über ihren Schatten und lässt sich auf ein Date mit einem Fremden ein, keine gute Idee, wie sich schon bald zeigt. Der liebenswürdige Fremde, der so verständnisvoll war, entpuppt sich schon bald als eiskalter Psychopath, doch da ist die junge Frau ihm bereits ins Netz gegangen. Ihre Mutter weiß sofort, dass etwas nicht stimmt, als Julias Bett am Morgen leer ist, doch die Polizei erweist sich nicht als besonders hilfreich.

Nicht jeder ist mit seiner Familie glücklich, sei es mangelnde Unterstützung oder fehlende Zuneigung, manchmal sind einfach alle Idioten. Auch Julia hat in „Ihr seid für mich gestorben“ so ihre Problemchen mit Mutti, kommt allerdings schon bald vom Regen in die Traufe, denn ihre neue Familie hat sie sich nicht ausgesucht, das hat ihr ein scheinbar liebenswürdiger Fremder in einem Club abgenommen. Oftmals können uns Fremde jedoch nicht wirklich gut einschätzen und so fühlt sich Julia nicht sonderlich wohl im neuen Heim. Das könnte allerdings auch an den Hausregeln liegen, die sie noch nicht verinnerlicht hat.
Wer Moe Teratos kennt, ahnt bereits bei dieser zugegeben etwas vagen Umschreibung, dass es böse wird, sehr böse und natürlich auch blutig. Wenn Bruder und Schwester aneinandergeraten, müssen die Fronten halt geklärt werden, kennt man ja. Und so stehen sich hier zwei völlig ungleiche Charaktere gegenüber: Julia, die trotz ihres Alters von fast 30 Jahren immer noch unter der Fuchtel ihrer Mutter steht und ein sterbenslangweiliges Leben führt und der nur außerhalb seiner vier Wände sympathische, dafür aber ziemlich einfallsreiche Kilian. Zweifelsohne interessante Figuren, trotzdem hat mich Moes Pycho-Thriller diesmal nicht komplett überzeugt. Julia tat mir zwar leid, aber das war es auch schon, zu Kilian hingegen hätte ich gern mehr erfahren, der Rest war für mich austauschbar. Bis auf Mutti vielleicht.^^

Wer es deftig liebt, kommt bei Moe Teratos auf seine Kosten, auch „Ihr seid für mich gestorben“ bildet da keine Ausnahme. Aufgrund der vielen Foltereinlagen kommt die Geschichte zu kurz und die Charaktere bleiben blass, mit Ausnahme von Julia. Zumindest Kilian hätte meiner Meinung nach etwas mehr Hintergrund verdient. Mir persönlich ist der Plot ein wenig zu konstruiert und schnell durchschaubar. Lange Rede, kurzer Sinn, mein Lieblingsbuch von Moe Teratos ist „Ihr seid für mich gestorben“ nicht, aber 3 von 5 Miezekatzen sind immer noch drin.
Sollte jemand die Autorin noch nicht kennen, welch Frevel, kann ich euch besonders ihre Ratz-Reihe empfehlen. 

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