„Liebe böse Schwester“ – Simone Trojahn

“ … Elias erkennt das Messer, das neben ihr auf dem Boden liegt, weil er es oft genug sellbst in der Hand hatte. Sie haben Fleisch damit geschnitten und manchmal auch Brot. Am Ende hat Isabel es benutzt, um ihre Mutter aufzuschneiden. …“ (Seite 13)

Die von Gewalt und Missbrauch geprägte Kindheit der Geschwister Elias und Isabel endet in einem brutalen und folgenschweren Befreiungsschlag. Fünfzehn Jahre später wird Elias aus dem Gefängnis entlassen und ist überglücklich, endlich wieder mit seiner geliebten Schwester vereint zu sein.
Nun könnte alles gut werden, doch die beiden haben die Rechnung ohne die blutrünstigen Gespenster der Vergangenheit gemacht, die in den dunklen Winkeln ihrer traumatisierten Seelen lauern.
Während Elias versucht, sich sein Leben in Freiheit aufzubauen, sieht er sich mit unheimlichen Fragen konfrontiert. Warum will Isabel unbedingt in dem Haus wohnen bleiben, wo ihnen so viel Schlechtes widerfahren ist? Was treibt sie in dem Kellerraum, den er nicht betreten darf? Und woher stammt das Fleisch, das sie ihm täglich auftischt?
Am Ende ist nichts, wie es scheint, und Elias wird auf Antworten stoßen, die seine Welt in Stücke reißen und die nicht nur ihn, sondern vielleicht auch euch, liebe Leser, um den Verstand bringen werden.

Als der 14-jährige Elias die Leiche seiner Mutter findet, ist ihm sofort klar, dass Isabel, seine kleine Schwester, die Täterin ist. Die Tote ist für ihn kein Verlust, hat sie doch ihre Kinder als Sexspielzeuge an Männer vermietet, seiner Schwester jedoch will er beschützen und so manipuliert der Junge die Beweise und geht an ihrer Stelle ins Gefängnis. Als er nach 15 Jahren entlassen wird, nimmt ihn Isabel, die inzwischen wieder in ihrem Elternhaus lebt, auf. Anfangs glaubt er, dass sie ihm helfen will, aber scheinbar hat sie ganz andere Pläne …

Wie viele von Simone Trojahns Büchern beginnt auch „Liebe böse Schwester“ mit einem Knall. Als Elias nach Hause kommt, findet er die verstümmelte Leiche seiner Mutter im Wohnzimmer. Als Täterin kommt nur seine kleine Schwester Isabel in Frage, die den Mord auch zugibt. Die beiden Geschwister verbindet eine von Gewalt und Missbrauch geprägte Kindheit, ohne ihre Mutter sind sie ohne Zweifel besser dran. Was Elias bisher nicht geschafft hat, tut er jetzt, er beschützt seine kleine Schwester, indem er das Verbrechen auf sich nimmt, um zumindest ihr ein hoffentlich normales Leben zu ermöglichen. Als er nach Jahren aus dem Gefängnis kommt, zieht er bei seiner Schwester ein, die inzwischen verwitwet und wohlhabend ist und versucht ihr zu helfen, wo er nur kann. Nach und nach wird ihm jedoch klar, dass Isabel etwas vor ihm verbirgt.
In ihrem neuesten Buch wendet sich die Autorin erneut der Beziehung von Geschwistern zu und die kann durchaus problematisch sein, so wie natürlich in diesem Fall. Elias hat seine Schwester nicht beschützt, als sie noch ein Kind war und fühlt sich deswegen schuldig, selbst nach den 15 Jahren, die er an ihrer Stelle im Knast war. In dieser Zeit hat sich draußen viel verändert und so sehr er sich auch bemüht, er schafft es einfach nicht, auf eigenen Füßen zu stehen und findet sich so schon bald in einem merkwürdigen Abhängkeitsverhältnis wieder. Immer wieder möchte man ihn einfach nur schütteln, anschreien, ihm raten, seine Sachen zu packen und einfach zu verschwinden, aber natürlich ist es dafür längst zu spät und so dreht sich die Spirale weiter und weiter.
Simone Trojahn beherrscht dieses Spiel perfekt, ich bin als Leser angewidert und fasziniert zugleich und lasse mich von Sog der Geschichte mitreißen, in der die Grenzen zwischen gut und böse immer wieder verschwimmen und ich am Ende schlucken muss. Warum, werde ich hier natürlich nicht verraten, dafür müsst ihr das Buch schon selbst lesen, wenn ihr euch traut.

Uff, „Liebe böse Schwester“ ist harter Tobak und mit Sicherheit nicht für jeden geeignet, aber genau das, was man von Simone Trojahn erwartet. Verkorkste Familienbeziehungen scheinen die Autorin besonder zu reizen, kein Wunder, sie geben immer wieder spannenden Lesestoff ab und am Ende wird einem die eigene bucklige Verwandschaft immer sympathischer.^^ Dafür gibt es von mir 4 von 5 Miezekatzen.

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