„Mimik“ – Sebastian Fitzek

„Ein Massenmörder sagte einmal, einen Menschen zu töten sei einfach. Mit der Tat zu leben wäre das Schwierige.
Mal sehen, ob das stimmt. …“ (Seite 25)

Hannah Herbst ist Deutschlands erfahrenste Mimikresonanz-Expertin, spezialisiert auf die geheimen Signale des menschlichen Körpers. Als Beraterin der Polizei hat sie schon etliche Gewaltverbrecher überführt.
Doch ausgerechnet als sie nach einer Operation mit den Folgen eines Gedächtnisverlustes zu kämpfen hat, wird sie mit dem schrecklichsten Fall ihrer Karriere konfrontiert: Eine bislang völlig unbescholtene Frau hat gestanden, ihre Familie bestialisch ermordet zu haben. Nur ihr kleiner Sohn Paul hat überlebt. Nach ihrem Geständnis gelingt der Mutter die Flucht aus dem Gefängnis. Ist sie auf der Suche nach ihrem Sohn, um ihre „Todesmission“ zu vollenden? Hannah Herbst hat nur das kurze Geständnis-Video, um die Mutter zu überführen und Paul zu retten. Das Problem: Die Mörderin auf dem Video … ist Hannah selbst!

Als Hannah an ein Bett gefesselt in einem anonymen Hotelzimmer aufwacht, weiß sie weder wer, noch wo sie ist. Im Fernsehen läuft die Fahndungsmeldung nach einem gefährlichen Serienkiller, Ausgerechnet der kommt nur wenige Augenblicke später aus dem Badezimmer und erzählt ihr, dass er Angst vor ihr hat, weil sie eine brutale Mörderin ist. Um das zu beweisen, zeigt er ihr ein Video, in dem sie einen Doppelmord gesteht.

Die letzten Bücher von Sebastian Fitzek haben mir keine Begeisterungsrufe mehr entlockt, hatten einige Logiklöcher und waren meiner Meinung nach zu vorhersehbar, wenn man das Schema einmal begriffen hat. Ich habe „Mimik“ nach einigem Zögern zwar gekauft,  das Buch wanderte aber erstmal ins Regal und geriet so ein bisschen in Vergessenheit. Und das obwohl ich zur Lesung war. Eines muss man Fitzek lassen, man mag von seinen Werken halten was man will, er ist ein toller Entertainer und seine „Shows“, ja, so kann man das fast schon nennen, sind immer wieder toll inszeniert. Beim letzten Mal war ich jedoch ein bisschen enttäuscht, für mich zu viel Gerede und Witzchen, zu wenig Buch. Lange Rede, kurzer Sinn, als ich meine Leseliste für 2023 erstellt habe, ist auch „Mimik“ mit draufgehüpft.
Im Mai hab ich dann endlich zum Buch gegriffen und was soll ich sagen? Im Gegensatz zu seinen Vorgängern hat es mich tatsächlich wieder gepackt, allein schon, weil ich das Thema sehr interessant finde und dass Mimik und Gestik manchmal mehr sagen als Worte, ist ja bekannt.
Bereits der Einstieg ist gut gelungen, Hannah, die versucht, ihren Sohn zu retten. Als Mutter ist es total verständlich wie sie reagiert, trotzdem ist sie bei mir von diesem Moment an durch, ich mag sie nicht und daran ändert sich auch nichts mehr. Dennoch ist sie eine interessante Figur, denn ihr wird von jetzt auf gleich alles genommen, ihre Familie, ihre Erinnerung und dann befindet sie sich auch noch in der Gewalt von Lutz Blankenthal, einem gesuchten Killer, der sie für ihre Tat bestrafen will. Der Stoff, aus dem Albträume sind und es wird nicht besser. Zum Glück gibt es das Geständnisvideo, mit dem sich Hannah nun auseinandersetzen muss um zu beweisen, dass sie keine Mörderin ist. Ihr zur Seite steht ausgerechnt Blankenthal, von dem ich übrigens gern etwas mehr gelesen hätte, denn ich finde ihn tatsächlich interessanter als Hannah, die mir persönlich einfach zu kalt und berechnend rüberkommt.
Insgesamt fand ich dieses Buch etwas ruhiger als Fitzeks letzte Werke und auch realistischer, keine Aneinanderreihung von merkwürdigen Zufällen, auch wenn dem Ottonormalbürger so etwas wahrscheinlich nie passieren wird. Aber man kann es zumindest nachvollziehen und das ist schon einmal viel wert. Bisher wusste ich immer, wer der Täter ist, diesmal wurde es mir allerdings schwer gemacht, auch wenn ich eine Ahnung hatte. Und auch wenn der Vergleich jetzt etwas weit hergeholt scheint, irgendwie hat mich die Story ein bisschen an „Das Schweigen der Lämmer“ erinnert. Wahrscheinlich, weil beide Ermittlerinnen traumatische Ereignisse durchgemacht haben, ich aber den bösen Killer einfach sympathischer und interessanter finde. Was sagt das jetzt über mich aus?

Auch wenn „Mimik“ nicht ganz an Sebastian Fitzeks „Frühwerke“ herankommt, so gefiel mir der Thriller doch deutlich besser als die letzten Bücher, die ich immer wieder wild den Kopf geschüttelt habe, weil manche Dinge einfach total unrealistisch waren. Diesmal merkt man, dass der Autor sich mit dem Thema der Mimikresonanz auseinandergesetzt hat und auf verschiedene Dinge eingeht, so kann man als Leser Hannahs Gedankengängen folgen und tiefer in die Geschichte abtauchen. Der Schreibstil ist wie gewohnt einfach, schnörkellos, aber gerade das macht die Bücher aus.
Wer Fitzek nicht mag, wird natürlich auch mit „Mimik“ nicht glücklich, für mich war es nach langer Zeit endlich wieder ein fesselndes Buch mit einem Ende, das … Ach was schreib ich, lest es einfach selbst. Von mir gibt es 4 von 5 Miezekatzen.

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