„Fünf, Vier … gleich sterben wir“ – Andrea Reinhardt

“ … Ein unbändiger Schmerz schoss durch seinen Kopf, nachdem er einen heftigen Schlag abbekommen hatte. Seine Beine sackten zusammen, er ließ das Handy fallen. Die Gestalt trat neben ihn. Ein weiterer Schlag auf seinen Kopf folgte. Dann wurde es dunkel. …“ (Seite 10)

Zehn Augen, die sehen. Fünf Herzen, die schlagen. Fünf Leben, die spielen.

Nach einer Party wacht der siebzehnjährige Jonas orientierungslos in einem heruntergekommenen Bau auf, der einem Gefängnis gleicht. Nach und nach kommen weitere Jugendliche dazu: Julia, ein Mädchen mit Narben im Gesicht, das Jonas nur Stunden zuvor auf der Party kennengelernt hat, Jenny, ein Emo-Girl, die selbstbewusste Nadine und Leon, der erst zehn Jahre alt ist. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, doch in der Zelle sind sie alle gleich; sie sind Opfer.

Was darauf folgt, ist ein einziger Albtraum. Gesteuert von seiner Besessenheit verfolgt der unbekannte Entführer einen perfiden Plan und spielt mit den Teenagern ein grausames Psychospiel, das nur die Gewinner überleben. 

Als sich im Internet ein Film der entführten Jugendlichen verbreitet, steigt die Sorge des Kriminalkommissars Mathias Kron. Sein Team der Kripo Koblenz ermittelt mit Hochdruck, um die Teenager zu finden. Doch die Uhr tickt, und schon bald wird jegliche Hilfe zu spät kommen. Fünf, vier, drei, …

Auf einer Party bekommt Jonas einen Anruf vom Handy seines besten Freundes Hannes. Eine fremde Stimme teilt ihm mit, dass Hannes entführt wurde und schickt ihm ein Bild, dass den Jungen blutverschmiert zeigt. Jonas zögert keine Sekunde. Doch am Sportplatz angekommen, bekommt er einen Anruf von Hannes, dem es gut zu gehen scheint. Dann spürt er nur noch einen Schlag und kommt in einem vergitterten Raum wieder zu sich. Und er ist nicht der Einzige, nach und nach tauchen mehr Kidsa auf und sie alle sollen ein Spiel spielen …

Wir alle haben Lieblingsserien und Filme. Wer taucht nicht gern mal in ein anderes Leben ab, wandelt durch fremde Welten, ist der große Held? Das alles ist vollkommen in Ordnung, solange man zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann. Was passiert, wenn die Grenzen verwischen, zeigt „Fünf, Vier … gleich sterben wir“ auf erschreckende Art und Weise.
Jonas, Julia, Jenny, Nadine und Lukas sind 5 völlig unterschiedliche Kinder, die jedoch eins gemeinsam haben, sie alle finden sich in einem abgeschlossenen Raum wieder und jeder von ihnen muss eine ganz spezielle Prüfung bestehen. Was dahintersteckt, wissen sie nicht, der Leser hat allerdings schon bald eine Ahnung.
Andrea Reinhardt erzählt ihren Thriller auf zwei Ebenen. Da ist zum einen Peter, der Junge ohne Freunde, dessen einzige Freude im Leben eine Fernsehserie ist, zum anderen die Geschichte rund um die entführten Kids, in deren Fall Mathias Kron ermittelt. Dabei hat der eigentlich ganz andere Probleme, denn seine Frau liegt nach einem Schlaganfall im Krankenhaus.
Der erste Band der „Tick, Tock … tot“ Dilogie setzt sich unter anderem mit Mobbing, Ängsten und einer ungesunden Obsession auseinander. Dabei legt die Autorin besonders viel Wert auf ihre Figuren, was dazu führt, dass man mit den entführten Kids einfach mitleiden muss und sich bangen Herzens immer wieder fragt, was sie wohl als nächstes erwartet. Aber auch das Ermittlerduo weiß zu begeistern, gerade Kron, der immer wieder den Spagat zwischen Job und Familienleben meistern muss. Die Charaktere sind alle toll gezeichnet und haben Tiefe, von den Opfern über die Ermittler bis hin zum Bösewicht. Hinzu kommt eine fesselnde Erzählweise, so dass man das Buch am liebsten gar nicht aus der Hand legen möchte.

Auch mit „Fünf, Vier … gleich sterben wir“ hatte mich gleich nach den ersten Seiten wieder an der Angel. Ein sympathische Ermittlerteam und ein fieser Entführer sorgen für spannende Unterhaltung, lediglich das Cover finde ich etwas einfallslos. Würde ich die Autorin nicht kennen, hätte ich im Laden nicht danach gegriffen, aber zum Glück bin ich kein Coverkäufer.
Falls ihr also auf der Suche nach einem guten Thriller seid, riskiert ruhig mal einen Blick auf die Bücher von Andrea Reinhardt. Mich hat sie bisher noch nie enttäuscht und heimst so 4 von 5 Miezekatzen ein.

01. „Fünf, Vier … gleich sterben wir“
02. „Neun, Zehn … ich will dich sterben seh’n“

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