„Die Geister von Alcatraz: Chester“ – Kathrin Wandres

“ … Seinen Namen auszusprechen, hatte Larry seit den Erlebnissen im Verlies vor zwei Jahren nicht mehr gewagt, obwohl er noch immer wie ein fortwährendes unheimliches Echo in seinen Gedanken nachhalte: Capone, Capone, Capone …“

Zwei Jahre lang haben die Geister geschwiegen. Doch nun wird das Verlies erneut geöffnet. Alcatraz 1953: Chester ist ein verurteilter Mörder – und das zu Recht. Was andere hassen, weiß er zu schätzen: die Sicherheit der undurchdringlichen Mauern von Alcatraz. Während er sich genügsam dem stupiden Gefängnisalltag hingibt, haben die Wärtertochter Jillian und ihr Onkel Jeffrey mit den Folgen jenes Vorfalls vor zwei Jahren zu kämpfen. Als eines Nachts das Verlies geöffnet wird, müssen sie sich erneut ihren größten Ängsten stellen. Kurz darauf geschehen die ersten Morde. Häftlinge und Wärter verdächtigen sich gegenseitig, jeder misstraut jedem. Inzwischen findet der Mörder von Alcatraz seine nächsten Opfer. Als Chester erkennt, dass auch er eine Rolle in der Mordserie spielt, ist es bereits zu spät. Es gibt nur noch einen Ausweg – und dieser führt in die finsteren Tiefen von Alcatraz.

 Zwei Jahre sind vergangen, seit Jillian und Jeffrey im Verlies den Geistern von Alcatraz begegnet sind. Jill ist inzwischen 18 und arbeitet als Vertretung im Büro des Gefängnisleiters. Zu ihren Aufgaben zählt auch das Putzen und dabei trifft sie auf den Häftling Chester, der im Besucherraum auf einen Gast wartet und so kommen die beiden ins Gespräch. Wie schon bei Ray fühlt sie sich auch mit ihm auf eine seltsame Art verbunden. Als erneut Gefangene sterben und der Zugang zum Verlies geöffnet wird, ahnt die Wärtertochter Böses und sie soll Recht behalten.    

Jillian scheint die Begegnung mit Al Capone und seiner Bande ganz gut verdaut zu haben, auch wenn ihr keiner glaubt, dass sie die Geister gesehen hat, denn ihr Onkel Jeffrey bestreitet diesen Teil der Ereignisse und Ray ist nicht mehr da. Dafür hat Deepcut seinen Führungsposten abgegeben und sorgt nun für Nachschub für das Geisterheer. Jill arbeitet inzwischen im Büro des Warden und trifft so auf Chester. Auch wenn sie weiß, dass der Kontakt mit Inhaftierten für sie tabu ist, beginnt sie ein Gespräch mit dem Mann und die Geschichte wiederholt sich …
Ich muss gestehen, ich weiß nicht so recht, was ich von Jillians Vorliebe für Gefangene halten soll, denn ähnlich wie vor zwei Jahren bei Ray, fühlt sie sich auch ihm wieder verbunden ohne zu wissen wer er ist und was er getan hat.
Neben der Wärterstochter gibt es natürlich auch ein Wiedersehen mit fast allen anderen Figuren aus dem Vorgänger. Während der Warden und Jills Eltern jedoch wieder eher im Hintergrund bleiben, kommt dem inzwischen trockenen  Jeffrey wieder eine wichtige Rolle zu, genauso wie Daniel, ihrem kleinen Bruder, der seine Nase zu tief in Dinge steckt, die ihn nichts angehen und der bei mir fast mehr punktet als seine große Schwester. Am faszinierendsten fand ich aber Deepcut, der ja einen besonderen Pakt geschlossen hat und den nun erfüllen muss. War er im ersten Band noch der bösartige Anführer der Gefangenen, so hat er diesen Posten inzwischen geräumt und ist zu einem Einzelgänger geworden, der schwer an seiner Last trägt und bei mir einige Sympathiepunkte abgeräumt hat. Natürlich ist er immer kein Guter, aber hey, gerade darum mag ich ihn irgendwie.^^ Aber auch Chester weiß zu überzeugen. Im Gegensatz zu Ray ist bei ihm von Anfang an klar, dass er wirklich gemordet hat und nicht unschuldig im Gefängnis sitzt. Seine Geschichte ist allerdings genau berührend.
„Die Geister von Alcatraz: Chester“ liest sich flüssig und wie schon beim letzten Mal hat die Autorin auch hier wieder eine Menge interessante  Informationen zur Gefängnisinsel Alcatraz und dem Alltag dort in ihr Buch gepackt. Außerdem geht es diesmal etwas düsterer zu, was ich persönlich toll fand und als Sahnehäubchen gibt es eine Prise Mystery, die der Geschichte eine ganz besondere Würze beschert.

 Nach Ray kommt Chester und auch der weiß zu überzeugen, wenn auch auf eine andere Art als sein Vorgänger. Mit dem zweiten Teil der „Die Geister von Alcatraz“ Reihe liefert Kathrin Wandres wieder einen spannenden Thriller in einem tollen Setting ab, bei dem man von der ersten bis zur letzten Sekunde mitfiebert. Von mir gibt es dafür 4 von 5 Miezekatzen und ich bin gespannt auf Band drei.

„Die Geister von Alcatraz: Ray“
Die Geister von Alcatraz: Chester“
„Die Geister von Alcatraz: Will“

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