„Coraline“ – Neil Gaiman

“ … In der Küche stand eine Frau, die Coraline den  Rücken zuwandte. Sie sah ein bisschen wie Coralines Mutter aus. Außer …
Außer dass ihre Haut so weiß wie Papier war.
Außer dass sie größer und dünner war.
Außer dass sie zu lange Finger hatte, die ständig in Bewegung waren. Blutrote Fingernägel, die gekrümmt waren und ganz spitz zuliefen. … “
(Seite 35) 

Gruseln war noch nie so schön: Neil Gaimans moderner Kinderbuch-Klassiker, wunderschön vierfarbig illustriert!

Coraline ist mit ihren Eltern in ein düsteres altes Haus gezogen. Die Nachbarn sind reichlich merkwürdig: Der verrückte Herr mit Schnurrbart erzählt von seinem Mäusezirkus, die schrulligen Schauspielerinnen warnen sie vor dem tiefen Brunnen im Garten. Eines Tages stößt sie im Haus auf eine zugemauerte Tür. Und sieht dort dunkle Schatten verschwinden. Was verbirgt sich dahinter?

Ein Buch über Angst und den Mut, sie zu überwinden, geschrieben von Neil Gaiman, dem Superstar der Fantasyliteratur. Ein Must-Have für alle, die schöne Bücher lieben!

Die Coraline hat Ferien und ihr ist langweilig. Beide Elternteile haben keine Zeit für sie, also erkundet das Mädchen die Wohnung, in die sie gerade erst eingezogen sind. Eine Backsteinwand hinter einer verschlossenen Tür weckt ihr Interesse und so holt sie sich den Schlüssel, als ihre Mutter einkaufen ist. Seltsamerweise ist die Wand verschwunden und über einen dunklen Flur gelangt Coraline schließlich wieder zurück in die Wohnung. Doch etwas hat sich verändert.

„Coraline“ hat mich über viele Jahre hinweg begleitet und natürlich habe ich auch den Film gesehen, aber irgendwann ist das Buch spurlos verschwunden, wahrscheinlich habe ich es verliehen und na ja, man kennt die alte Geschichte … Als ich dann vor kurzem die illustrierte Ausgabe entdeckte, musste sie unbedingt hier einziehen, das war auch der perfekte Zeitpunkt für einen erneuten Lesedurchlauf, immerhin habe ich nie eine Rezension zum Buch geschrieben, der perfekte Zeitpunkt also, das endlich nachzuholen.
Neil Gaimans Titelheldin ist die 9-jährige Coraline, nicht Caroline, wie sie von den Nachbarn, die nie richtig zuhören fälschlicherweise genannt wird. Die Ferien dauern noch eine Woche, aber ihre Eltern müssen arbeiten und so erkundet sie auf der Suche nach einem Abenteuer erst die Umgebung und schließlich das Haus, in dem sie noch nicht lange wohnen. Hinter einer verschlossenen Tür findet sie schließlich mehr, als sie sich erhofft hat, eine Art Parallelwelt in der ihre Eltern Zeit für sie haben, in der ihr keine seltsamen Essenskreationen ihres  Vaters vorgesetzt werden, sondern ihre Mutter lecker kocht. Doch obwohl sie sich in derselben Wohnung befindet die beiden Erwachsenen dort sich von ihren Eltern nur dadurch unterscheiden, dass sie statt Augen schwarze Knöpfe haben, ahnt Coraline instinktiv, dass hier etwas nicht stimmt und damit hat sie verdammt recht. Hinter all dem schönen Schein verbergen sich gruselige Dinge, erschaffen von ihrer anderen Mutter, die nicht das ist, was sie zu sein vorgibt und schon bald möchte das Mädchen nur noch zurück zu ihren richtigen langweiligen Eltern, aber das ist gar nicht so einfach.
Neil Gaiman schrieb „Coraline“ für seine Kinder, inzwischen hat das Buch zwar über 20 Jahre auf dem Buckel, ist aber immer noch aktuell, denn dieselben Probleme und Ängste, die dort geschildert werden, beschäftigen die Kiddies auch heute noch. Wer hat sich als Steppke nicht auch gelangweilt oder darüber geärgert, dass Vater und Mutter nie Zeit für einen haben? Oder dass man von den Erwachsenen nicht ernst genommen wird, so wie Caroline, als sie aus Sorge um ihre verschwundenen Eltern die Polizei anruft und belächelt wird. Sie muss sich diesem Albtraum also ganz alleine stellen, zum Glück ist sie mutig und lässt sich nicht blenden, sie ist halt ein cleveres kleines Kerlchen.
Auf den ersten Blick kommt das Buch zwar durchaus düster daher, weiß aber dennoch mit schrulligen und irgendwie liebenswerten Charakteren zu bezaubern und gibt den Lesern einige wohlgemeinte Lebensweisheiten mit auf den Weg. Glaube an dich selbst, ist eine davon, versuche immer hinter die Fassade zu schauen eine andere. Das gilt natürlich nicht nur für Kinder, auch wir Erwachsenen sollten uns daran öfter ein Beispiel nehmen.
Aurélie Neyret hat Neil Gaimans Geschichte in sehr stimmungsvolle Bilder umgesetzt, allerdings muss ich gestehen, dass ich mit ihrer Coraline anfangs ein paar Startschwierigkeiten hatte, was an der Haarfarbe lag, denn hier ist sie leuchtend blond. In meinem Kopf spukt aber auch nach all den Jahren immer noch das kleine blauhaarige Mädchen im gelben Regenmantel herum.

Als Kind hätte ich „Coraline“ geliebt, leider wurde ich ein paar Jahre zu früh geboren und kam so erst als Erwachsene in den Genuss. Ja, die Geschichte ist düster, aber sein wir mal ehrlich, die meisten Kinder lieben Gruselgeschichten und außerdem hat das Buch neben Gänsehautmomenten noch so viel mehr zu bieten. Eine mysteriöse schwarze Katze zum Beispiel, was also will man mehr? Ihr seht, ich bin definitiv Team Coraline, von mir gibt es 4,5 von 5 Miezekatzen.

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