„Der Groomer“ – Jon Athan

“ … »Was brauchen Sie denn noch?«, rief Andrew verbittert. »Wir haben Ihnen alles gesagt! Wir haben Ihnen erzählt, dass er unsere Familie belästigt hat. Wir haben Ihnen erzählt, dass er uns gestalkt hat. Was denn noch, hä? Brauchen Sie ein Foto davon, wie er Grace von der Schule wegträgt?« …“ (Seite 137)

Nachdem Andrew einen jungen Mann erwischt, der im Park seine Tochter Grace und andere Kinder fotografiert, macht er sich Sorgen.
Kurz darauf begegnet Andrew diesem Mann erneut. Er weiß, dass dies kein Zufall ist.
Und dann verschwindet die kleine Grace.
Als die polizeiliche Ermittlung ins Stocken gerät, beschließt Andrew, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Er beginnt mit der Suche nach Sexualstraftätern in der Gegend …

Andrew ist Versicherungsvertreter, verheiratet und hat 2 kleine Kinder. Als die Familie im Park ist, wird Grace, seine 5-jährige Tochter, von einem Fremden angesprochen und fotografiert. Als er ihn zur Rede stellt , gerät das Ganze außer Kontrolle und die Polizei muss eingreifen, findet auf der Kamera aber keine Bilder des Mädchens. Doch die Familie fühlt sich von dem jungen Mann verfolgt und dann verschwindet Gracie.

Wie fange ich diesmal am besten an? 
Von Jon Athan ist man inzwischen ja schon so einiges gewohnt, zimperlich war er noch nie, aber „Der Groomer“ ist nochmal ein anderes Kaliber, finde ich. Es geht um ein hartes Thema: Phädophilie. Aber nicht einfach nur Kinderschänder, sondern eine skrupellose Organisation, die ihr Geld damit verdient, Kinder zu entführen und dann vor der Kamera zu Tode zu foltern. Bereits der Einstieg zeigt, wie einfach es ist, im Internet mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu kommen. Ein wenig zuhören, ein paar nette Worte und zack ist die Beute im Sack. 
Doch nicht nur unzufriedene Teenager werden zu Opfern, dass muss der eigentlich sanftmütige Vater Andrew McCarthy (nein, nicht der Schauspieler) am eigenen Leib erfahren. Nachdem seine kleine Tochter beim Spielen im Park von einem jungen Mann mit Kamera angesprochen wurde, taucht der immer wieder in ihrer Nähe auf, bis sie schließlich verschwindet. Andrew hält die Polizei für unfähig und beginnt damit, sich bei bekannten Kinderschändern umzuhören, dabei geht er natürlich nicht besonders rücksichtsvoll vor und mutiert er vom friedliebenden Familienvater zum brutalen Folterknecht, was mir persönlich mehr als nur ein bisschen Kopfschmerzen bereitet und mich zwiegespalten zurücklässt. Als Mutter verstehe ich seinen Antrieb und seine Wut, ich kann nachvollziehen, dass er sich nicht ernstgenommen fühlt, verzweifelt ist und seine kleine Tochter so schnell wie möglich zurückhaben möchte. Ich denke jeder von uns war schon einmal in einer Situation, in der man einfach nur Schreien möchte, oder Amoklaufen. Aber rechtfertigt das die Art und Weise, mit der er sich seinem Ziel entgegenkämpft? Gut, man mag sagen, seine Opfer haben eine solche Behandlung verdient, aber ist das wirklich so? Waren alle schuldig?
Auch wenn ich die Auseinandersetzung mit einem solchen Thema mutig finde, fehlt mir hier etwas ganz Wichtiges, denn auf Andrews Gefühle, Selbstzweifel, wie auch immer man es nennen mag, darauf, was das alles mit ihm macht, wird in keiner Weise eingegangen. Er ist wie eine Maschine, die, einmal in Gang gesetzt, blind auf das Ziel zurollt und genau das stößt mir sauer auf. Jon Athan macht es sich meiner Meinung nach hier ein bisschen zu einfach, gerade auch mit seinem Ende. Trotzdem muss ich gestehen, dass mich „Der Groomer“ mitgenommen hat, auf eine ganz eigene Weise, solche Erfahrungen wünscht man einfach niemandem.

Hier zu schreiben, das Buch hat mir gefallen, finde ich etwas unangebracht, immerhin geht es um Folter und Mord an Kindern. Aber ich habe einige Dinge gelernt, Hurtcore kannte ich als Begriff noch nicht, ebenso wie die Unterscheidung in MAPs und NOMAPs.
Manche Themen sind unangenehm, dennoch sollte man sie nicht unter den Teppich kehren. Wenn allerdings jemand sagt, bei Gewalt gwegen Kinder ist bei ihm Schluss, kann ich das auch voll und ganz nachvollziehen. Man sollte sich vor dem Lesen darüber im Klaren sein, dass man es hier mit sehr gestörten Menschen zu tun bekommt.
Trotz meiner oben ausgeführten Kritik hat mich Jon Athan mit „Der Groomer“ ziemlich eiskalt erwischt, dafür bekommt er 4 von 5 Miezekatzen. 

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