„Die Zeit des Todes“ – Andrea Reinhardt

“ … »Für mich kannst du nichts mehr tun, aber du sollst das Leben genießen. Versprich mir bitte, dass du all die Dinge unternimmst, die ich gern erlebt hätte. Ich werde von oben alles beobachten.« … „

»Ich bin der Zeitfänger.«
Mitten in der Nacht erwacht die 13-jährige Lara in einem düsteren Bootshaus, umgeben von einer Sammlung tickender Uhren. Aus der Dunkelheit tritt plötzlich ein Mann, der mit wirren Worten über Zeit und Engel spricht, bevor er sie mit ihrer Angst allein zurücklässt.

Stunden später kommt Tina hinzu, die Lara zum Verwechseln ähnlich sieht – langes blondes Haar, dunkle Augen.
Ihr Entführer kündigt an, dass noch zwei weitere Mädchen dazustoßen werden, denn er verfolgt einen finsteren Plan.
Lara und Tina sind davon überzeugt, dass ihr Tod unausweichlich ist, sobald der Mann den Countdown auf der großen Uhr startet.

Daniel liebt seine kleine Schwester Viola, für ihn ist es unerträglich, ihren hoffnungslosen Kampf gegen den Krebs mitanzusehen. Vor ihrem Tod, gibt er ihr das Versprechen, sein Leben zu genießen und all das zu tun, wofür ihr keine Zeit mehr blieb. Er sucht Rat bei einem zwielichtigen Arzt und unterbricht sogar seine Ausbildung zum Uhrmacher, um seiner Schwester ihren letzten Wunsch zu erfüllen.

Als Nora aus dem Urlaub zurückkommt, erwartet sich gleich ein neuer Fall. Lara, eine 13-Jährige, wird vermisst. Es scheint so, als hätte sie sich nachts zu einer Verabredung davongeschlichen.
Der Teenager kommt in einem alten Bootsschuppen zu sich und bleibt nicht lang allein. Nach und nach gesellen sich noch Tina, Peggy und Krtistin zu ihr, während im Hintergrund die Uhr tickt. Doch was passiert, wenn die Zeit abgelaufen ist?
Auch in ihrem neuesten Thriller lässt es Andrea Reinhardt wieder so richtig krachen. Diesmal begleitet der Leser vier Mädchen, die von einem seltsamen Mann, der etwas von Engel faselt und ein besonderes Verhältnis zur Zeit haben zu scheint, entführt wurden. Und während im Hintergrund der Countdown abläuft, hat keine von ihnen eine Ahnung, was dann passiert. Das es nichts Gutes sein wird, ist ihnen jedoch klar. So ähnlich sich die Entführten sehen, so unterschiedlich reagieren sie auf ihre Gefangenschaft, eine Situation, die sie vollkommen überfordert. Ihre Ausweglosigkeit, ihre Verzweiflung, an all diesen Dingen lässt die Autorin den Leser wieder hautnah teilhaben und schenkt dabei vor allem Lara ihre Aufmerksamkeit. Für ihr Alter wirkt sie, mal davon abgesehen welch unüberlegte Handlung sie in diese Situation brachte, recht vernünftig und sympathisch, so fällt es nicht schwer, sich in ihre hoffnungslose Lage zu versetzen und mit ihr zu leiden.
Aber auch Daniels tragischer Verlust und die daraus resultierenden Auswirkungen auf sein Leben lassen mich nicht kalt, ebenso wie Noras Ermittlungen, die das Netz um den Täter enger und enger ziehen. Der Fall verlangt der Kommissarin so einiges ab und man kommt nicht umhin, sie für ihr Auftreten und ihren Einsatz ins Herz schließen. Sie tut was sie kann, folgt jeder noch so kleinen Spur um die vermissten Mädchen zu finden.
Wer jetzt übrigens meint, Täter und Tatmotiv zu kennen, der hat wahrscheinlich noch kein Buch von Andrea Reinhardt gelesen, denn so einfach macht sie es uns natürlich nicht.

Ein wehrloser Teenager in der Gewalt eines Irren, Lara und ihre Mitgefangenen taten mir einfach unheimlich leid, doch auch der Handlungsstrang rund um Daniel geht zu Herzen. Die Autrorin hat hier einmal mehr einen harten und mitreißenden Thriller geschaffen. Die Charaktere überzeugen, die Auflösung ist schlüssig und am Ende hatte ich eine Gänsehaut. Was erwartet man mehr von einem Thriller? Von mir gibt es eine generelle Leseempfehlung für Andrea Reinhardt, die mich bisher mit allen ihren Büchern überzeugt hat und auch diesmal wieder verdiente 4 von 5 Miekekatzen abstaubt.

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